Im österreichischen Gleinstätten versorgen vier Heizwerke eine Region mit Wärme. 70 Landwirte liefern Hackschnitzel und Rundholz.
Kommunen und Unternehmen aus der Region mit umweltfreundlicher Wärme versorgen. Dieses Ziel hatte sich Wolfgang Waltl mit seinem Unternehmen „Nahwärme Gleinstätten GmbH“ gesetzt. Mittlerweile sind seine Biomasse- und Solarheizwerke zu einem „In-Begriff“ in der Südsteiermark geworden und versorgen ganze Orte mit Wärme.
An dem mit dem „Energy Globe Styria Award 2007“ ausgezeichneten Projekt sind auch etwa 70 Landwirte aus dem nahen Umkreis beteiligt, die die Werke mit Hackgut und Rundholz versorgen.
Verschiedene Wärmekonzepte
Die Nahwärme Gleinstätten GmbH ist ein gewerblicher Betrieb mit insgesamt sechs Gesellschaftern. Hauptstandort ist das Werk Gleinstätten. Außerdem gehören drei weitere Kraftwerke in der näheren Umgebung dazu. Die Heizwerke versorgen derzeit 75 Kunden mit Wärme, die mittels eines Fernwärmenetzes verteilt werden. Große Abnehmer sind dabei die Volks- und Landesberufsschule, Feuerwehr, LW-Genossenschaft, Baumarkt, der Kindergarten und einige Cafés. Hinzu kommen etwa 200 Privathaushalte.
Auf die Kunden des Heizwerkes kommen bis auf Anschluss- und die laufenden Energiekosten/Jahr keine weiteren Ausgaben zum Beispiel für Service- oder Instandhaltung hinzu. Der Preis für die Nahwärme liegt derzeitz rund 20 % unter dem für Heizölpreis (etwa 56 €/MWh).
Das Heizwerk Gleinstätten hat zwei verschiedene Wärme-Konzepte: Eines für den Sommer und eines für den Winter. In der kalten Jahreszeit sorgt ein 2 500 kW starker Biomassekessel mit nachgeschalteter Rauchgaskondensation für die Wärme und Hackguttrocknung.
Dafür hat Waltl ständig 20 % des Jahresbedarfes an Hackgut als Reserve gebunkert. Die Lagerhalle dafür fasst rund 4 000 m3. Sollte das Hackgut wider Erwarten nicht ausreichen, so helfen Nachbargemeinden oder die Industrie aus.
Verträge regeln das Geschäft
Im Sommer wird der Biomassekessel ausgeschaltet. Die Grundlast übernimmt dann die 1 315 m2 große Solaranlage auf dem Dach des Werkes, die an einen 90 000 l Pufferspeicher angeschlossen ist.
Bei schlechtem Wetter unterstützt eine eine Biomasseheizung einer Tischlerei aus dem Ort die Solaranlage. Wenn die Solaranlage hingegen mehr Wärme liefert, als benötigt wird, wird der Überschuss zum Trocknen des Hackgutes genutzt.
Das Heizwerk Gleinstätten ist Umschlagplatz von circa 20 000 m3 Hackgut pro Jahr. Den Großteil, etwa 12 000 m3, benötigt das Werk für seinen eigenen Heizbetrieb, der Rest wird verkauft.
Ein Teil des benötigten Hackgutes liefern Waldbesitzer, Privatpersonen und Landwirte. Den Rest kauft das Werk auf dem freien Markt zu. Unter anderem sorgen rund 70 Landwirte aus einem Umkreis von bis zu 30 km für die Rohstoffversorgung. Zu etwa 80 % wird das Holz als Hackgut (mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 30 bis 60 %) angeliefert und 20 % als Rundholz.
Für Hackgut zahlt die Nahwärme Gleinstätten GmbH 75 €/t atro, für Rundholz, wo noch die Kosten für das Hacken abgezogen müssen, kann der Landwirt 65 €/t atro erzielen.
Falls Bedarf besteht, ist das Werk dabei behilflich, eine mobile Hackmaschine zu organisieren und stellt auf Nachfrage auch einen eigenen 30 m3 großen Hackguthänger für den Transport des Hackmaterials vom Wald zum Heizkraftwerk zur Verfügung.
Bei kontinuierlicher Lieferung bietet das Heizwerk den Landwirten Holzlieferverträge an, in denen gewisse Sondervereinbarungen bezüglich Liefermenge, Lieferzeitraum, Jahrespreis, Laufzeit, Transportkostenvereinbarungen, etc. geregelt werden. Derzeit bestehen mit den fünf größten Landwirten Lieferverträgen, in denen eine Liefermenge von 400 bis 500 m3/Jahr (75 €/t atro erzielen) festgelegt ist.
Für Landwirte und Privatpersonen, die ihren Wald nicht mehr selber durchforsten wollen oder können, will das Heizwerk Gleinstätten in Zukunft die Bewirtschaftung des Waldes übernehmen. Pia Kinninger