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Den neuen Stall in die Sonne gedreht

Lesezeit: 5 Minuten

August Rietfort aus Stadtlohn (NRW) hat seinen neuen Maststall ganz nach den Bedürfnissen der Solarstrom­anlage ausgelegt.


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Der Hof von August Rietfort in Stadtlohn in Nordrhein-Westfalen ist auf den ersten Blick ein ganz normaler landwirtschaftlicher Betrieb, wie es ihn hundertfach in der Region gibt: Umgeben von Ackerflächen stehen neben einem Wohnhaus Scheunen und Schweineställe.


Erst auf den zweiten Blick fällt die neue Mastanlage auf, die mit ihrer ungewöhnlichen Dachform nicht so ganz zum Baustil der anderen Gebäude passt.


Die Dachform geht dabei weniger auf einen verspielten Architekten zurück, als vielmehr auf ein rechnerisches Kalkül: Um mehr Platz für seine Solarstromanlage zu schaffen, hat Rietfort den First seines Maststalles nicht in der Mitte des Daches platziert, sondern weiter nach Norden verschoben (siehe Bild oben).


Somit ist die Südseite des Daches mit einer Binderlänge von rund 27 m deutlich länger als die Nordseite mit nur 13 m.


Mehr Platz auf der Südseite


„Bei einem normalen Stall dieser Größe wäre Platz für eine 80-Kilowatt-Anlage gewesen, wir konnten hingegen rund 230 Kilowatt installieren“, sagt Rietfort.


Und die Bauweise hat noch einen Vorteil: So ist der Winkel der Süd-Dachhälfte mit 17 Grad steiler als bei einer herkömmlichen Bauweise (8 Grad). Dadurch treffen nicht nur die Sonnenstrahlen optimaler auf die Module und Rietfort kann sich eine Aufständerung der Anlage sparen. Sondern auch die Selbstreinigungswirkung der Platten bei Regen ist deutlich besser als bei einem flachen Winkel.


Wie wichtig für die Reinigung bereits ein paar Grad mehr Dachneigung sein können, hat Rietfort an seinen vor Jahren installierten Anlagen festgestellt (insgesamt 300 Kilowatt). So verschmutzt eine seiner Solaranlagen mit einem Neigungswinkel von 15 Grad deutlich schneller als eine andere in unmittelbarer Nähe mit einem Winkel von 20 Grad.


Damit es aber überhaupt nicht zu einer starken Verschmutzung kommen kann, hat Rietfort zudem die Lüftungsschächte für den Stall auf die Nordseite verbannt. „Erfahrungsgemäß sammelt sich in einem engen Umkreis um die Entlüftung viel Staub auf den Dachflächen“, sagt Rietfort.


Sollte die Anlage dennoch einmal stark verschmutzen und deshalb gereinigt werden müssen, dann ist das zumindest relativ einfach. Denn Rietfort hat in die Anlage einen etwa 50 cm breiten Wartungsgang mit eingeplant. Dieser verläuft parallel zur Längsseite des Stalles.


Die besondere Form des Stalles schlägt sich leider auch in den Baukosten nie-der. So muss Rietfort rund 7 000 Euro höhere Baukosten einkalkulieren als bei einer „normalen“ Dachkonstruktion. Denn unter anderem benötigte er mehr Dachbinder und die Genehmigung des Stalles war teurer.


„Allerdings sind die Erträge der Solaranlage auch sehr viel höher als bei einem herkömmlichen Stall. „Die Mehrausgaben werden dadurch bei Weitem wieder aufgefangen“, hat Rietfort errechnet.


Bei der Auswahl der Module hat der Landwirt ebenfalls nichts dem Zufall überlassen: So setzt er auf monokristalline Produkte. Zwar werden auf dem Markt auch Dünnschichtmodule angeboten, die teilweise günstiger sind. „Allerdings gibt es mit dieser recht jungen Technologie noch keine Langzeiterfahrungen“, begründet Rietfort seine Entscheidung zugunsten der kristallinen Produkte.


Wichtig waren dem Mäster auch niedrige Toleranzen der Nennleistungen bei den Modulen. Hintergrund: Da die Leistung der Module nie gleich ist, geben die Hersteller einen Bereich an, in dem diese schwanken kann. Beispiel: Ein Modul hat eine Toleranz von - 5 bis + 5 %. Das heißt in diesem Fall, dass die Leistung unter Umständen 5 % geringer, im besten Fall 5 % besser ist als ange-geben. Rietfort hat sich bewusst für Module entscheiden mit einer positiven Toleranz. So schwankt deren Leistung nur um 0 bis + 5 %.


Mehr Luft unter den Modulen


Um den Ertrag der Anlage zu maximieren, hat Rietfort außerdem 16 cm Platz zwischen der Anlage und dem Dach gelassen. Die meisten Betreiber planen hingegen nur einen rund 5 bis 10 cm großen Spalt ein. Allerdings ist der Kühl-effekt sehr viel besser, desto größer der Spalt ist.


Und das macht sich beim Ertrag bemerkbar. Denn im Sommer bei starkem Sonnenschein kann die Temperatur auf dem Dach schnell die 50-Grad-Marke übersteigen. Und das ist ein Problem: Denn je wärmer die Module werden, desto geringer ist der Ertrag, da Strom bei hohen Temperaturen sehr viel schlechter fließt als bei niedrigen.


Mehr Platz durch zentrale Wechselrichter


Bei den Wechselrichtern hat sich Rietfort für zwei zentrale Geräte entschieden. Diese haben jeweils eine Leistung von rund 130 Kilowatt.


Theoretisch hätte er sich auch für viele kleine entscheiden können. „Zentralwechselrichter sind allerdings Platz sparender“, sagt Rietfort und kosten nicht einmal mehr als die kleinen bei gleicher Leistung.


Um auf Nummer sicher zu gehen, hat er außerdem einen Wartungsvertrag mit dem Hersteller der Wechselrichter abgeschlossen. Für rund 1 500 Euro übernehmen diese nicht nur die Reparatur oder den Austausch gegen neue.


Im Preis enthalten ist auch eine Fernüberwachung der Anlage. Sobald auch nur eine kleine Störung auftritt, werden die Techniker des Herstellers automatisch darüber informiert und können der Ursache zügig auf den Grund gehen.


Rietfort hat somit alles getan, um die besten Voraussetzungen für seinen Stall zu schaffen. „Nun muss nur noch genug Sonne scheinen, damit sich der Stallbau rechnet“, sagt er. Diethard Rolink

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