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Düngerpellets für den Wein- und Obstbau

Lesezeit: 3 Minuten

In Südtirol bereitet seit Kurzem eine neuartige Ultrafiltration Gärrest zu Dünger und Wasser auf.


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In der intensiven Milchviehregion „Wipptal“ bei Sterzing (Südtirol) gibt es erhebliche Nährstoffüberschüsse. Das Problem wollen 62 Landwirte mithilfe einer Gemeinschaftsbiogasanlage mit innovativer Gärrestaufbereitung lösen. „Ziel ist es, die Nitratbelastung bei gleichbleibendem Viehbestand zu senken“, erklärt Helmut Döhler von der Beratungsfirma Döhler Agrar aus Untermerzbach (Bayern), der die Landwirte von Anfang an begleitet.


Die Biogasanlage mit einer Leistung von 1 MW vergärt Rindergülle mit einem Anteil von 60 % sowie Rindermist. Nach mehrjährigen Verhandlungen, gerichtlichen Baustopps und längerer Bauzeit ist die Aufbereitung seit Frühjahr 2017 im regulären Betrieb und läuft seitdem vollautomatisch.


Das Konzept funktioniert so: Die Biogasanlagenbetreiber holen Gülle und Mist bei den Landwirten ab. Die Hälfte der rund 35000 t anfallenden Gärreste bringen sie anschließend zu mehreren Zentrallagern. Dort können die Landwirte via Chipkarte entsprechende Kontingente abzapfen und als Dünger auf ihren Flächen ausbringen.


Die andere Hälfte des Gärrestes wird in der neuen Anlage zu einem Spezialdünger für unterschiedliche Anwendungen aufbereitet. Die Anlage verarbeitet 220 t Gärrest pro Arbeitstag. Rund 65 % der ursprünglichen Menge fällt als Wasser an, das in einen Fluss eingeleitet wird.


Neuartige Membran:

Die erste Verarbeitungsstufe ist eine Fest-Flüssig-Trennung mit einem Pressschneckenseparator. „Ursprünglich hatten wir danach einen Dekanter geschaltet, aber der hat zu viel Strom verbraucht und funktionierte nur mit dem Einsatz von chemischen Flockungsmitteln“, erklärt Döhler. Jetzt übernimmt diese Aufgabe ein Schwingsieb, das durch ständige Bewegung den Gärrest entwässert. Die anfallende Flüssigkeit wird anschließend in eine spezielle Umkehrosmose gepumpt, die schlammverträglich ist. Das war laut Döhler bislang ein großes Problem aller Verfahren: die Fasern, aber auch Salze und Schleimstoffe im Gärrest haben die Poren der Umkehrosmose-Membran verstopft.


Bei dem in Sterzing verwendeten Modul ist die mehrschichtige Membraneinheit senkrecht auf Vibrationskörpern montiert. Die ständige Vibration sorgt dafür, dass sich ein Wasserfilm über der Membranoberfläche bildet. So verstopft die Membran nicht mehr. Die Flüssigkeit wird in drei hintereinander geschalteten Modulen gereinigt. Dieses in den USA entwickelte Verfahren wird unter anderem zur Reinigung von Mineralölen verwendet. In Europa ist es erstmals bei einer Gärrestaufbereitung verbaut. Die Anlage benötigt zudem nur 7 bis 8 kWh Strom pro m³. „Damit liegen wir unter dem Verbrauch anderer Membranverfahren“, erklärt der Berater.


Definierte Düngerpellets:

Ein Band-trockner trocknet die im Prozess anfallenden Feststofffraktionen bis zu einem Wassergehalt von 10 bis 15 %. Anschließend wird das Material in einer Hammermühle zerkleinert und pelletiert. Auch hier arbeiten die Projektpartner noch daran, mit bestimmten Mischungsverhältnissen einen konfektionierten Dünger mit definierten Nährstoffgehalten herzustellen. Der Dünger soll zu kostendeckenden Preisen an Gemüse-, Obst- und Weinbauer vermarktet werden. „Für den Ackerbau wäre er zu teuer“, sagt Döhler.


Die Pilotanlage hat rund 2,5 Mio. € gekostet. Zur Amortisation ist eine entsprechende Vermarktung des Gärrestes wichtig. Ziel der Landwirte ist es, nach zwanzig Jahren eine schwarze Null erwirtschaftet zu haben. Das Konzept ist laut Döhler interessant auch für Deutschland. -neu-

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