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Nordfriesland: Bürger-Windparks sind Pflicht

Lesezeit: 3 Minuten

Landwirte profitieren von neuen Gemeindesatzungen und dem Repowering.


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Der Westen Schleswig-Holsteins ist in vielerlei Hinsicht Vorzeigeregion in Sachen Windenergie: Im Landkreis Nordfriesland drehen sich heute 612 Wind­energieanlagen mit einer installierten Leistung von 808 MW. Damit ist die Windenergie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: Mit 120 Mio. € Umsatz bei den Stromerlösen zahlen die Windparks an die Gemeinden insgesamt 10 Mio. € Gewerbesteuer pro Jahr.


Und noch eine Besonderheit: 90 % der Windparks sind als Bürgerwindparks gebaut. Das Ziel ist, möglichst alle von den Windrädern betroffenen Anwohner an den Gewinnen zu beteiligen. Mehrere Windparks haben sich zusammengeschlossen und betreiben gemeinsam ein Umspannwerk. Diese Bündelung der Einspeiseleistung hilft, Interessen gegenüber dem Energieversorger besser durchsetzen zu können.


Bereits 1990 wurde in Nordfriesland der erste Bürgerwindpark gegründet. Das Modell hat sich durchgesetzt. „Die Gemeinden weisen heute neue Windparks nur noch aus, wenn sie als Bürgerwindparks umgesetzt werden“, erläutert Oke Carstensen von der WEB Andresen Windenergieberatungsgesellschaft aus Breklum bei Husum.


Wenn eine Gemeinde neue Windeignungsflächen ausweist, sichert sie sich diese Flächen möglichst früh über Verträge mit den Landwirten als Flächeneigentümern. Damit bleibt überregionalen Projektgesellschaften der Zugang zu den Windeignungsflächen verwehrt. „Anschließend ruft die Gemeinde die Landwirte und die übrigen Einwohner zu einer Versammlung zusammen“, schildert Carstensen den üblichen Ablauf. Hier stellen Planer und Betreiber bestehender Parks, Banken und Steuerberater das Modell des Bürgerwindparks vor.


Entschließt sich die Gemeinde zur Gründung einer eigenen Gesellschaft, wird die Planung des Windparks an ein Planungsbüro vergeben. In der Phase erstellen die Planer Wirtschaftlichkeitsberechnung, Windgutachten usw.


Jeder Einwohner der Gemeinde ab 18 Jahren hat das Recht, sich zu beteiligen. Die Mindestanteile je Windpark liegen bei 5 000 €. Sie werden rundenbasiert ausgegeben. Das bedeutet: In jeder Runde darf jeder Beteiligte nur einen Anteil zeichnen. Es gibt anschließend so viele Runden, bis der erforderliche Eigenkapitalsanteil von 20 % der Investitionskosten erreicht ist.


Pacht abhängig vom Stromertrag


Die Landwirte, die Flächen in dem geplanten Windpark haben, erhalten als Pachtsumme in der Regel einen festen Betrag. Pro Windpark wird eine Pacht von 3 bis 5 % des Stromertrages ausgeschüttet. Diese wird so aufgeteilt: Den größten Betrag (etwa 25 % der Pacht­summe) erhält der Landwirt, auf dessen Grund ein Windrad steht. Aber auch alle anderen Landbesitzer, die Flächen in der Windeignungsfläche haben, bekommen etwas von dem Kuchen ab.


Ferner erhält jeder Landwirt, auf dessen Land eine Baulast z.B. für die Zuwegung eingetragen ist, einen Betrag von rund 1 000 € pro Jahr. „Mit diesem Vorgehen vermeiden wir Neiddebatten unter den Landwirten“, erklärt Michael Petersen vom Beratungsring Bollingstedt-Jörl, der seit 2002 Geschäftsführer eines Bürgerwindparks ist.


Die Parks haben heute zwischen 2 und 20 MW Anschlussleistung. Beteiligt sind oft mehr als 200 Kommanditisten. „Heute beteiligen sich aufgrund der guten Erfahrung mehr als 80 % der Bürger an den Windparks“, schätzt Berater Carstensen.


Der Trend dürfte noch einige Jahre anhalten. Erst kürzlich hat Schleswig-Holstein beschlossen, den Anteil des Windstromes im Land kräftig zu erhöhen. Landesweit sind 12 300 ha für neue Wind-eignungsflächen geplant, davon allein in Nordfriesland 3 500 ha.


Und die Nordfriesen haben schon weitere Pläne: Über 100 Windparks mit 6 000 Gesellschaftern haben die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Netz gegründet. Sie bündelt die Interessen der Mitglieder. Dazu zählt nicht nur der Ausbau der Stromnetze in Richtung Ballungszentren. Die ARGE Netz arbeitet auch schon an Konzepten, um den produzierten Windstrom direkt vermarkten zu können, z. B. über die Strombörse. Mit diesen Aktivi-täten dürfte Nordfriesland auch künftig in Sachen Windstrom die Nase vorn behalten. -neu-

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