Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Solarstrom 2020: Glänzende Aussichten

Lesezeit: 4 Minuten

Die Solarindustrie boomt – besonders in Deutschland. top agrar zeigt in diesem Schwerpunkt die Mega­trends und die Perspektiven der Branche.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Es ist 11 Uhr. Die Sonne strahlt mit voller Wucht vom blauen Himmel. Landwirt Sonnenschein freut sich: Jetzt ist Erntezeit, der Stromzähler der Solaranlagen auf Wohnhaus und Stalldächern dreht auf tollen Touren.


Auf dem Display seines Handys sieht er: Die Steuerung im Wohnhaus hat automatisch Elektrogeräte wie die Waschmaschine, die Tiefkühltruhe und die Melkmaschinenreinigung eingeschaltet, die jetzt mit günstigem Solarstrom arbeiten. Und während die Module auf dem Carport die Batterie im Auto laden, fließt nicht gebrauchter Strom in die Zentralbatterie des Hauses.


Alles Zukunftsmusik? In der Tat wird Landwirt Sonnenschein noch ein paar Jahre warten müssen, bis diese Vision vollständig Wirklichkeit wird. Aber den Weg in diese Richtung hat die Solarstromerzeugung schon heute eingeschlagen.


Denn Photovoltaik-Module sind mitt-lerweile auf vielen Haus- und Scheunendächern Standard: Fast 160 000 neue Anlagen sind laut Bundesnetzagentur im Jahr 2009 neu ans Netz gegangen.


2009 sind laut Bundesnetzagentur 3,8 Gigawatt (GW) neu installiert worden (siehe Übersicht 1). Gegenüber 2008 ist das eine Verdopplung des Zubaus, denn damals wurden „nur“ 1,9 GW neu errichtet. Heute sind hierzulande 9,8 GW insgesamt installiert.


Damit hat Deutschland seine Spitzenstellung ausgebaut: In keinem Land der Welt produzieren Solaranlagen mehr Strom als hierzulande. Bezogen auf die installierte Leistung macht Deutschland 50 % des Weltmarktes für Photovoltaik aus. Denn weltweit wurden 2009 nur 6 GW neu errichtet.


Kosten fallen rasant


Inzwischen ist Solarstrom nichts mehr nur für Idealisten. Denn die Kosten für die Anlagen sind in den letzten Jahren rapide gesunken: Musste ein Anlagenbetreiber noch im Jahr 2000 rund 7 000 € pro Kilowatt (kW) bezahlen, liegen die Kosten für eine komplette Anlage heute bei unter 3 000 Euro je kW (siehe Übersicht 2). Damit lässt sich Solarstrom auf dem Hausdach nach Berechnungen des Leipziger Institutes für Energie (IE) für unter 30 Cent je kWh produzieren.


Da die Vergütungssätze im EEG bei neuen Anlagen im Schnitt immer 10 % geringer sind als für Anlagen im Vorjahr und auch die Systemkosten jährlich sinken, rechnet die Solarbranche damit, dass schon im Jahr 2013 die so genannte Netzparität erreicht ist.


Das bedeutet: Ab diesem Zeitpunkt könnte Solarstrom auch ohne Förderung genauso viel kosten wie der Strom aus dem Netz. Zwar ist auch dann eine Förderung nötig, da nur etwa 20 bis 30 % des Stroms gleichzeitig im Haus genutzt werden können. Denn nicht immer fallen die Solarstromerzeugung und der Strombedarf in Haushalt und Betrieb zeitlich zusammen.


Dennoch wird das Erreichen der Netzparität ein starkes Interesse an Solar-stromanlagen auslösen. Denn der Preis für herkömmlichen Strom wird laut Prognosen genauso wie die Kosten für fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl weiter steigen. Allein in den Jahren 2006 bis 2009 stieg der Strompreis um fast 4 Cent je kWh, berichtet der Bund der Energieverbraucher, was einem Strompreisanstieg von über 5 % pro Jahr entspricht.


Außerdem könnte der Anteil des günstigen Solarstroms, der im Haus verbraucht wird, künftig steigen. Dafür will die Bundesregierung die Förderung für den selbstverbrauchten Strom erhöhen. Gleichzeitig arbeiten Hersteller an günstigen Batterielösungen, in denen sich der ungenutzte Strom speichern ließe.


Auch wenn gespeicherte Energie teurer ist, dürfte Solarstrom in wenigen Jahren auch ohne Förderung rentabel sein: „Solarstrom wird bis zum Jahr 2020 unter zehn Cent je kWh kosten. Selbst wenn die Hälfte des Strombedarfs in einer Batterie gespeichert wird, ist der Strom günstiger als der aus der Steckdose“, erklärt Christian Breyer, Leiter der Abteilung Marktentwicklung bei der Q-Cells AG aus Bitterfeld.


Der Bundesverband Erneuerbare Energien erwartet, dass bis zum Jahr 2020 knapp 40 GW am Netz sein werden und damit deutlich mehr als beispielsweise bei der Biomasse (9,3 GW). Solarstrom könnte dann einen Anteil von 10 % am Stromverbrauch decken. Gegenüber heute wäre das mehr als eine Vervierfachung. Aber die Dynamik wird sich nicht nur in Deutsch-land abspielen. Schon in wenigen Jahren könnten die USA Deutschland im jährlichen Zubau überholen, weil die US-Regierung die Solarstromerzeugung stärker fördern will.


Dazu kommt: In immer mehr Ländern der Welt ist Photovoltaik auch ohne Förderung wirtschaftlich, weil herkömmlicher Strom teurer wird. „Wir gehen daher von einem weltweiten Wachstum von 30 % pro Jahr aus“, ergänzt Breyer (Q-Cells).


Damit ist die Solarstrombranche langsam den Kinderschuhen entwachsen. „Bis zum Jahr 2030 werden wir in der Photovoltaik da stehen, wo wir heute in der Windenergie sind“, ist Dr. Frithjof Staiß vom Zentrum für Sonnen­energie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart überzeugt.


Hinrich Neumann

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.