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Interview

„Wir brauchen mehr Wind- und Solarstrom“

Lesezeit: 3 Minuten

Baden-Württemberg will die Energiewende schneller voranbringen. Wir haben Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller gefragt.


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Baden-Württemberg hat im Jahr 2017 die Energiewende am stärksten vorangebracht, zeigt eine Studie der Agentur für Erneuerbare Energien. Wird der Ausbau bei Ihnen weiterhin so steil vorangehen?


Untersteller: Nein, es gibt deutliche Anzeichen für Rückschritte. Nach dem Wechsel von der gesetzlich festgelegten Einspeisevergütung auf das Ausschreibungsmodell gab es im Jahr 2017 drei Ausschreibungen für Windenergie. Baden-Württemberg hat keinen einzigen Zuschlag erhalten. Entsprechend wird der Ausbau bei uns deutlich zurückgehen. Bei der Photovoltaik dagegen hat das EEG 2014 dafür gesorgt, dass der Zubau von etwa 800 MW pro Jahr bei uns auf maximal 200 MW eingebrochen ist. Wir bräuchten dagegen jährlich 400 bis 500 MW, um die Klimaziele zu erreichen. Diese wenigen Beispiele zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht.


Was müsste sich ändern?


Untersteller: Bei der Windenergie brauchen wir einen Ausgleich von regionalen Nachteilen. Die Erschließung von Windparks und der Netzanschluss sind bei uns zum Beispiel deutlich teurer als etwa in Schleswig-Holstein, wo es keine Berge gibt. Um ausreichend Windstrom erzeugen zu können, müssen wir die Anlagen bei uns auch höher bauen. Wir brauchen also einen höheren Anreiz für Windparks südlich der Mainlinie. Bei der Photovoltaik setzen wir auf eine Solaroffensive.


Was beinhaltet diese?


Untersteller: Wir können beispielsweise in zwölf Netzwerken Handwerker, Bürger, Bauern und Kommunen stärker über die Möglichkeiten der Solarenergie aufklären. Damit wollen wir dem Vorurteil entgegenwirken, dass sich eine Solaranlage wegen der anteiligen EEG-Umlage nicht rechnet. Das stimmt wegen der gesunkenen Anlagenpreise und der gestiegenen Haushaltsstrompreise nicht mehr.


Was müsste sich sonst noch ändern?


Untersteller: Wir sollten auf Bundesebene möglichst bald über eine Reform der Steuern und Abgaben diskutieren. Sie sorgen dafür, dass bei uns der Strompreis zu den höchsten in Europa gehört. Den Wegfall bestimmter Abgaben könnten wir über eine CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe gegenfinanzieren. Nach unseren Berechnungen würde ein CO2-Preis von 50 €/t Heizöl und Benzin etwa 12 ct/l verteuern. Der Preisanstieg würde nicht zu sozialen Härten führen. Der Systemwechsel würde aber dafür sorgen, dass wir Strom wirtschaftlich im Verkehr- und Wärmesektor einsetzen könnten. Außerdem würde der Preisanstieg bewirken, dass Verbraucher sich wieder mehr Gedanken über Alternativen wie Gebäudedämmung oder eine Abkehr von spritfressenden Geländewagen machen.


Die Elektromobilität könnte die Ortsverteilnetze an die Grenze führen, heißt es. Wie würden Sie das Problem lösen?


Untersteller: In der Tat gibt es das Szenario, dass einkommensstarke Hausbewohner in einer Straße alle zur gleichen Zeit von der Arbeit kommen und ihre E-Fahrzeuge via Schnellladung ans Stromnetz anschließen. Dafür ist das Netz natürlich nicht ausgelegt. Aber der Alltag sieht ja anders aus, wie ich nach zwei Jahren mit einem eigenen Elektrofahrzeug festgestellt habe. Im Schnitt fährt ein deutsches Auto am Tag 35 km. Damit sind maximal zwei bis drei Ladungen pro Woche nötig. Außerdem lädt nicht jeder zuhause, sondern auch beim Arbeitgeber oder in Parkhäusern. Diesem Problem könnte man mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern begegnen, ohne die Netze zu belasten. In der eigenen Garage wird das Fahrzeug mit einer Ladestromleistung von 3 bis 4 kW über Nacht geladen. Das Beispiel Norwegen zeigt, dass selbst ein hoher Elektrofahrzeuganteil das Stromnetz nicht zusammenbrechen lässt. Ich plädiere daher für mehr Gelassenheit bei diesem Thema.

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