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Ferkelexport Holland – ein Auslaufmodell?

Lesezeit: 6 Minuten

Laut einer Studie der Bank ABN Amro werden sich Hollands Ferkelexporte halbieren. Die Analysten raten zu einer engeren Kooperation in der Kette, da die Margen dann gerechter verteilt werden.

Sinkender Schweinefleischverzehr, wegbrechende Exportmärkte in Drittländern, steigende Anforderungen an die Tierhaltung: In vielen Ländern Europas steht der Veredlungsbranche ein massiver Umbruch ins Haus. Ebenso wie viele deutsche Landwirte müssen sich auch die niederländischen Ferkelerzeuger und Mäster immer neuen Herausforderungen stellen.

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Die Großbank ABN Amro mit Sitz in Amsterdam zeigt in einer Studie, wo sie die Herausforderungen für den niederländische Veredelungssektor sieht und wie die Branche in einigen Jahren aussehen könnte. top agrar fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

20% weniger Schweine bis 2030

Angebot und Nachfrage geraten nach Einschätzung der Analysten weiter aus dem Gleichgewicht. Das führt zu steigendem Preisdruck und verschärft den Strukturwandel. Probleme wird den Erzeugern insbesondere der sinkende inländische Verzehr von Schweinefleisch bereiten. Analysten rechnen damit, dass nicht nur der häusliche Verzehr sinkt, sondern auch die verloren gegangenen Marktanteile in der Gastronomie infolge der Coronapandemie nicht wieder komplett kompensiert werden können.

Zusätzlich erwartet man wachsende Absatzprobleme auf den Exportmärkten. Die Experten prognostizieren, dass insbesondere China seine Versorgungsbilanz mit Schweinefleisch langfristig weiter in Richtung eines höheren Selbstversorgungsgrades ausbaut und seine Importabhängigkeit damit reduziert.

Alle Faktoren zusammen werden einen deutlichen Einbruch in der niederländischen Ferkelerzeugung und Mast zur Folge haben. Für das Jahr 2030 erwartet man einen Schweinebestand von nur noch 18 bis 20 Mio. Tieren, wie die Übersicht zeigt. Im Vergleich zu heute wäre das ein Rückgang in Höhe von 10 bis 20%!

Ferkelexport bricht ein

Besonders harte Einschnitte erwarten die Analysten beim Ferkelexport. Wurden in den letzten Jahren jährlich bis zu 7 Mio. holländische Ferkel exportiert, könnten die Zahlen im Jahr 2030 auf 3 bis 4 Mio. Ferkel sinken. Die Marktexperten von ABN Amro empfehlen, dass sich die niederländischen Sauenhalter künftig verstärkt auf den heimischen Markt konzentrieren sollten. Das sei umso wichtiger, da sich der wichtige deutsche Absatzmarkt im Wandel befindet. Deutsche Discounter und Supermarktketten werden aufgrund der 5xD-Forderungen in Zukunft verstärkt Fleisch von in Deutschland geborenen Schweinen verkaufen, lautet die Einschätzung.

Qualität statt Quantität

Die Marktexperten gehen davon aus, dass die Produktion von Schweinefleisch, das für Drittstaaten bestimmt ist, immer unrentabler wird und das Risiko für den Produzenten zunimmt. Die niederländischen Produktionskosten werden weiter steigen und die Preise an den Exportmärkten schwanken sehr stark, lautet die Begründung. Die Analysten betonen, dass nur noch die besten Schweinehalter am internationalen Markt konkurrenzfähig sein werden. Die Bedeutung des Exports in Drittstaaten werde daher sinken.

Bei ABN Amro erwartet man, dass die Nachfrage nach qualitativ höherwertigem Fleisch, das unter höheren Umwelt- und Tierwohlstandards produziert wurde, in Zukunft steigt. Die Analysten sehen darin die Zukunft für die heimischen Produzenten, weil die Einzelhändler Fleisch mit Tierwohl- bzw. Heimatstempel zusehends als Verkaufsmagnet betrachten. ▶

Bereits heute werden rund 30% der in den Niederlanden geschlachteten und verarbeiteten Schweine über ein Tierwohllabel vermarktet. Führend ist hier das Label Beter Leven. Der Anteil von Biofleisch, regional produzierter Ware oder Fleisch mit besonderer Geschmacksnote dürfte ebenfalls steigen. Allerdings auf einem niedrigen Niveau. In diesem Segment bleibt das Problem, die weniger wertbestimmenden Teilstücke ins Geld zu bringen.

Erfolgreicher in der Kette

Ein klares Statement beziehen die Autoren beim Thema Kettenproduktion. Sie raten den Schweinehaltern zur Produktion in integrierten Produktionsketten nach dem Vorbild der Geflügelfleischerzeugung. Dadurch steigen die Chancen auf eine faire Verteilung der Margen. Beim bisherigen Vermarktungsmodell versuche jeder seinen eigenen Profit zu erhöhen – der Sauenhalter, der Mäster, der Schlachter, der Verarbeiter und der Lebensmittelhändler. Die individuelle Optimierung des eigenen Geschäfts führe zu suboptimalen finanziellen Ergebnissen, heißt es.

Der Kettenproduktion messen die Autoren auch deshalb steigende Bedeutung bei, weil Erzeuger und Verarbeiter dann gemeinsame Entscheidungen treffen können. In der Kette werde viel nachfrageorientierter gearbeitet, was letztendlich höhere Erlöse ermögliche, betonen die Autoren.

30% weniger CO2 möglich

Die Fleischproduktion steht wegen des hohen Ressourcenverbrauchs in der Kritik. Ihr CO2-Fußabdruck fällt im Vergleich z.B. zur Obsterzeugung deutlich schlechter aus. Laut ABN Amro haben Schweinehalter aber eine Reihe von Möglichkeiten, die Umweltbilanz zu verbessern und das Image des Schweinefleisches als Klimakiller zu korrigieren. Die Autoren sehen die Möglichkeit, die Freisetzung von CO2 um bis zu 30% zu senken.

Möglich sei das einerseits durch eine effizientere Verwertung des Futters. Rund 75% des CO2-Fußabdrucks hängen direkt mit dem Futter zusammen, schreiben die Experten. Großes Einsparpotenzial bestehe, wenn Nebenprodukte über den Futtertrog verwertet werden. Dann wandeln die Schweine Abfälle aus der menschlichen Ernährung in hochwertiges tierisches Protein um. Weil in Holland traditionell viele Nebenprodukte verfüttert werden, liegt der CO2-Fußabdruck heute bei nur 3,74 kg CO2 pro kg Fleisch und damit rund 1 kg niedriger als in Deutschland.

Weiteres Einsparpotenzial ergebe sich durch den Wechsel der Haltungsformen. Wenn die Schweine Festmist statt Gülle produzieren, kann dieser in Biogasanlagen besser als Gülle zur Stromerzeugung genutzt werden.

Die Analysten der Großbank sind fest davon überzeugt, dass der Lebensmitteleinzelhandel das Thema ökologischer Fußabdruck bzw. Nachhaltigkeit in Zukunft noch stärker in den Mittelpunkt stellt, um Kunden zu locken. Tierschutz sei wichtig, aber die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit werde steigen, so die Aussage in der Studie. Das trifft nicht nur auf den Lebensmittelhandel zu, auch Fast-Food-Ketten versuchen über diesen Weg Kunden zu binden.

Für Fleisch werben

„Wer nicht wirbt, der stirbt“, sagt man. Das sehen auch die Analysten der Bank so. Neben einer guten Kommunikation über moderne Social-Media-Kanäle fordern die Analysten künftig den Ausbau der DNA-Nachverfolgung bis hin zum Einzeltier. Insbesondere bei Verarbeitungsware könne die Produktsicherheit und Nachverfolgbarkeit so besser gewährleistet werden. Kunden, die bereit sind, einen höheren Preis für Schweinefleisch zu zahlen, wollen wissen, woher die Ware kommt und was in ihr enthalten ist.

Ihr Kontakt zur Redaktion:marcus.arden@topagrar.com

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