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Alles Wohl im Export?

Lesezeit: 3 Minuten

Mahnende Worte sprach kürzlich Alois Glück, ehemaliger Präsident des Zentralkommitees deutscher Katholiken und Landtagspräsident in Bayern: Wer Lebensmittel in Entwicklungsländer verkauft, kann den dortigen Bauern die Existenzgrundlage entziehen. Sollen wir dennoch weiter exportieren?


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Ohne Export hat die heimische Landwirtschaft keine Zukunft! Wir Junglandwirte würden gerne alle unsere Produkte im Inland verkaufen. Dagegen spricht jedoch, dass hierzulande die vier noch bestehenden Discounterunternehmen ihre überdimensionale Marktmacht aus-nutzen. Auch die Gesellschaft honoriert heimische Lebensmitteln nicht mit ihrem Kaufverhalten.


Gleichzeitig konkurrieren wir mit Importen vom Weltmarkt. Die Landwirte anderer Länder profitieren von geringeren Standards und werden immer günstiger produzieren als wir. Daher müssen wir auf besonders hochwertige Produkte in Spitzenqualität setzen, anstatt in den Wettlauf um den günstigsten Preis einzusteigen.


Diese wertvollen Produkte muss dann aber auch jemand bezahlen. Und da ziehen die heimischen Verbraucher nicht mit – sei es aus Unwissenheit, Verwirrung bei der Verpackung oder auch, weil sie bewusst zu den günstigsten Lebensmitteln greifen.


In China und Amerika reißt man sich hingegen um deutsche Spitzenqualität. Die dortigen Verbraucher vertrauen unseren Milchprodukten und unserem Fleisch. Warum sollten wir also nicht dorthin verkaufen? Dass wir die Märkte in Entwicklungsländern zerstören, gilt bei solchen hochwertigen Produkten nicht. Für solche Märkte sind sie ohnehin zu teuer.


Neben dem Markt müssen wir zudem auch unsere Ressourcen und Gegebenheiten vor Ort betrachten. In Bayern produzieren wir z.B. mehr als doppelt so viel Milch und Käse, wie wir selbst verbrauchen können. Das liegt daran, dass bei durchschnittlich hohen Niederschlägen nur Grünland wächst und bewirtschaftet werden kann.


Zudem ist ein Umbruch von Dauergrünland grundsätzlich nicht sinnvoll. Deshalb ist für viele Landwirte mit Grünland die Wiederkäuerhaltung eine wichtige Einkommensquelle.


Die einzige Alternative zum Export wäre daher ein weiterer Aus- und Zubau von Biogasanlagen – ob das wohl erwünscht ist?


Wie auch andere Produkte sind Lebensmittel Güter, deren Erzeugung und Vermarktung in weltweiten Zusammenhängen stehen. Futtermittel werden importiert, Lebensmittel im- und exportiert. Dabei sind die ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge komplex – Agrarexporte sind also ethisch differenziert zu bewerten: weder eine pauschale Zu-stimmung noch Ableh-nung werden der Sache gerecht.


Lebensmittel sind die Lebensgrundlage für Menschen. Insofern sind Lebensmittelmärkte nicht mit anderen Märkten – beispielsweise der Automobilindustrie – gleichzusetzen. Sie bedürfen eigener Regeln. Das Prinzip der Ernährungssouveränität, wonach jeder Staat und jede Bevölkerung auf demokratische Weise ihre Agrarpolitik bestimmen kann, muss bei der Gestaltung von Agrarmärkten leitend sein – nicht die Interessen trans- und multinationaler Konzerne. Ernärungssouveränität ermöglicht den Erhalt lokaler Märkte und landwirtschaftlicher Strukturen sowie kulturangepasster Nahrungsmittelsysteme, bei denen der Mensch als Erzeuger und Verbraucher im Mittelpunkt steht.


Dazu kommt, dass die Erzeugung von Lebensmitteln primär immer an die in einem Land vorhandenen Flächen gebunden ist. Eine Erzeugung, die Ressourcen in einem Maß beansprucht, das eine zukünftige Bewirtschaftung beeinträchtigt oder Flächen in anderen Ländern der Welt braucht und somit ein ökologisches Gleichgewicht gefährdet, ist kritisch zu sehen.


Die Katholische Landjugendbewegung in Bayern spricht sich deshalb für eine Agrarmarktpolitik aus, die sich vorrangig auf den EU-Binnenmarkt konzentriert und die darauf ach-tet, weltweit bäuerliche Strukturen als wesentli-ches Strukturmerkmal sowie als Lebensgrundlage zu erhalten.


Sie muss sich ihrer ökologischen Verantwortung, besonders hinsichtlich Futtermittelimporten und Flächennutzung, bewusst sein und nachhaltige Entwicklung als leitendes Prinzip ernst nehmen.


Maria Kurz, Landesgeschäftsführerin der Katholischen Landjugend Bayern


Martin Baumgärtner, Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft

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