Wie sehen die Flächen über dem Erdkabel aus?
Nienhaus: Über unsere Äcker verläuft ein 3,4 km langer und ca. 25 m breiter Streifen, bewachsen mit Rotklee-Grasgemisch.
Wie wirkt sich die Erwärmung der Erdkabel aus?
Nienhaus: Dazu kann man noch nichts sagen. Die Trasse läuft noch Jahre im Probebetrieb, weil andere Bauabschnitte fehlen.
Wann bewirtschaften Sie die Flächen wieder?
Nienhaus: Das entscheidet der Bodenkundler, der die Regeneration der Böden überwacht. Vermutlich erholen sich die Sandböden schneller, bei lehmigen Böden wird es länger dauern. Leider wurde teilweise Boden zu hoch angefüllt oder sackt ungleichmäßig ab, hier ist vermutlich mit Baumaschinen nachzuarbeiten.
Sie haben mit den Netzbetreibern einen hohen Bodenschutz ausgehandelt. Wurde dieser umgesetzt?
Nienhaus: Im Großen und Ganzen schon – für Baufirmen und alle Beteiligten gibt es aber noch viel zu lernen. Wir hatten Pech mit dem Wetter. Weil der Terminplan zu eng war, wurde teilweise doch bei zu nassem Boden gearbeitet. Endgültig bewerten kann man das aber erst in einigen Jahren. Unverzichtbar war die bodenkundliche Begleitung.
Was raten Sie betroffenen Landwirten?
Nienhaus: Wichtig ist, Interessen gemeinsam zu vertreten, Erfahrungen einzuholen, auf Basis des Raesfelder Rahmenvertrages weiter zu verhandeln und viel Zeit einzuplanen. Alle Schäden, die durch eine gute Ausführung erst gar nicht entstehen, sparen Stress bei der späteren Bewirtschaftung. Arbeiten auf landwirtschaftlichen Flächen sollten wirklich nur bei guter Witterung stattfinden und im Winter gar nicht.
Eine unabhängige bodenkundliche Begleitung muss unbedingt sein!
Bei Verhandlungen und beim Bau ist wichtig, alles schriftlich festzu-halten.
Die Hochspannungsleitung vor Ihrer Tür wurde durch ein Erdkabel ersetzt. Welches System finden Sie besser?
Nienhaus: Als direkter Anlieger bin ich froh, dass die Freileitung verschwunden ist. Leider entstehen bei der Erdverkabelung größere Schäden als bei der Freileitung. Deshalb muss die Politik die Entschädigung dringend nachbessern – was derzeit angeboten wird, ist einfach unangemessen. Zusätzlich muss es eine jährliche Ausgleichszahlung geben. Solange es keine akzeptable Lösung gibt, wird auch der Widerstand der Flächeneigentümer nicht versiegen. Denn schließlich geht es um unseren wichtigsten Produktionsfaktor Boden und für mich ist ganz klar: Das Erdkabel ist eine Wunde, die bleibt. -ha-
Bernd Nienhaus, Landwirt aus Raesfeld