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Eine Zukunft als Milcherzeugerin?

Lesezeit: 4 Minuten

Stefanie Mark will weiter im Vollerwerb von der Milch leben. Ob das geht, berechnete sie in ihrer Wirtschafterarbeit.


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Viele Biogasanlagen und immer höhere Pachtpreise: Das ist eine Realität, der sich die Landwirte im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz stellen müssen. Große Wachstumsschritte für reine Veredelungsbetriebe sind da nicht drin.


Stefanie Mark (23) suchte dennoch eine Lösung, um mit dem Milchviehbetrieb ihrer Familie mehr Einkommen zu erwirtschaften. Denn sie und ihr Vater Richard (50) wollen weiterhin im Voll-erwerb von der Milch leben. Auch die Mithilfe ihrer Familie möchten sie angemessen entlohnen.


Daher brauchte die junge Bayerin viel Einfallsreichtum, als sie sich an die „Zielplanung“ ihrer Wirtschafterarbeit machte. Ihre Aufgabe: Stellschrauben finden, mit denen sie das Betriebsergebnis verbessern kann.


Mark sah zunächst trotz aller Widrigkeiten noch etwas Wachstumspotenzial: Auf 36 ha Acker und 31 ha Grünland baute sie das Futter für 77 Milchkühe und Nachzucht an. Selbst für unterdurchschnittliche Jahre berechnete sie daraus einen Futterüberschuss von 22 % – und damit noch etwas Luft nach oben bei der Kuhzahl.


Noch mehr Luft wollte sie schaffen, indem sie die Remontierungsrate von 33 % auf 30 % senkt und so die Nachzucht reduziert.


Durch eine konsequentere Grünlandpflege und eine sorgfältigere Sortenwahl beim Mais wollte sie außerdem mehr Futter ins Silo holen. Insgesamt hätte sie dann Futter für 110 Milchkühe, prognostizierte Mark.


Einzig bei der Milchleistung sah sie keine Leistungsreserven mehr. Die Fleckvieh-Kühe gaben im Schnitt 8 800 kg Milch pro Jahr, rund 3 500 kg davon aus dem Grundfutter. „Um Stoffwechsel- und Klauenerkrankungen vorzubeugen, wollte ich hier nicht noch mehr herausholen“, erläutert die Landwirtin ihre Überlegung.


Schnell war klar: Damit Mark ihr Vorhaben realisieren kann, braucht es einen Anbau an den Laufstall. Dafür rechnete sie mit einer Investition von gut 200 000 €.


Roboter statt Teilzeitkraft:

Auch Marks Familie interessierte sich sehr für deren Berechnungen und wollte wissen, was ihre Zahlen zum Thema Arbeitswirtschaft sagen. Denn schon jetzt war die Familie stark eingebunden: 6 364 Arbeitsstunden fielen laut Marks Berechnungen jährlich auf dem Betrieb an, das eigentliche Limit der Familie von 6 320 Stunden war mehr als ausgereizt. Durch die Herdenvergrößerung würden noch einmal 600 Stunden jährlich dazukommen – trotz der Reduzierung der Nachzucht. Marks Antwort: Mehr Automatisierung. Sie setzte die Investitionen in einen Tränkeautomaten im Kälberstall, einen Spaltenroboter, einen automatischen Futterschieber sowie ein System zur Brunstbeobachtung an. So wollte sie 1 100 Arbeitsstunden pro Jahr einsparen – durch eine Einmalinvestition von 330 € pro Kuhplatz. „Das kommt uns langfristig günstiger, als eine Teilzeitkraft anzustellen“, hat Mark berechnet.


Trotz der schwierigen Umstände erreichte die Oberpfälzerin das Ziel ihrer Wirtschafterarbeit: Sie entwickelte eine klare Strategie, wie sie und ihre Familie trotz der schwierigen Umstände auch künftig von der Milchproduktion leben können. Ihre Excel-Tabellen sagten einen Gewinnsprung von über 50 % voraus. Dafür bekam sie die Note „sehr gut“ von der Landwirtschaftsschule in Weiden – und das Einverständnis ihrer Familie, Stallerweiterung und Automatisierung umzusetzen.


Strategie ging auf.

Jetzt, ein gutes Jahr nach den Bauarbeiten, lässt der Gewinnsprung wegen des Milchpreisverfalls noch auf sich warten. Mark hatte in ihrer Arbeit mit dem langjährigen Mittel von 35 ct/kg kalkuliert. Doch derzeit bekommt sie weniger als 30 ct. Dennoch – oder gerade deswegen – sieht sie sich in ihrer Strategie bestätigt: Bei einem größeren Wachstumsschritt wäre die Belastung durch Zins und Tilgung höher, der Betrieb vermutlich an die Liquiditätsgrenze gekommen.


Die Herde erweitert Mark Schritt für Schritt aus der eigenen Nachzucht. 90 Kühe stehen aktuell im Stall.


Mark hat seither noch die Höhere Landbauschule in Almesbach besucht und anschließend die Meisterprüfung absolviert. In ihrem Meisterarbeitsprojekt beschäftigte sie sich damit, wie sie durch Mulchsaat und eine gute Zwischenfruchtwahl noch höhere Mais­erträge erzielen kann. Sie will auch künftig den Betrieb optimieren, anstatt zu sehr auf Wachstum zu setzen.


„Damit wir wirklich von der Milch leben können, müssen die Preise aber wieder nach oben gehen“, zieht sie ihr Fazit.Claus Mayer

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