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Fall 2: Landwirt Felix Meyer steht kurz vor der Pleite

Lesezeit: 3 Minuten

Als die Bank anruft und droht, die Kredite zu kündigen, weiß Felix Meyer nicht mehr weiter. Vor fünf Jahren hatte er seinen Milchviehstall auf 200 Kühe erweitert und einen Melkroboter angeschafft. Die Investition führte aber nicht wie geplant zu steigenden Gewinnen. Im Gegenteil: Durch Zukäufe von Kühen und schlechtes Management kam es vermehrt zu Eutererkrankungen. Die Milchleistung brach ein, die Behandlungen kosteten Zeit und Geld. Unterm Strich stieg die Abgangsrate dramatisch und der Erlös pro Kuh und Jahr blieb hinter den Erwartungen zurück.


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Seitdem auch noch der Mitarbeiter kündigte und kurzfristig den Betrieb verließ, steckt Meyer bis zum Hals in Arbeit. Auf Dauer wird der Milcherzeuger es nicht durchhalten, jede Woche bis zu 100 Stunden zu arbeiten. Aufhören kommt für Meyer aber nicht in Betracht. Deshalb wendet er sich an einen Krisenberater. Der erste Rundgang auf dem Betrieb ist ernüchternd:


  • Der neue Stall hat keine Gruppenfütterung und keine zeitsparenden Selek-tionseinrichtungen.
  • Der Milchviehstall ist sehr stark überbelegt.
  • Parallel zu den beiden Robotern werden die leistungsstarken und nicht-robotertauglichen Kühe in einem alten und zu kleinen Melkstand gemolken.
  • Die beiden Melkroboter sind kaum gewartet und befinden sich in einem desolaten Zustand. Immer wieder kommt es zu längeren Ausfällen.
  • Unterm Strich kommt Meyer nur auf eine niedrige Durchschnittsmilchleistung von 6000 kg/Kuh und Jahr.
  • Die Güllelager und Siloplatten sind unterdimensioniert.
  • Für das Jungvieh fehlen geeignete Ställe.


Als nächstes erfasst der Berater alle Zahlungsverpflichtungen und die verfügbaren liquiden Mittel. Der für die nächsten drei Monate aufgestellte Liquiditätsplan zeigt schnell: Meyer steht kurz vor der Insolvenz.


Sanierungsplan notwendig:

Um die Pleite zu verhindern, erarbeitet der Berater einen Sanierungsplan. Dieser hat vier Kernziele:


  • Leistungen verbessern,
  • Management optimieren,
  • Arbeit reduzieren und
  • Liquidität sichern.


Dafür muss Meyer seine Milchviehhaltung in drei Bereichen grundlegend ändern:


Meyer kann die Maßnahmen ohne neue Kredite von der Bank umsetzen. Mit dem Verkauf der Tiere erlöst er 80000 €. Der Melkroboter bringt noch etwa 60000 € ein (Übersicht 2). Im Gegenzug muss Meyer 80000 € in den neuen Melkstand investieren, 20000 € für Futtersilos und Siloplatten sowie weitere 20000 € für diverse Reparaturmaßnahmen, die er aus Liquiditätsgründen bislang zurückgestellt hat.


Unterm Strich schafft er sich damit sogar eine kleine Liquiditätsreserve von 20000 € (Übersicht 2). Hinzu kommen weitere 36000 € für die Instandsetzung und für die jährlichen Serviceleistungen und Betriebskosten der Melkroboter, die künftig in geringerem Umfang anfallen.


Nicht weniger Milch:

Wenn Meyer es schafft, seine Kühe auf eine Leistung von 8000 kg/Kuh und Jahr zu bringen, kann er seiner Molkerei auch mit 150 Kühen 1,2 Mio. kg Milch im Jahr liefern. Bisher hat er dafür 200 Kühe benötigt.


Zudem verringert die drastische Reduzierung des Viehbestandes den Arbeitsanfall erheblich. Meyer kann nun auf einen festen Mitarbeiter verzichten und dessen Gehaltskosten sparen (Übersicht 2).


Felix Meyer kann die Pleite verhindern, wenn er konsequent handelt. Ganz wichtig ist es dabei, die Hausbank mitzunehmen. Sie muss neues Vertrauen in Meyers Leistungsfähigkeit gewinnen und bereit sein, ggf. notwendige Überbrückungsdarlehen zu gewähren, wenn es zu Ungleichzeitigkeiten z.B. beim Verkauf des Melkroboters und bei der Anschaffung des neuen Reihenmelkstandes kommt.


Genauso wichtig ist es aber auch, dass Meyer sich ändert. Er muss sein Management deutlich verbessern und bessere Leistungen erzielen.

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