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Futtermangel: Zukaufen oder Abstocken?

Lesezeit: 7 Minuten

Auf den Futtermangel reagieren viele Betriebe mit dem Zukauf von Futter. Bis wann lohnt sich der Zukauf, bevor Sie über die Abstockung der Herde nachdenken sollten? Wir haben nachgefragt bei Jan Oke Sacht, Agrarberatung Mitte in Rendsburg.


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Vielen Rinderhaltern fehlt Futter.Beim Grünland ist verbreitet die Narbe vertrocknet, sodass der dritte und vierte Schnitt oft ausgefallen ist. Der Mais hat häufig verkümmerte Kolben – wenn sie überhaupt ausgebildet sind. Wie stark die Futterknappheit für den Winter ausfällt und wie die Betriebe am besten reagieren können, hängt vom Einzelbetrieb ab. Diese vier Fragen sollten Sie sich stellen:


1. Wie viel Futter fehlt Ihnen tatsächlich?


Wollen Sie berechnen, wie viel Futter Ihnen tatsächlich fehlt, gehen Sie am besten folgendermaßen vor:


Reserve: Klären Sie, welche Reserven noch im Silo sitzen. Dazu müssen Sie im ersten Schritt erfassen, welche Menge an Silage (in Tonnen t) Sie noch in Ihren Silos haben: Länge x Breite x Höhe x Dichte der Silage. Denken Sie bei der Rechnung an schräge Wände.


Täglicher Futterbedarf: Berechnen Sie, welche Futtermenge Sie für alle Tiere (Milchkühe + Jungvieh + Trockensteher) pro Tag benötigen (kg/Tag).


Zu überbrückende Futtertage: Kalkulieren Sie, für wie viele Tage Sie Futter brauchen. Das Grundfutter muss bis zur nächsten Ernte ausreichen. Beim Mais müssen Sie mit Ihren Reserven bis Oktober 2019 auskommen. Das Gras sollte bis Anfang Juni 2019 reichen, da im Frühjahr wieder der erste Schnitt ansteht. Setzen Sie Siliermittel ein, die den Gärvorgang beschleunigen, können Sie teilweise eine Woche nach dem Einsilieren den Haufen schon anbrechen.


Futterdefizit: Jetzt multiplizieren Sie den täglichen Futterbedarf mit den zu überbrückenden Futtertagen. So kennen Sie Ihren Futterbedarf bis zur nächsten Ernte. Davon ziehen Sie noch Ihre vorhandenen Futterreserven (t) ab und Sie wissen, wie hoch Ihr Futtermangel (t) ist. Unter www.topagrar.com/futterbilanz2018 haben wir eine Tabelle hinterlegt, in der Sie Ihre Werte für Gras- und Maissilage eintragen und Ihr Futterdefizit errechnen können.


2.Wer liefert Ihnen das fehlende Grundfutter?

Vielleicht können Sie noch einen Teil des fehlenden Grundfutters zukaufen. Wegen der Dürre sind zahlreiche Kolben unzureichend bis gar nicht vorhanden: Corn-Cob-Mix oder Körnermais kommen in vielen Fällen daher für Schweinehalter nicht mehr infrage.


Daneben haben Biogasbetreiber oft noch Reserven aus dem letzten Jahr oder können auf alternative Substrate umsteigen. Sie sind eher bereit, ihren Mais zu verkaufen.


Fragen Sie also Schweinehalter und Biogasanlagenbetreiber aus Ihrer Region, ob Sie noch Mais abzugeben haben. Außerdem bieten Landwirtschaftskammern und Maschinenringe Futterbörsen an, auf denen Sie Grundfutter aus der Region finden. Wir haben einige Adressen für Sie unter www.topagrar.com/futterbilanz2018 zusammengefasst.


3.Wie teuer sind mögliche Ersatzfuttermittel?

Wer nicht genügend Grundfutter zukaufen kann, muss seine Futterrationen überdenken. Hier gilt die Devise: Kälber und frischlaktierende Kühe erhalten die hochwertigsten Rationen, während Sie die von Trockenstehern und Jungvieh strecken können.


Übersicht 1 zeigt die Preise für Futtermittel, mit denen Sie eine Ersatzration zur Gras- und Maisfütterung mischen können.


Jan Oke Sacht, Agrarberatung Mitte in Rendsburg, hat den Preis der Alternativen berechnet. Dafür hat er die Preise der einzelnen Komponenten auf den Preis für 88% Trockensubstanz-Gehalt (TS-Gehalt) umgerechnet (Übersicht 1). Diese Preise hat er mit dem prozentualen Anteil der Komponenten in der Ration multipliziert und aufsummiert.


Damit Sie die Preise direkt mit den Preisen von Mais- oder Grassilage vergleichen können, hat Sacht die Preise auf 33% TS-Gehalt umgerechnet (Übersicht 2). Diese stehen in der vorletzten Zeile der Tabelle. Dort sehen Sie genau, wie viel die Alternativen im Vergleich zur Mais- bzw. Grassilage kosten.


Um Ihre Maissilage zu ersetzen, wählen Sie am besten Komponenten, die vor allem beständige Stärke enthalten. Für Grassilage sollten Sie Alternativen einsetzen, die einen höheren Anteil an unbeständiger Stärke enthalten. Den Rohfaseranteil halten Sie durch Stroh aufrecht, den TS-Gehalt können Sie durch die Zugabe von Wasser einstellen. Ziel sind 40% TS in der Ration. Sprechen Sie sich hier trotzdem mit Ihrem Fütterungsberater ab, damit dieser die Ration auf die Inhaltsstoffe überprüft. Diese können je nach Qualität der Komponenten stark variieren.


Für Maissilage ist eine Mischung aus Stroh, Rapsextraktionsschrot und Körnermais eine Alternative. Letzterer ist viel transportwürdiger als Maissilage und kommt zum Teil aus dem Ausland. Stroh und Körnermais im Gemisch kosten Sie im Vergleich zur Maissilage 35% mehr. Setzen Sie hingegen Zitrustrester, Körnermais und Stroh statt Maissilage in der Ration ein, sparen Sie sogar 33% (Übersicht 2).


Ersetzen Sie die Grassilage durch eine Mischung aus Stroh und Roggen, steigen die Kosten um 52%. Setzen Sie Kraftfutter und Stroh als Grasersatz ein, müssen Sie noch tiefer in die Tasche greifen: 58% mehr kostet diese Alternative.


Insgesamt hängt die Vorzüglichkeit der Alternativen vor allem vom Preis der einzelnen Komponenten ab. Nebenprodukte, wie Zitrustrester, bekommen Sie oft günstiger. Solche Nebenprodukte sind aber oft nur regional verfügbar. Bei dem aktuellen Futtermangel sind die Nachfrage und auch der Preis nach diesen Produkten stark gestiegen. Hier müssen Sie schauen, was in Ihrer Region noch verfügbar und bezahlbar ist.


Neben den in Übersicht 1 und Übersicht 2 aufgeführten Ersatzrationen haben wir noch Alternativen mit Biertreber, Kartoffel- und Erbsenpülpe, Trocken- und Pressschnitzeln berechnet. Diese finden Sie unter www.topagrar.com/futterbilanz2018. Hier können Sie Ihre Futtermittelpreise einsetzen und betriebsindividuelle Alternativrationen berechnen.


4.Lohnt sich eine Abstockung?

Im letzten Schritt müssen Sie klären, ob der Futterzukauf günstiger ist, als eine Abstockung. Zu dieser zählen nicht die Kühe, die bald sowieso zum Schlachter gehen, weil Sie chronische Mastiden oder Fruchtbarkeitsprobleme haben und nur noch zum Mästen bei Ihnen stehen. Diese sollten Sie bei der momentanen Futterknappheit auf jeden Fall vorzeitig verkaufen, da sie auf Dauer keine hohen Milchleistungen mehr erbringen.


Wir haben dagegen nachgerechnet, ob sich die Abstockung normaler „gesunder“ Tiere lohnt (Übersicht 3).


Dazu haben wir die Beträge, die eine Milchkuh im Jahr kostet, aufgelistet und als „eingesparte Kosten“ aufsummiert. Zu diesen eingesparten Kosten addieren Sie ebenfalls den Erlös aus dem Schlachtkuhverkauf. Daneben haben Sie auch Verluste durch die Abstockung der Herde. Das sind zum einen die Milchmenge, die Ihnen entgeht. Zum anderen müssen Sie bedenken, dass Sie die Herde wieder aufstocken wollen, wenn Sie wieder genügend Futter haben. Das kostet Sie pro Färse 1666 €. Ziehen Sie diese Verluste durch die Abstockung von den eingesparten Kosten sowie den Schlachtkuherlösen ab, kommen Sie auf die Grenzkosten der Abstockung. Das sind im Jahr 2258 € pro Tierplatz, die Sie die Abstockung kosten würde. Läge der Wert bei null, wäre eine Abstockung ökonomisch genauso sinnvoll, wie der Futterzukauf.


In Übersicht 4 sehen Sie, wie viel das Futter pro Tonne kosten darf, bis eine Abstockung infrage kommt. Dazu teilen Sie den jährlichen Verlust durch die Abstockung von 2258 € durch die Grundfuttermenge, die eine Kuh pro Jahr frisst, nämlich 14,6 t (je 7,3 t Gras- und Maissilage). Das ergibt Grenzkosten von 155 €/t. Bei den aktuellen Preisen (Übersicht 1) ergibt das einen Preispuffer von 101 €/t (155 €/t - 54 €/t). Beachten Sie dabei, dass wir mit Anteilen von Mais- und Grassilage in der Ration von 1 : 1 rechnen. Falls Sie ein anderes Verhältnis füttern, müssen Sie die Werte, mit denen Sie die Preise von Mais- und Grassilage multiplizieren, anpassen.


Damit ist klar: Die Abstockung kommt erst ab sehr hohen Futterpreisen infrage. Es lohnt sich also fast immer, Futter zuzukaufen, anstatt hochleistende Tiere abzugeben. Bei hohen Futterpreisen verursacht das natürlich Mehrkosten. Hier sollten Sie sich früh um die Finanzierung dieser Kosten kümmern. Wie Sie dafür schnell an einen Kredit kommen, lesen Sie im Interview links auf S. 44.Kontakt:


maike.schulze-harling@topagrar.com

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