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Gehen Sie auf die Bürger zu!

Lesezeit: 5 Minuten

Für eine gute Nachbarschaft kann jeder Landwirt etwas tun, meint David Menskes.


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Unsere Umfrage belegt es schwarz auf weiß: Nicht die „Lügenpresse“ oder die Tier- und Umweltschutzverbände sind die schärfsten Kritiker der Landwirte. Es sind die „neuen Nachbarn“ aus dem unmittelbaren Umfeld. Das macht die Sache auf den ersten Blick nicht besser. Auf den zweiten Blick kann man diesem Ergebnis aber trotzdem etwas Positives abgewinnen. Es zeigt, dass Sie als Landwirte viel dafür tun können, das Verhältnis zur kritischen Nachbarschaft zu verbessern. Die folgenden fünf Punkte sind dabei ganz entscheidend:


1. Haben Sie Verständnis für das Nichtwissen der Bürger!


Es gibt keine Holschuld der Verbraucher sondern eine Bringschuld der Landwirte, der Verarbeiter und des Handels. Die Branche will ihre Erzeugnisse verkaufen. Dafür müssen diese qualitativ erstklassig und gesundheitlich unbedenklich sein. Das ist auch eine Frage des Vertrauens. Die vertrauensbildenden Maßnahmen fangen beim Landwirt an.


2. Erklären Sie Ihre Arbeit!


Ihre Nachbarn müssen erfahren, dass Sie Pflanzenschutzmittel ausbringen, um Ihre Ernte abzusichern, dass Sie Kälber enthornen, um Verletzungen zu vermeiden und um die Sicherheit im Stall zu erhöhen. Nur wenn Ihre Nachbarn Bescheid wissen, können sie sich ein eigenes Urteil über Ihre Arbeit bilden. Das fördert die Akzeptanz. Noch wichtiger ist allerdings Vertrauen. Es schützt vor ungerechtfertigter Kritik und macht Ihre Nachbarn weniger anfällig für agrarkritische Kampagnen.


Jeder kann etwas tun: Internetauftritte mit Betriebsinformationen und Hinweisen über die laufenden Arbeiten sind Beispiele für gelungene Öffentlichkeitsarbeit. Auch die sozialen Medien bieten vielfältige Möglichkeiten, die Dorfbewohner mitzunehmen. Über Facebook oder WhatsApp können Sie Ihre Nachbarschaft informieren, wenn Sie Gülle fahren oder ernten wollen.


3. Lassen Sie die Menschen an Landwirtschaft teilhaben!


Bei Hofführungen für Schulen, Kindergärten oder Neubürger im Dorf können Sie den Bürgern etwas von Ihrem Alltag zeigen. Wenn die Landwirte einer Gemeinde reihum „Tage des offenen Hofes“ anbieten, sind sie regelmäßig präsent. Zugleich werden einzelne Betriebe nicht überfordert. Offenheit ist für alle Betriebstypen wichtig, vor allem für die Tierhalter.


Suchen Sie das persönliche Gespräch in entspannter Atmosphäre. Bieten Sie Ihren Nachbarn ein Grillevent und stellen Sie bei dieser Gelegenheit Ihren neuen Maststall vor. Zeigen Sie dem Dorf, dass Sie nicht nur Gülle produzieren, sondern vor allem gutes Fleisch. Schaffen Sie ein Gemeinschaftserlebnis. Verhaltensforscher wissen seit langem: Wo Nähe herrscht, steigen die Chancen für eine positive Wahrnehmung. Das gilt natürlich auch für das Verhältnis zwischen Bauern und Bürgern.


4. Nehmen Sie Rücksicht!


Wer mit seiner Nachbarschaft verträglich zusammenleben will, muss auch Rücksicht nehmen. Das ist immer ein Kompromiss.


Müssen Sie wirklich am Freitagnachmittag oder am Samstag, wenn das Wetter gut ist und alle auf ihren Terrassen sitzen, am Dorfrand Güllefahren? Müssen Sie mit Vollgas und schwerem Gerät an der Rad fahrenden Familie vorbeidonnern? Sicher nicht! Aber manchmal müssen Sie nachts und an Wochenenden ernten und können dabei Lärm und Verkehrsbeeinträchtigungen nicht ganz vermeiden. Dann gilt: Wenn Sie Rücksicht nehmen, können Sie auch Rücksicht erwarten.


5. Bleiben Sie selbstkritisch!


Jeder Unternehmer und jede Branche muss ihr Handeln immer wieder selbstkritisch reflektieren und sich fragen: Bin ich, sind wir noch auf dem richtigen Weg? Müssen wir Fehlentwicklungen korrigieren? Sind wir übers Ziel hinausgeschossen?


Es ist ein Zeichen von Stärke, wenn der Berufsstand selber den Handlungsbedarf erkennt, gegensteuert und Maßnahmen ergreift. Dafür gibt es viele gute Ansätze. Ein Beispiel ist die Initiative Tierwohl. Sie wurde von der Wirtschaft selbst entwickelt und ist eine Reaktion auf den Wertewandel in der Gesellschaft, die mehr Tierwohl möchte.


Wenn Sie selbstkritisch sind, Probleme offen und ehrlich benennen und Lösungen aufzeigen, sind Sie glaubwürdig und geraten wesentlich seltener in Kritik als jemand, der Probleme verneint oder verharmlost. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die Lösungen noch auf sich warten lassen.


Wenn Sie selbstkritisch sind, Probleme offen und ehrlich benennen und Lösungen aufzeigen, sind Sie glaubwürdig und geraten wesentlich seltener in Kritik als jemand, der Probleme verneint oder verharmlost. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die Lösungen noch auf sich warten lassen.


Es ist ein sehr erfreuliches und ermutigendes Ergebnis der Befragung, dass viele Landwirte die Notwendigkeit zu mehr Offenheit, Öffentlichkeitsarbeit und Selbstkritik erkennen. Das wird Zeit und Geld kosten. Beides ist aber gut investiert. Außerdem gilt: Wer nur sein eigenes Geld in die Hand nimmt, muss sich nicht von Dritten reinreden lassen, was und wie er kommuniziert.


Wer Öffentlichkeitsarbeit macht, muss aber auch wissen: Nicht jede Aktion wird ein Volltreffer. Manchmal lassen Erfolge auf sich warten und Rückschläge sind möglich.


Aber dennoch: Wenn die Landwirte ehrlich zu sich selbst sind, werden sie feststellen: Der Berufsstand muss offen und ehrlich auf die Bürger zugehen und deren Wünsche in den Blick nehmen. Es ist zwingend, dass sich viele Landwirte auf diesen Weg machen. -sp-

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