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Keine Chance für Mortellaro

Lesezeit: 3 Minuten

Hat die Mortellarosche Klauenkrankheit eine Herde erst befallen, hält sie sich hartnäckig. Franziska Patzwall testete daher vorbeugende Pflegesubstanzen.


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Schon seit mehr als 30 Jahren kämpft die PBK Rinderzucht GmbH Schönhagen mit Mortellaro, der Dermatitis digitalis. Die Anfrage von Franziska Patzwall, ob sie für ihre Masterarbeit auf dem Betrieb Klauenpflegemittel testen dürfe, kam Betriebsleiter Christian Beckmann da gerade recht.


Über mehrere Monate fuhr Patzwall für ihre Versuche regelmäßig von Berlin, wo sie an der Humboldt Universität studierte, nach Schönhagen in der Prignitz im Nordwesten von Brandenburg. Der Betrieb hat eine Herde von etwa 550 Milchkühen mit einer Milchleistung von mehr als 10 000 Litern pro Kuh und Jahr. Die klauenkranken Tiere stehen dort vor allem in Tiefstreuboxen, die mit einem Stroh-Kalk-Gemisch eingestreut sind. Entmistet wird über einen Schieber.


Ihre Versuche führte Patzwall innerhalb eines Forschungsprojektes der Frankenförder Forschungsgesellschaft durch. Dieses private Institut aus Brandenburg beschäftigt sich seit gut 20 Jahren mit dem Thema Tiergesundheit. Die Forscher möchten ein System entwickeln, das den Kühen nach dem Melken automatisch eine Substanz auf die Klauen sprüht, die einer Mortellaro-Erkrankung vorbeugt.


Patzwalls Aufgabe: Sie sollte herausfinden, welche Substanz dafür infrage kommt. Ihr Fokus lag dabei auf natürlichen Mitteln. „Das ist schonender fürs Tier und kann auch wirtschaft­licher sein, weil es keine Wartezeiten für die Milchablieferung gibt“, erläutert Patzwall die Vorteile.


Sie entschied sich schließlich, einen Stoff Namens Propolis zu testen. Dieser ist eine von Bienen hergestellte, harzartige Masse mit antibiotischer, antiviraler und antimykotischer Wirkung. In Hemmtests mit Bakterienstämmen zeigte Propolis eine starke Wirkung, vergleichbar mit der von Antibiotika. Patzwall wollte das Propolis jedoch in flüssiger Form testen, weil es nur so im künftigen Sprühsystem der Forschungsgesellschaft zum Einsatz kommen kann. Das Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. bereitete das Propolis entsprechend für sie auf.


Handarbeit im Klauenstand.

Auf dem Versuchsbetrieb ließ Patzwall das Propolis gegen drei etablierte Klauenpflegemittel antreten: Jod, Peressigsäure und das handelsübliche Inciprop. Für den Vergleich fixierte sie nacheinander 80 Kühe nach dem Melken im Klauenstand. Zunächst stufte sie bei allen Tieren den Befallsgrad von Dermatitis digitalis ein und reinigte die Klauen mit klarem Wasser und einer Bürste. Dann trug sie jeweils eine Substanz flüssig auf die Klauen auf und legte einen schützenden Verband darüber.


Natur-Wirkstoff hilft.

Patzwalls Versuch bestätigte die antibakterielle Wirkung von Propolis gegen eine Vielzahl von Bakterien und Viren. Die Entzündungen zwischen den Klauen der Kühe gingen merklich zurück. Auch statistisch konnte Patzwall eine signifikante Eindämmung von Dermatitis digitalis nach der Propolis-Behandlung absichern. Propolis wirkt laut Patzwall bereits nach der ersten Anwendung. Auch hätten die Wunden nach der Propolis-Behandlung besser ausgesehen als nach der Be-handlung mit den Vergleichssubstanzen. „Die Wundränder waren glatt und nicht so schorfig“, erinnert sie sich.


Für fortgeschrittene Krankheitsstadien ist die Substanz allerdings nichts. „Wir wollten ja die vorbeugende Pflege und nicht die Heilung testen“, argumentiert Patzwall. Auch den Betriebsleiter konnte Patzwall von Propolis überzeugen. „Wenn es ausgereift wäre, würde er das Mittel kaufen“, zitiert sie Beckmann. Die aufwändigen Versuche von Franziska Patzwall zeigen eine praxistaugliche Alter­native zu Antibiotikagaben in der Klauenpflege auf. Nun fehlt nur noch ein Start up-Unternehmen, das Propolis großtechnisch herstellt.

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