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Lange Laufzeiten für Milchlieferverträge?

Lesezeit: 3 Minuten

Die Hochwald Foods GmbH hat am Standort Weiding der MEG Traunstein überraschend 40 Mio. kg Milch gekündigt. Jetzt kocht die Diskussion um die Laufzeiten der Lieferverträge wieder hoch.


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Bei uns in Nordbayern ist die Molkereistruktur anders als zum Beispiel im Allgäu oder in Oberbayern. Während es dort noch viele Molkereien gibt, ist die Zahl der Abnehmer bei uns begrenzt. Nach meiner Einschätzung ist das der Hauptgrund, warum die MEGs in Südbayern mehr kurzfristige Verträge abschließen und in Nordbayern mehr langfristige.


Auch unsere MEG hatte immer schon langfristige Verträge. Als unser früherer Abnehmer die Molkerei verkaufte, ist es uns damals gelungen, einen 5-Jahres-Vertrag mit der französischen Molkerei, die das Werk kaufte, abzuschließen. Basis war der bayerische Durchschnitt plus zwei Pfennige. Zum damaligen Zeitpunkt war das ein Spitzenpreis.


Als sich die Franzosen dann nach fünf Jahren wieder zurückzogen, war es für uns nicht einfach, einen neuen Partner zu finden. Der anschließende Vertrag war deutlich schlechter. Hier wäre eine kurze Laufzeit besser gewesen.


Allerdings ist bei kurzen Laufzeiten die Gefahr mindestens genauso groß, dass man bei Vertragsende einen wesentlich schlechteren Milchpreis angeboten bekommt, zumal wenn das Vertragsende in ein Milchpreistief fällt. Zudem besteht das Risiko, dass wir mit einer Milchmenge von 50 Mio. kg keinen neuen Milchkäufer finden. Wir haben deshalb schon in der Hochpreisphase vor drei Jahren einen neuen Vertrag mit einer anderen Molkerei geschlossen.


Unsere Strategie lautet, langfristige Verträge – idealerweise mit einer Laufzeit von drei bis maximal fünf Jahren – auf Basis „bayerischer Durchschnitt plus x“ abzuschließen. Dann sichert man sich Milchpreise im oberen Viertel ab, und es besteht nicht die Gefahr, ins untere Viertel der Auszahlungspreise abzurutschen.


Nach 40 Jahren Erfahrung bei der Vermarktung von Milch bin ich ein klarer Verfechter von kurzen Vertragslaufzeiten. Bei solchen Verträgen kann man schneller auf positive Veränderungen am Milch-markt reagieren. Zudem haben die MEGs gegenüber den Molkereien eine bessere Verhandlungsposition, da bei einer Nichteinigung ein schneller Molkereiwechsel möglich wäre.


Lange Laufzeiten haben den Nachteil, dass die MEGs in den ersten zwei Dritteln der Vertragslaufzeit wenig Möglichkeiten haben, den Milchpreis zu beeinflussen. Laufzeiten von fünf oder mehr Jahren verschaffen den Molkereien ein zu beruhigendes Gefühl.


Bei langdauernden Verträgen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Molkereien positive Entwicklungen auf dem Milchmarkt nur zögerlich an die Milch-erzeuger weitergegeben haben, sodass diese nur gering daran teilhaben konnten. Bei einer Verschlechterung der Marktlage haben die Molkereien diese hingegen zügiger weitergegeben.


Natürlich bringt kein Vertragssystem – egal ob lang- oder kurzfristig – nur Vorteile. Aber selbst wenn man solche Vorfälle, wie jetzt in Weiding geschehen, berücksichtigt, sind kurze Laufzeiten bayernweit die vorteilhaftere Variante für die Milchlieferanten. In den letzten Jahrzehnten ist es in den meisten Regionen Bayerns nur sehr selten vorgekommen, dass eine MEG wegen der Marktsituation keinen Anschlussvertrag bekommen hat.


Meiner Meinung nach ist die Laufzeit des 1-JahresVertrages der Bayern-MeG mit automatischer Verlängerung bei Zufriedenheit für beide Seiten sehr sinnvoll. Zwischen MEG und Molkerei kann sich so auch aus einem eigentlich kurzen Vertrag eine lange Geschäftsbeziehung ent-wickeln.

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