Es gibt kaum einen Grünlandbestand ohne die Gemeine Rispe. Wie man ihr zu Leibe rücken kann, hat Martin Maier aus dem Chiemgau in seiner Meisterarbeit untersucht.
Den Bestand striegeln und nachsäen oder besser gleich umbrechen und neu ansäen? Bei der Frage, wie man der Gemeinen Rispe auf dem Grünland am besten Herr wird, gehen die Meinungen auseinander. „Jeder sagt etwas anderes. Deshalb wollte ich dieser Frage auf unseren Flächen selbst auf den Grund gehen, zumal der Anteil der Gemeinen Rispe bei uns zum Teil bis zu 40 % betrug“, erklärt Martin Maier aus Chieming im Landkreis Traunstein.
Die 23 ha Grünland stellen für den Milchviehbetrieb mit 55 Fleckvieh-Kühen plus Nachzucht die wichtigste Futtergrundlage dar. „Daher brauchen wir ertragsstarke Bestände mit gutem Futterwert, die vom ersten bis zum sechsten Schnitt eine stabile Grundfutterleistung gewährleisten. Und das ist bei einem hohen Anteil Gemeiner Rispe kaum zu erreichen“, erklärt Maier.
Was bringt eine Totalsanierung?
Für seine Meisterarbeit an der Landwirtschaftsschule Traunstein hat Martin Maier deshalb auf seinen Flächen drei verschiedene Varianten der Totalsanierung mit anschließender Neuansaat verglichen. Außerdem setzte er zwei unterschiedliche Weidelgrasmischungen ein (40 kg/ha), um zu prüfen, welche am besten an seinen Standort passt.Überzeugt hat Maier vor allem die Neuansaat-Variante mit einer Totalabspritzung (4 l/ha Round up) der Fläche, anschließendem Einsatz einer Umkehrfräse und Aussaat mit einem Kleinsamenstreuer. „Auch wenn das Verfahren durch die geringe Arbeitsbreite der Fräse von 2,5 m am längsten gedauert hat“, fügt Maier an. Diese Flächen waren sowohl bei der Bonitur als auch beim Massenertrag – mit bereits über 30 dt/ha beim ersten Schnitt – dem Einsatz von Breitbandherbizid, Striegel und Schlitzsaatgerät (Vredo) überlegen. Die Fräse funktioniert nach dem Prinzip des Rototillers, allerdings bewegt sich die Fräswelle entgegen der Fahrtrichtung. Durch das Verfahren werde zwar die Grasnarbe und damit die tragfähige Bodenschicht zerstört. „Aber durch die hohe Freisetzung des Stickstoffs in den oberen 8 cm explodiert das Wachstum danach richtiggehend,“ hat der junge Landwirt beobachtet.
Umkehrfräse rechnet sich:
Dass die sehr guten Energie- und Rohproteingehalte mit 6,71 MJ NEL und 165 g XP pro kg TM trotzdem noch hinter den Striegel-Varianten liegen, führt er auf den ertragsbedingten Verdünnungseffekt zurück (ø 153 dt/ha bei sechs Schnitten). „Die Umkehrfräse ist dennoch über einen Zeitraum von sieben Jahren betrachtet, im Vergleich das einzige Verfahren, das sich rechnet“, hat Maier kalkuliert.Die Totalabspritzung (4 l/ha Round- up) mit Einsatz von Striegel und Schlitzsaatgerät hinterließ bei Ertrag und Inhaltsstoffen ebenfalls einen guten Eindruck: „Die tragende Wurzelmasse bleibt erhalten und das Verfahren sorgt für guten Bodenschluss und Feuchtigkeitsanbindung des Saatguts.“ Allerdings erfordere die Methode viele Überfahrten und Mäuse müssten im Gegensatz zur Umkehrfräse in einem extra Arbeitsgang bekämpft werden.
Etwas schwächer im Ertrag zeigte sich dagegen die Teilabspritzung mit nur 0,8 l Totalherbizid pro Hektar, Striegel und Vredoeinsatz, aber auch die unbehandelte Kontrolle. Beide lagen dafür bei den Inhaltsstoffen vorne, was sich Maier mit den besonders wüchsigen Bedingungen im Versuchsjahr 2012 erklärt.
Welche Mischung einsetzen?
Bei den eingesetzten Grasmischungen bewiesen vor allem diejenigen mit einem Anteil von 60 % an ertragstarken Weidelgrassorten (Lacerta, Missouri, Aberavon) ihr Potenzial.Für auswinterungsgefährdete Lagen rät Martin Maier aber zu robusteren Sorten (Ivana, Premium, Navarra): „Auch wenn sie sich im Feld anfälliger für Gelbrost zeigten“, erklärt er. Beide Mischungen enthielten neben Weidelgras 20 % Lieschgras, 12,5 % Wiesenrispe und 7,5 % Weißklee. Der Wiesenrispe mit ihrer langsamen Jugendentwicklung durch eine zwei Wochen frühere Aussaat einen Vorsprung zu verschaffen, zahlte sich später in der Bestandeszusammensetzung nicht aus. Überhaupt würde Martin Maier heute den Mischungsanteil von Lieschgras und Wiesenrispe reduzieren, weil sie schnell Lücken hinterlassen.
Wie geht es weiter?
Auch wenn sich Martin Maier ein eindeutigeres Versuchsergebnis gewünscht hätte, ist er überzeugt: „Der Anteil an Gemeiner Rispe lässt sich ohne eine Totalsanierung kaum unter 10 % drücken. Aufgrund des Aufwands und der Kosten macht sie allerdings erst ab einer Befallsdichte von 30 % Sinn und sollte die Ausnahme bleiben.“Für den elterlichen Betrieb hat er aus seiner Arbeit konkrete Schlussfolgerungen gezogen: „Eine sorgfältige Bestandskontrolle vor jedem Schnitt ist für mich heute unverzichtbar. Und dabei gehe ich nicht nur 10 m in die Fläche rein, sondern komplett einmal ganz durch.“ Bei Lücken in der Grasnarbe reagiere er sofort. Zu einer guten Narbenpflege gehört für ihn mittlerweile eine jährliche Übersaat mit ca. 5 bis 8 kg Saatgut pro Hektar.
Energiegehalte von 6,6 MJ NEL/kg in seiner Grassilage sowie die kontinuierlich steigende Grundfutterleistung von derzeit 4 800 kg Milch geben ihm recht. Silvia Lehnert