Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Mit der Rohrmelkanlage in den Laufstall

Lesezeit: 5 Minuten

Monika und Johannes Kraxenester bauten ihren Anbindestall binnen sechs Monaten zum Laufstall um – bei laufender Produktion und ohne Fremdkapital.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Flicken ging nicht mehr. Aufhören erst recht nicht. Nebenerwerbslandiwirte Monika (46) und Johannes (48) Kraxenester wollten ihre 14-köpfige Fleck- und Braunviehherde auf einem 15 ha-Betrieb bei Neukirchen im Berchtesgadener Land weitermelken. Deswegen bauten sie um. Die Kühe stehen nun im Laufstall. Gemolken wird nach wie vor mit der Rohrmelkanalage aus der ehemaligen Anbindehaltung. Der ganze Umbau dauerte nur ein halbes Jahr. Durch einen schrittweisen Umbau schafften sie den Sprung zum Laufstall problemlos bei laufender Produktion.


Bis Herbst 2011 standen die Kühe noch angebunden auf Festmist und kamen auf eine Herdenleistung von 7000 l pro Tier und Jahr.


Festmist raus, Spalten rein.

Als 2010 wieder eine der rostigen Anbindeketten kaputt ging, reichte es Kraxenesters. Aber wie umbauen? Ein Laufhof wäre für das Paar nicht infrage gekommen. Aufgrund der teils zugigen und regnerischen Witterung im Herbst und Winter fürchteten sie, dass ihre Kühe den Freilauf ohne Dach nicht nutzen würden.


Ihre Entscheidung fällten sie schließlich nach dem Besuch des neuen Laufstalls eines Berufskollegen. „Dort haben wir gesehen, dass der Umstieg funktioniert“, erinnert sich Monika Kraxenester. Die Landwirte ersetzten den Festmist duch einen Spaltenboden. Dazu setzten sie komfortable Liegeboxen in einen hellen Anbau. Das Ehepaar nutzte die Gelegenheit zudem zur Umstellung auf Bio.


Weidezeit erleichtert Umbau.

Im April 2011 purzelten die ersten Steine aus Kraxenesters Stall. Schon sechs Monate später war alles fertig. Während des Umbaus molken sie normal weiter. Das funktionierte, weil ihre Rohrmelkanlage zu beiden Seiten des Futtertischs verläuft. Zunächst rissen sie eine Seite der Inneneinrichtung heraus. In der Zeit molken sie auf der anderen Seite weiter. Dort stand normalerweise das Jungvieh.


Doch dank Weidezeit konnten die Landwirte ihre gesamte Nachzucht und die Trockensteher bei Baubeginn Tag und Nacht draußen lassen. So hatten sie genügend Anbindeplätze auf der noch vorhandenen Seite mit Anschluss zur Melkanlage. Die Weidezeit von Frühjahr bis Herbst ist deswegen für einen Umbau oft am geeignetsten


Kühe gesünder.

Seit Herbst 2011 kann das Milchvieh zwischen komfortablen Liegeboxen und Weidegang wählen. Auch die Kuhbürste wird gut angenommen. Dass den Tieren die neue Aufstallung bekommt, merken Kraxenesters deutlich. „Neben einem eindeutigerem Brunstverhalten haben wir keine dicken Gelenke oder Sohlengeschwüre mehr in der Herde“, freuen sie sich.


Außerdem liegt jetzt manchmal die ganze Herde wiederkauend in den Boxen. „So ruhig und zufrieden waren sie vorher nicht“, hat Monika Kraxenester beobachtet. Der zusätzliche Komfort hat auch die Milchleistung stabilisiert. „Normalerweise büßt man bei der Umstellung von konventioneller auf die extensivere Biofütterung ein Viertel der Leistung ein“, wissen Kraxenesters. Ihre Tiere haben nur ein Siebtel ihrer Leistung verloren. Im Jahr gibt die Herde noch gute 6000 l Milch.


Die früheren Anbindeplätze sind bei Kraxenesters jetzt Melk- und Laufbereich. Dort installierten sie ein Fressfanggitter und Spalten. Beim Melken sind die Tiere im Fanggitter fixiert und fressen vom Futtertisch, während Kraxenesters ihre Melkschemel auf den Spalten positionieren. Zusätzlich bauten sie einen Liegebereich mit 13 Plätzen an die alte Gebäudehülle an.


Das helle Holz und die Lichtplatten des Anbaus wirken sich auch positiv auf die Lichtverhältnisse am Futtertisch im renovierten Altbau aus. Im Neubau errichteten sie 14 Hochliegeboxen mit je 2,60 m Länge und 1,30 m Breite. Gummimatten und eine Einstreumischung aus Kalk- und Sägespänen schonen die Gelenke ihrer Kühe beim Liegen, Wiederkäuen und Aufstehen.


Auch das Jungvieh läuft und schläft jetzt komfortabel. In zwei separaten Jungvieh-Laufstallabteilen mit zwei mal vier Liegeboxen kann sich die Nachzucht auf der anderen Seite des Futtertischs bereits an den Spaltenboden auf den Laufgängen gewöhnen. Kraxenesters selbst freuen sich ebenfalls über zusätzlichen Komfort. Sie müssen nun nicht mehr so oft ausmisten. Dank neu verlegtem Spaltenboden regelt sich die Entmistung auch bei Milch- und Jungvieh von selbst.


Die Nebenerwerbslandwirte investierten mit Bedacht. Der ganze Umbau sollte nicht zu teuer sein. Denn ob eines ihrer drei Kinder später den Hof übernimmt, ist noch unklar. „Bei einem Melkstandbau müssen wir auf jeden Fall noch 12 Jahre melken“, überlegten sie. Den Druck wollten sie sich nicht machen. Sie ließen jedoch genug Platz, um bei Bedarf später einen Melkstand im Außenbereich neben der Güllegrube angliedern zu können.


Neustart aus Eigenkapital.

Die Investitionssumme stemmten sie ohne Fremdkapital. Dank einer 25%-igen Umbauförderung kamen sie mit 60 000 € aus. Die Ausstattung mit Fangfressgitter, Liegeboxen und Güllekanal kostete gut die Hälfte der Gesamtinvestition. Aber auch die Maurerarbeiten für den Neubau schlugen mit gut 25000 € zu Buche.


Die Baggerarbeiten zum Aushub für den Güllekanal waren mit 5500 € dagegen „ein Klacks“. Diese überließen sie einem Profi. „Meine Arbeitsentlohnung in meinem Haupterwerb ist höher, als wenn ich mich selbst auf den Bagger gesetzt hätte“, hatte Johannes Kraxenester ermittelt. Hanne Honerlagen

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.