Ich stimme der Bewertung von Frau Krautzberger zu. Allerdings wird es keine positiven Veränderungen geben, solange die Agrarpolitik darauf ausgerichtet ist, die Ressourcen Mensch, Tier und Boden bis an die Grenzen der Belastbarkeit auszureizen.
Die Bauern selbst hinterfragen diese Entwicklung zu wenig, sind aber auch gar nicht in der Lage, gegenzusteuern. Diesen wirtschaftlichen Luxus können sie sich derzeit gar nicht leisten. Gutes für Tier, Umwelt und die Menschen zu tun, setzt voraus, dass man danach immer noch gute Gewinne macht.
Bei den aktuellen Preisen muss rausgeholt werden, was geht. Das geht aber zulasten der Betriebe, der Bauern und der Tiere und ist auch ein Stück Nachhaltigkeit, und zwar nachhaltige Auszehrung!
Neue Wege werden wir nur gemeinsam finden. Indem alle Verantwortung für die richtige Entwicklung übernehmen – Verbraucher, Politik und Landwirte. Es wird ein weiter Weg, aber besser wir fangen heute an, anstatt noch weitere Zeit mit Diskussionen zu verschenken. Die Zeit dafür haben wir Bauern nämlich nicht mehr.
Matthias Zahn, 92717 Reuth
Matthias Zahn, 92717 Reuth
Im Hamsterrad gefangen
Aktuell sind vor allem Schweinehalter und Milcherzeuger mehr denn je in einem Hamsterrad aus Intensivierung, Mehrproduktion und sinkenden Preisen gefangen. Das ist weder ökonomisch noch sozial nachhaltig. Aber es wurde uns auch immer so schön vorgekaut: Verdoppeln ist „in“. Das Hamsterrad läuft und läuft. Leider werden Probleme von außen scheinbar leichter erkannt.
Hans Nagl, 93476 Blaibach
Hauptsache es ist billig
Frau Krautzberger schreibt: „In einer dauerhaft nachhaltigen Landwirtschaft darf nicht derjenige einen Wettbewerbsvorteil erlangen, der in der Lage ist, seine Produktion auf Kosten der Umwelt zu verbilligen.“ Mein Eindruck ist: Das Thema Nachhaltigkeit interessiert keinen anderen Wirtschaftszweig. Es kommt vor allem darauf an, kostengünstig zu sein. Das gilt für die Stromproduktion, für die Gewinnung von Rohstoffen oder bei der Bezahlung von Arbeitskraft.
Die mangelnde Nachhaltigkeit und die dadurch ausgelösten Schäden interessieren niemanden. Veränderungen erfolgen nur durch massive Eingriffe des Staates in die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Gesetze, die zur Verbesserung bzw. Verteuerung der deutschen Produktion gemacht werden, führen allerdings direkt zu mehr Importen. Damit wird sich keine Regierung kurz und mittelfristig durchsetzen können.
Jens Geveke, 26655 Westerstede
Jens Geveke, 26655 Westerstede
Zwänge berücksichtigen
Ich finde es erschreckend, wenn Leute aus dem nichtlandwirtschaftlichen Bereich Kommentare abgeben, ohne dass sie die ökonomischen Zwänge der Landwirte kennen oder diese nicht kennen wollen. Leider ist das in Deutschland zu einer gängigen Praxis geworden. Viele springen dann auf den Zug solcher Aussagen auf – wie zum Beispiel bei der Glyphosat-Diskussion.
Christian Bothe, 07548 Gera
Christian Bothe, 07548 Gera
Leistung besser vermitteln!
Von der Leiterin einer Bundesbehörde erwarte ich eigentlich, dass sie gesellschaftliche Gruppen zusammenführt und wertfrei für eine Diskussionsgrundlage sorgt. Sie sollte nicht die Oberlobbyistin einer einzigen gesellschaftlichen Gruppe sein.
Frau Krautzberger schreibt „Öffentliches Geld darf es nur für öffentliche Leistungen geben“. Das ärgert mich, weil es suggeriert, dass allein ökologische Leistungen öffentliche Leistungen sind. Die staatlichen Hilfen wurden 1960 eingeführt, damit Bauern ausreichend Lebensmittel mit hoher Qualität erzeugen. Das ist auch heute noch die wichtigste öffentliche Leistung, die Landwirte für diese Gesellschaft erbringen. Es ist völlig falsch, negative Auswirkungen für die Natur hauptsächlich auf eine Berufsgruppe zurückzuführen. Landwirtschaft ist Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung: Vom Menschen als Jäger und Sammler hin zu einer modernen Dienstleistungsgesellschaft, in der sich der einzelne nicht mehr um den Anbau seiner Lebensmittel kümmern muss.
Ohne die Leistung der Landwirtschaft, Lebensmittel immer günstiger zu produzieren, könnten sich die meisten Menschen viele Dienstleistungen überhaupt nicht leisten – auch nicht einen Naturschutz, der dem Weltbild einer kleinen, gut verdienenden Gruppe entspricht. Es wäre eigentlich die Aufgabe von Bundesbehörden, den Bürgern diese Leistung der Landwirtschaft besser zu vermitteln.
Ich kann nicht erkennen, wo billige Lebensmittel in Europa direkte negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. In vielen Bereichen gibt es strenge Auflagen, beim Trinkwasser und bei Lebensmitteln sogar zum Teil Nulltoleranzgrenzen. Diese strengen Grenzwerte sind umweltpolitisch gewünscht, aber gesundheitspolitisch nicht notwendig.
Ludger Gerding, 48653 Coesfeld
Ludger Gerding, 48653 Coesfeld
Wo bleibt der sachliche Dialog?
Es ist einfach, mit vollen Mägen und hohem privaten Wohlstand über die Landwirtschaft zu urteilen. Vor allem, wenn man in Deutschland selbst sehr gut von den Erfolgen der enormen Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft lebt. Auch die Landwirtschaft trägt dazu bei. Der Präsidentin des Umweltbundesamtes ist sehr wohl bekannt, dass täglich etwa 70 ha gute landwirtschaftliche Fläche für immer verloren gehen. So schwindet auch die Biodiversität. Dagegen anzugehen ist schwierig und unpopulär – lieber schla-gen Sie medienwirksam auf die Bauern los. Sachlicher Dialog wäre besser!
Helmut Dresbach, 51545 Waldbröl