Familie Kohl legt viel Wert auf die Tierbeobachtung und einfache Abläufe. Darauf ist auch ihr Neubau ausgelegt.
Der Umstieg von der Milchkuh- auf die Mutterkuhhaltung fiel Matthias Kohl und Elke Güllich nicht schwer. „Wir mussten zwar vieles, wie etwa die Weidehaltung oder die Herdenführung, neu lernen. Aber nach einem halben Jahr lief es rund“, erzählt das Paar aus Neukirchen (Kreis Sulzbach-Rosenberg). Es hält seit Mai 2016 eine Herde mit 38 Mutterkühen plus Nachzucht im Nebenerwerb.
Genügsames Fleckvieh:
Obwohl noch 13 Pustertaler und 3 Grauvieh-Kühe im Stall stehen, sind die Betriebsleiter von Fleckvieh-Simmental überzeugt. „Die Rasse gibt viel Milch, kalbt ohne Probleme und holt aus Gras das meiste raus. Außerdem wird der Schlachtkörper besser bezahlt“, sagt Matthias Kohl.Zum Aufbau der Herde, die komplett im Zucht-Herdbuch geführt ist, kaufte er bei einem Züchter 24 tragende Kalbinnen sowie einen Zuchtbullen zu. Tiere aus der Milchkuhherde zu übernehmen, kam für den jungen Landwirt und seine Freundin nicht infrage. Tägliche Zunahmen von ca. 1500 bis 1900g bei sechs Monate alten Absetzern sehen sie als Bestätigung. Die 10ha Weide wird als Portionsweide geführt: „Bei der Kurzrasenweide haben uns die Zunahmen nicht überzeugt.“ Als Vorbeuge vor dem Wolf haben die Weidezäune vier Litzen: „Der Aufwand für das Ausmähen ist ordentlich“, so der Junglandwirt.
Für die Familie war der Stallneubau eine der größeren Herausforderungen: „Dank meines Bruders Sebastian, der Zimmerer ist, konnten wir alles selbst planen und bauen“, sagt Matthias Kohl, der drei Tage in der Woche als Metallbauer arbeitet. Investiert haben sie rund 150000€ ohne Güllegrube und ohne Arbeitszeit. Im Neubau stehen den Kühen und Kälbern 84 Fressplätze an Fangfressgittern zur Verfügung (siehe Übers.1, S. 33): „Im Fressgitter haben sie weniger Stress als in einer Fanganlage“, glaubt Elke Güllich. Sie legt viel Wert auf die Tierbeobachtung und achtet darauf, dass alle Kalbungen im Stall stattfinden. Dem jungen Paar ist bewusst: Das intensive Herdenmanagement ist nur durch die Mithilfe der Eltern, Hans und Theresia Kohl, möglich.
Die zwölf Tiefstreubuchten entmisten sie maschinell. Heute würden sie dabei allerdings mehr als 10m2 pro Kuh mit Kalb einplanen. Um Tiere einzeln zu separieren, haben sie noch Strohbuchten angeschleppt. Eine weitere Besonderheit sind die Schieberbahnen, die Kohl bis zur Güllegrube gezogen hat: „Ich hoffe, dass diese Lösung bei Frost besser funktioniert als Rohrleitungen.“ Praktisch ist die überdachte, eingestreute Verladerampe.