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So tasten Sie sich an die Barrente heran

Lesezeit: 5 Minuten

Bei der Hofübergabe erklären sich die Übernehmer oft bereit, den Senioren neben einem Wohnrecht monatlich eine Barrente zu zahlen. Wir erklären, welche Barrente angemessen ist und wie Sie diese ermitteln.


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Landwirt Hermann Becker möchte mit Eintritt ins Rentenalter seinen Hof an den Junior Jan übergeben. In einem Übergabevertrag wollen Senior und Junior die Rechte und Pflichten beider Parteien festhalten.


Sie einigen sich unter anderem auf ein lebenslanges Wohnrecht der Altenteiler auf dem Betrieb. Die Altenteiler wollen sich selbst versorgen. Der Junior soll dem Senior monatlich einen bestimmten Betrag als sogenannte Barrente auszahlen. Als Junior und Senior den Vertrag konkret ausarbeiten wollen, stehen sie nun aber vor der Frage, wie hoch die Barrente ausfallen soll: Was ist angemessen, was braucht der Senior zum Leben?


Den finanziellen Absicherungsbedarf der zukünftigen Altenteiler zu klären, ist sehr schwierig. Es kommt auch auf den bisherigen Lebensstil der Familie an. Um den konkreten Bedarf zu ermitteln, gehen sie in drei Schritten vor:


1. Ausgaben auflisten


Familie Becker sollte als Erstes am besten sämtliche zu erwartenden Ausgaben auflisten, die in einem Monat bei den Altenteilern anfallen.


Wenn auch Sie so eine Liste erstellen wollen, bedenken Sie Kosten für:


  • Lebensmittel – falls der Hofübergeber sich nicht verpflichtet, die Verpflegung der Altenteiler zu übernehmen,
  • Strom, Wasser, Abwasser – falls der Hofübernehmer sich nicht zur Übernahme der Kosten verpflichtet,
  • Restaurantbesuche und Ausgaben für Genussmittel, wie zum Beispiel Zigaretten,
  • Geschenke für Geburtstage von Freunden und Verwandten,
  • Auto (Treibstoff, Reparatur), gegebenenfalls auch Taxikosten,
  • Telefon (Kosten für den Festnetzanschluss und Mobilfunkvertrag),
  • Steuern (Einkommensteuer, Kraftfahrzeugsteuer),
  • Versicherungen (zum Beispiel Haftpflicht, Versicherungen für Kraftfahrzeuge),
  • Medikamente, private Arztkosten,
  • Reinigungsmittel für den Haushalt,
  • Kleidung, Schuhe, Schmuck,
  • Neue Möbel oder Schönheitsreparaturen, zum Beispiel Kosten für neue Tapeten,
  • Dienstleistungen, wie zum Beispiel Friseur oder Fußpflege,
  • Urlaub und Freizeitaktivitäten wie Museumsbesuche.


Mehr Bedarf als früher:

Generell kann man in unserer Gesellschaft von einem steigenden Konsumverhalten ausgehen. Man gönnt sich was, unter anderem für Reisen, Theater, Gesundheit und Pflege. Die Werte, die vielleicht noch vor zehn Jahren bei der Hofübergabe des Bekannten als Orientierung galten, können heute deutlich höher ausfallen. Erstellen Sie also eine individuelle und möglichst aktuelle Liste.


In der Übersicht 1 haben wir am Beispiel der Familie Becker eine Auflistung der monatlichen Ausgaben erstellt.


Achtung Steuerlast:

Wenn die Altenteiler eine Rente beziehen und noch zusätzliche Einkünfte, beispielsweise aus einer Photovoltaik-Anlage haben, müssen sie dieses Einkommen versteuern. Auch diese Steuer müssen Sie auf der Ausgabenseite verbuchen.


Je nach Einkommenshöhe der Altenteiler sollten Sie daher auch die private Einkommensteuer nicht außer Acht lassen. Wer im Jahr 2018 seine Altersrente erstmals bekommt, muss 76% der Jahresbruttorente versteuern. Neurenten ab dem Jahr 2020 sind zu 80% und ab 2040 zu 100% steuerpflichtig.


Hermann Becker rechnet in der Summe mit etwa 2000 € Ausgaben pro Monat für sich und seine Frau (Übersicht 1). Spannbreiten um etwa 500 € nach oben oder unten je Monat sind aber durchaus möglich.


Tipp: Wenn Sie wissen, dass Sie den Hof in ein paar Monaten oder vielleicht in den nächsten Jahren übergeben wollen, sollten Sie sich schon jetzt die Zeit nehmen und eine Art Haushaltsbuch führen. Notieren Sie darin Ihre sämtlichen Ausgaben, die über den Monat verteilt anfallen. Dann können Sie später einfacher eine angemessene Barrente kalkulieren.


3. Konkreten Bedarf ermitteln


Nachdem die Beckers die Ausgaben und Einnahmen aufgelistet haben, können sie die Zahlen gegenüberstellen und berechnen, wie hoch eine Barrente für die Altenteiler sein sollte. Die Ausgaben belaufen sich monatlich auf 2000 €. Es kommen hingegen nur 1650 €/Monat in die Kasse. Rein rechnerisch müsste Junior Becker somit eine monatliche Barrente von 350 € zahlen, damit seine Eltern über die Runden kommen und ihr Konto ausgeglichen ist. Damit noch etwas Spielraum für die Altenteiler bleibt und sie sich auch mal etwas außer der Reihe leisten können, vereinbaren die Beckers eine etwas höhere monatliche Barrente von 550 € (Übers. 3). Kontakt:


maria.meinert@topagrar.com


2. Einnahmen berechnen


Nachdem die Beckers sämtliche Ausgaben aufgelistet haben, werfen sie nun einen Blick auf ihre zukünftigen Einkünfte. Landwirt Hermann Becker und seine Ehefrau Annegret erhalten je nach Anzahl der Beitragsjahre Bezüge aus der gesetzlich garantierten berufsständischen Alterssicherung der Landwirte.


Momentan kann die Familie mit einer monatlichen Rente in Höhe von rund 14 € je Beitragsjahr rechnen. Landwirt Becker aus unserem Beispiel weist insgesamt 38 Beitragsjahre auf. Das heißt, er würde eine monatliche Rente in Höhe von 550 € bekommen.


Wie viele Ehepartner hat Annegret Becker vor ihrer Unternehmertätigkeit im landwirtschaftlichen Betrieb eine versicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt, die zu Rentenanwartschaften ge-führt hat.


Zusätzlich kann sie Kindererziehungszeiten und die Pflege eines Angehörigen berücksichtigen. Angenommen, Frau Becker erhält eine Rente von ca. 600 € pro Monat sowie eine monatliche Bäuerinnenrente von 350 €. Außerdem hat Frau Becker eine private Rentenversicherung – hier bekommt sie 50 € pro Monat. Die Renten von Ehepaar Becker betragen somit insgesamt 1550 € je Monat (Übersicht 2).


Die Renten der Alterskasse haben wegen der Besonderheiten der Landwirtschaft keine vollständige Absicherung zum Ziel. Man geht davon aus, dass ein Teil der Absicherung vom Hofnachfolger (Übernehmer) getragen werden soll oder kann.


In der Praxis sind bei den Altenteilern, neben geringfügigen Einkünften aus Kapitalvermögen, häufig keine weiteren Einnahmequellen vorhanden. Hermann und Annegret Becker haben jedoch noch zusätzlich private Kapitalanlagen, die 100 € monatlich abwerfen. Sie haben somit Einkünfte von insgesamt knapp 1650 € pro Monat zur Verfügung – im Jahr sind das immerhin 19800 €.

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