Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Kategorie Milch

Verbraucher bestimmt den Preis

Lesezeit: 3 Minuten

Bei „Du bist hier der Chef“ bestimmen die Verbraucher, wie die Lebensmittel produziert und vermarktet werden. Dafür bekommt das Konzept den ersten Preis in der Kategorie Milch.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Idee ist einfach: Verbraucher stimmen online darüber ab, wie Lebensmittel produziert und vermarket werden. Die aus Frankreich stammende Initiative „Du bist hier der Chef“ macht’s möglich. Gründer des deutschen Ablegers ist Nicolas Barthelmé aus dem hessischen Eltville. Aus den neun Gründungsmitgliedern von Mitte Juni 2020 sind inzwischen über 1000 geworden.


Seit Ende vergangenen Jahres kann der Verbraucher im ausgewählten Handel Bio-Milch kaufen, die genau nach seinen Wünschen hergestellt wurde. Knapp 10000 Verbraucher haben die nachhaltigen Produktionskriterien zuvor festgelegt. Die Kunden konnten unter anderem darüber entscheiden, welchen Lohn die Landwirte erhalten, wie lange die Kühe Weidegang bekommen, ob nur regionales Futter eingesetzt wird und ob die Milch Bio-Standard haben soll. Nach der Festlegung der Kriterien wurde der Preis festgesetzt. Dieser liegt bei 1,45 € pro Liter.


11 Cent je Liter über Bio-Milch


Nach der Abstimmung suchte Nicolas Barthelmé Bauern, die mitmachen. Und er fand sie. Darunter war auch Sven Lorenz, der 2002 den Hof seiner Schwiegereltern übernahm. Die hier produzierte Milch wurde im Handel für etwa 70 Cent je Liter angeboten. „Davon kann man auf Dauer nicht leben“, sagt Lorenz. Vor elf Jahren stellte er deshalb auf Bio um. Doch steigende Futterkosten machten ihm zu schaffen. Als Lieferant bei „Du bist hier der Chef“ bekommt er jetzt 11 Cent je Liter mehr als für seine Bio-Milch.


Die Einkaufsmacht der großen Handelsketten, vor allem der Discounter, sei enorm, meint Lorenz. Die einzelnen Landwirte könnten dem wenig entgegensetzen. Bei der Initiative „Du bist hier der Chef“ sei das anders: „Endlich können wir Landwirte Schulter an Schulter mit dem Verbraucher Produkte kreieren. Und zusammen zeigen, dass höhere Preise möglich sind“, freut sich der Landwirt.


Auf Handelsseite entschied sich mit Rewe die erste Handelskette dafür, neue Ansprechpartner – die Konsumenten und die Landwirte – am Verhandlungstisch zu akzeptieren und mit der Listung ein Zeichen für Fairness und Wertschätzung zu setzen. „Ich habe wirklich zum ersten Mal erlebt, dass der Verbraucher beim Listungsgespräch mit dem Handel Partei für uns Landwirte ergreift“ betont Landwirt Lorenz. „Die Situation war für beide Seiten ungewohnt, in der Art und Zusammensetzung hat es das vorher noch nie gegeben“, erinnert sich Nicolas Barthelmé.


Hat Corona ein bisschen dabei geholfen, sich mehr dafür zu interessieren, wo und wie unsere Grundnahrungsmittel hergestellt werden? Das bejaht Barthelmé: Die Zeit sei reif dafür, dass die Verbraucher nicht mehr nur eine Entscheidung darüber treffen können, was sie kaufen und was nicht.


15 Betriebe produzieren Milch


Die faire Bio-Weidemilch wird aktuell von 15 Betrieben aus Nordhessen produziert und von der Upländer Bauernmolkerei getrennt erfasst und verarbeitet. Seit Sommer 2020 ist sie bei fünf Handelsketten (Rewe, Alnatura, Hit, tegut und Wasgau) regional erhältlich. Eine fettarme Milch und eine H-Milchvariante sollen folgen. „Die direkte Zusammenarbeit mit Verbrauchern war für uns als Molkerei neu. Und mitzuerleben, wie der Schulterschluss zwischen Bauern und Konsumenten die Spielregeln der Zusammenarbeit mit dem Handel verändert, ist eine Erfahrung wert“, so Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Bauernmolkerei.


Das nächste Produkt der Initiative werden Eier sein. Weitere Produkte sollen folgen, wie zum Beispiel Kartoffeln oder Mehl. „Außerdem wollen wir nach und nach weitere Handelsketten und Partner für uns gewinnen, um unsere Produkte bundesweit verfügbar zu machen. Dafür brauchen wir weiterhin die Unterstützung vom Handel, der über die Listung hinaus vor allem in der Kommunikation gefragt ist“, so Nicolas Barthelmé.


Jens Hertling

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.