Dieser Bundestagswahlkampf wird in die Agrarhistorie eingehen: Er fiel aus. Plätze und Straßen, Sender und Kanäle, Plakate und Parolen - wo man auch hinschaute: Leere! Keine Schlachten über Tierhaltung in Massen oder mit Familienanschluss, weder Tri- noch Duelle über idyllische Klein- und industrielle Großbetriebe, über Boden in den Händen von bäuerlichen Betrieben oder großen Konzernen, nicht die Spur eines Schlagabtauschs über blühende Ökowiesen und darbende Agrarwüsten, über Subventionen, Steuern und Milliarden. Nicht einmal das ungeliebte Insektenschutzpaket oder die mit Inbrunst geführte Auseinandersetzung um sensible Gebiete, rote Messstellen und hungernde Pflanzen konnten die Strategen in den Parteizentralen zu wahlwerbenden Aktivitäten verleiten.
Erst gehen die Agrarpolitiker, dann die Agrarpolitik? Ist etwas faul im Agrarstaate Deutschland? Es scheint fast so. Wollte doch Unionskandidat Armin Laschet Deutschland gemeinsam machen und das Land trotz 16 guter (CDU-) Jahre erneuern, SPD-Spitzenmann Olaf Scholz anpacken, und das mit ruhiger Hand und Raute, war Grünen-Kollegin Annalena Baerbock bereit, aber nur weil wir es waren. Nie gab es laut FDP mehr zu tun, aber offenbar nicht auf dem Land, wollte die Linke Politik für Millionen und nicht für Millionäre. Immerhin brachte die AfD die Landwirtschaft gewohnt treffsicher auf’s Plakat: „Berlin macht mehr Mist als unser Vieh.“
Was waren die Ursachen für den ausbleibenden Parteienstreit über Böden, Bauern und Betriebe? Am Deutschen Bauernverband lag es diesmal nicht! Der hatte sich schon vor geraumer Zeit redlich bemüht, mit einer Frontalattacke auf die ihm traditionell fernstehende SPD als „Verhinderungs- und Blockadepartei“ die Debatte in Gang zu bringen - leider vergeblich! Sollten die Demoskopen Recht haben mit ihrer Einschätzung, das schrumpfende Landvolk entscheidet zwar noch über Essen und Trinken, Vögel und Vieh, aber nicht mehr über den Ausgang von Wahlen? Haben die Parteien deshalb das Interesse an einem Berufsstand verloren, der einst umworben wurde mit dem Angebot „Für Dich Bauer – CDU-Adenauer“?
Vielleicht ist aber alles ganz anders. Womöglich ist der müde Wahlkampf ein erstes sichtbares Ergebnis der nicht von allen im Sektor hochgeschätzten Zukunftskommission Landwirtschaft. Immerhin hat sie einige der Dauerkonflikte abgeräumt, so dass mühsamer Parteienstreit nicht lohnte. Der Konsens könnte gar als Richtschnur in anstehenden Agrarverhandlungen und Blaupause für einen Koalitionsvertrag dienen. Zumindest das wäre eine beruhigende Nachricht für eine verunsicherte Branche - und damit fast historisch!
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Dieser Bundestagswahlkampf wird in die Agrarhistorie eingehen: Er fiel aus. Plätze und Straßen, Sender und Kanäle, Plakate und Parolen - wo man auch hinschaute: Leere! Keine Schlachten über Tierhaltung in Massen oder mit Familienanschluss, weder Tri- noch Duelle über idyllische Klein- und industrielle Großbetriebe, über Boden in den Händen von bäuerlichen Betrieben oder großen Konzernen, nicht die Spur eines Schlagabtauschs über blühende Ökowiesen und darbende Agrarwüsten, über Subventionen, Steuern und Milliarden. Nicht einmal das ungeliebte Insektenschutzpaket oder die mit Inbrunst geführte Auseinandersetzung um sensible Gebiete, rote Messstellen und hungernde Pflanzen konnten die Strategen in den Parteizentralen zu wahlwerbenden Aktivitäten verleiten.
Erst gehen die Agrarpolitiker, dann die Agrarpolitik? Ist etwas faul im Agrarstaate Deutschland? Es scheint fast so. Wollte doch Unionskandidat Armin Laschet Deutschland gemeinsam machen und das Land trotz 16 guter (CDU-) Jahre erneuern, SPD-Spitzenmann Olaf Scholz anpacken, und das mit ruhiger Hand und Raute, war Grünen-Kollegin Annalena Baerbock bereit, aber nur weil wir es waren. Nie gab es laut FDP mehr zu tun, aber offenbar nicht auf dem Land, wollte die Linke Politik für Millionen und nicht für Millionäre. Immerhin brachte die AfD die Landwirtschaft gewohnt treffsicher auf’s Plakat: „Berlin macht mehr Mist als unser Vieh.“
Was waren die Ursachen für den ausbleibenden Parteienstreit über Böden, Bauern und Betriebe? Am Deutschen Bauernverband lag es diesmal nicht! Der hatte sich schon vor geraumer Zeit redlich bemüht, mit einer Frontalattacke auf die ihm traditionell fernstehende SPD als „Verhinderungs- und Blockadepartei“ die Debatte in Gang zu bringen - leider vergeblich! Sollten die Demoskopen Recht haben mit ihrer Einschätzung, das schrumpfende Landvolk entscheidet zwar noch über Essen und Trinken, Vögel und Vieh, aber nicht mehr über den Ausgang von Wahlen? Haben die Parteien deshalb das Interesse an einem Berufsstand verloren, der einst umworben wurde mit dem Angebot „Für Dich Bauer – CDU-Adenauer“?
Vielleicht ist aber alles ganz anders. Womöglich ist der müde Wahlkampf ein erstes sichtbares Ergebnis der nicht von allen im Sektor hochgeschätzten Zukunftskommission Landwirtschaft. Immerhin hat sie einige der Dauerkonflikte abgeräumt, so dass mühsamer Parteienstreit nicht lohnte. Der Konsens könnte gar als Richtschnur in anstehenden Agrarverhandlungen und Blaupause für einen Koalitionsvertrag dienen. Zumindest das wäre eine beruhigende Nachricht für eine verunsicherte Branche - und damit fast historisch!