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„Wir füttern verschärft“

Lesezeit: 4 Minuten

Etliche Schweinehalter in Österreich füttern ihren Tieren Meerrettich zu. Was steckt dahinter? Zwei Praktiker berichten über ihre Erfahrungen.


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Früher hatten unsere Sauen häufig Atemwegserkrankungen. Das ist jetzt kein Thema mehr. Und bei den Ferkeln gibt es nach dem Absetzen weder Probleme mit Durchfällen noch mit Krankheiten“, erzählt Manfred Mandl aus Bad Gams in der Steiermark. Der Ferkelerzeuger mit 150 Zuchtsauen setzt in der Fütterung auf eine Zutat, die normalerweise erst auf dem Teller ans Schwein kommt: Meerrettich.


In der scharfen Wurzel stecken viele wertvolle Inhaltsstoffe, wie Senföle oder Vitamin C, die sich auf die Gesundheit positiv auswirken. Sie bringt außerdem den Kreislauf in Schwung und fördert die Verdauung. Genau diese Eigenschaften nutzt Landwirt Mandl.


Seine Sauen bekommen den Meerrettich trocken zugefüttert. Den Ferkeln mischt er ihn beim Absetzen nass per Hand zu. Diesen bekommt er immer frisch von einem Produzenten in der Region geliefert. „Im Sommer muss ich aufpassen, da der nasse Meerrettich eine geringere Haltbarkeit hat als der trockene“, erzählt er. Deshalb verbraucht Mandl diesen innerhalb weniger Tage.


2kg/t Fertigfutter:

Bei 250 abgesetzten Ferkeln braucht der Landwirt 30 bis 40 g Nass-Meerrettich pro Tier und Tag. Ein Sack mit 30 kg Meerrettich kostet dabei 25€. Er mischt den Meerrettich direkt in die Automaten. „Die Ferkel mögen ihn sowohl in nasser als auch in trockener Form“, erzählt er. Er erklärt auch, dass er in den Absetzgruppen nach etwa einer Woche eine Wirkung des Meerrettichs feststellen kann.


Auch bei den Sauen sieht er Erfolge: „Der Gesundheitsstatus meiner Sauen hat sich verbessert. Daher bin ich dabei geblieben und füttere meinen Schweinen seit über zehn Jahren das Wurzelgemüse“, erzählt er. Dabei bekommen seine Sauen etwa 2 bis 3 kg trockenen Meerrettich auf eine Tonne Fertigfutter. Auch zur Förderung der Fruchtbarkeit und einer gleichmäßigeren Rausche nutzt er den Meerrettich. Insgesamt kostet ihn dieser etwa 10 € pro Sau und Jahr.


Mehr Arbeit:

Neben den Vorteilen spricht Mandl auch die Probleme an, vor allem mit dem nassen Meerrettich. Diesen muss er händisch in die Fütterungsanlage zumischen. Die nasse Masse klebt sehr leicht und hat zudem eine geringe Lagerfähigkeit. Damit steigt für ihn der Arbeitsaufwand bei der Fütterung und der Reinigung der Leitungen.


Nichtsdestotrotz hat der Schweinehalter für sich selbst auf den immer größer werdenden Druck aus der Öffentlichkeit reagiert: „Weniger Medikamente sind das Ziel. Mit dem Meerrettich versuche ich, Krankheiten vorzubeugen, damit ich dann später weniger Antibiotika einsetzen muss“, erklärt er.


Genau das war auch das Ziel von Josef Neuhold aus Leitersdorf. Er bezeichnet den getrockneten Meerrettich, den er seinen Mastschweinen füttert, als „Penicillin des Gartens“. Denn damit fördert er die Vitalität und Gesundheit der Tiere.


Da Neuhold seine Schwei-ne zum Teil direkt vermarktet, ist es ihm besonders wichtig, den Medikamenten-Einsatz so gering wie möglich zu halten. Daher erhalten seine Tiere seit fünf Jahren getrockneten Meerrettich. Der Anteil ist dabei gering. Er füttert seinen Schweinen täglich 0,4% der scharfen Wurzel als Prophylaxe. „Wenn sie ein bisschen husten, dann gebe ich mehr Meerrettich in die Ration“, erklärt Neuhold. Auch bei Wetterschwankungen erhöht er den Anteil leicht, um auf Nummer sicher zu gehen.


Die Kosten für den Meerrettich-Einsatz belaufen sich bei Neuhold auf rund 2 € pro Mastschwein. Ein 25 kg-Sack kostet 75 €, das macht 3 € pro kg. Für 1000 Mastplätze braucht er ca. 700 kg Meerrettich pro Jahr.


„Wenn die täglichen Zunahmen und die Qualität passen, dann spricht nichts gegen den Einsatz von Meerrettich“, erklärt er. Die Kosten und der Arbeitsaufwand sind im Vergleich gering. Besonders, wenn man die Vorteile betrachtet.


Ruhigere Schweine:

Diese sieht Neuhold eindeutig darin, dass seine Schweine ruhiger sind. Er erzählt auch, dass es bei ihm zu keinem Kannibalismus kommt. „Es sind viele Faktoren, die hier zusammenspielen. Ich bin mir aber sicher, dass Meerrettich einen Beitrag dazu leistet“, so der Mäster. Damit will er hervorheben, dass er neben Meerrettich weitere pflanzliche Produkte einsetzt, um die Gesundheit der Schweine zu fördern.


Weniger Blähungen:

Auf die scharfe Wurzel setzt er auch, wenn seine Schweine frischen Mais gierig fressen. Denn so versucht er zu verhindern, dass sich diese stark aufblähen.


Der Grund, warum beide Landwirte auf Meerrettich setzen, ist die Gesundheit der Schweine. Weniger Antibiotika und robuste Schweine kompensieren den Arbeitsaufwand und die Kosten.Beate Kraml

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