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Bleiben die Kartoffelpreise weiterhin attraktiv?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Kartoffelernte ist größer als im Vorjahr. Allerdings steigt der Bedarf, und es gibt immer noch Vorratslücken aus der letzten Saison. Das stützt die Notierungen nachhaltig.


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Im Gegensatz zur Speiseware können späte Verarbeitungssorten noch bis weit in den September an Masse zulegen. Trotzdem wissen bzw. ahnen die meisten Kartoffelanbauer längst, was und wie viel sie roden werden. Wie das wirtschaftliche Ergebnis ausfällt, ist dagegen noch offen. Neben Mengen und Qualitäten spielt dabei der Preis die entscheidende Rolle. „Frühe“ haben stolze Kurse erzielt, und beim Übergang zur Haupternte gab es Anfang August auch keinen Absturz ins Bodenlose. Die große Frage ist aber, ob der freundliche Trend anhält.


Mehr geerntet als 2018


Es kommen mehr Kartoffeln auf den Markt als im vergangenen Wirtschaftsjahr. In der Hoffnung auf hohe Erlöse haben viele Anbauer mehr Pflanzgut in die Erde gesteckt als zuvor.


Allerdings hat sich das Sortenspektrum verändert. Knollen für die Verarbeitung zu Nahrungsmitteln haben zugelegt, Speise- und Stärkeware stagniert bzw. geht etwas zurück. Landwirte haben auf die Marktsignale reagiert. Vor allem Pommes- und Chips-Hersteller locken mit attraktiven Rohstoffpreisen.


Insgesamt sollen die Anbauflächen in der EU zwar nur um 2% ausgeweitet worden sein. Das ist nicht viel mehr. Geprägt wird der Markt allerdings in erster Linie von der Versorgungslage in Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien.


Von den „Großen Fünf“ der EU wurden 2019 auf 664000 ha Konsumkartoffeln angebaut. Binnen sechs Jahren wurde das Areal also um 100000 ha ausgedehnt. Es gab aber Unterschiede.


Sehr wenig hat Großbritannien dazu beigetragen. Die Briten forcieren weder die Frischkartoffel- noch die Produktausfuhren. Im Gegensatz zu Frankreich. Dort hat der Anbau seit dem Jahr 2010 um 34% zugelegt. Die Franzosen wollen ihre Position am Speisekartoffelmarkt ausbauen bzw. verteidigen. Zudem haben sie die Verarbeiter im Benelux-Raum als attraktive Abnehmer im Visier. In dieser Saison dehnten die Franzosen ihre Kartoffelflächen um 4 bis 5% aus. Ähnliche Zuwächse gab es in Holland und Belgien.


In Deutschland gehen die Angaben etwas auseinander. Laut der amtlichen Statistik wäre die Konsumkartoffelfläche im Jahr 2019 um 22% auf mehr als 200000 ha gewachsen. Mit den Stärke- und Pflanzkartoffeln wären es sogar 276000 ha. Das wird aber von den Invekos-Daten nicht bestätigt. Diese sind stellenweise erheblich niedriger. Das gilt auch für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Korrigiert auf das Invekos-Niveau, liegt das deutsche Anbauplus bei Konsumware wohl eher bei 5%.


Wetter spielte nicht mit


Die Witterung hat vielen Erzeugern zudem wieder einen Strich durch die Planungen gemacht. Verbreitet begann die Vegetation mit Wasserdefiziten aus dem Vorjahr. Dann war der Mai 2019 zu trocken. Im Juni gab es zwar ergiebigen Regen. Vor allem in Osteuropa ist davon aber rasch viel verdunstet. Der Juli war in Westeuropa heiß und trocken. Temperaturen von über 40 Grad haben bei empfindlichen Sorten Durchwuchs ausgelöst und unberegnete frühe bis mittelfrühe Speisesorten in puncto Erträge endgültig in die Knie gezwungen:


  • In Deutschland haben Speisekartoffeln im Westen aber auch im Osten nur ein knapp durchschnittliches Ertragsniveau erreicht. Es gibt teilweise sogar Missernten und ausgeprägte Qualitätsprobleme. In Ost-Niedersachsen und Bayern sieht es besser aus. Die Knollen fallen aber auch dort eher klein aus.
  • In Frankreich hat unberegnete Speiseware sehr unter der Witterung gelitten. Auf beregneten Flächen fallen die Erträge hingegen relativ gut aus. Insgesamt liegt die französische Ernte etwas über Vorjahresniveau, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.
  • In Ost- und Südosteuropa wird Speiseware 2019/20 sogar eher knapp sein. Das belebte im Westen der EU schon im August die Nachfrage.


Bei Verarbeitungsware zeigt sich die Lage besser. Späte Sorten profitierten in der zweiten Augusthälfte von ergiebigem Regen. Danach wurde es allerdings wieder trocken. Deshalb bezweifeln Beobachter starke Ertragszuwächse. Empfindliche Sorten zeigten zudem Durchwuchs oder waren ohne Beregnung bereits früh am Ende ihrer Ertragsbildung und könnten sogar knapp werden. Das gilt besonders, wenn vermehrt Qualitätsprobleme auftreten (z.B. durchgewachsen, zu klein, zu geringes Unterwassergewicht usw.).


Nachfrage ist stetig


Die Notierungen für neuerntige Knollen haben zwar seit Beginn der Hauptsaison spürbar nachgegeben. Zuletzt hat sich der saisonal übliche Rückgang aber wieder verlangsamt. Das Vorjahresniveau wird immer noch übertroffen. Auch im weiteren Verlauf spricht einiges für attraktive Preise, und zwar selbst dann, wenn die Erntemenge wider Erwarten doch noch knapp durchschnittlich ausfallen sollte.


Speisekartoffeln sind nach einem relativ ruhigen Sommer jetzt wieder besser gefragt – national und international. Außerdem haben die Frühgebiete einen Vermarktungsvorsprung gegenüber anderen Jahren. Das belebte schon im August den überregionalen Handel. Und mit der entsprechenden Werbung sowie größeren Gebinden nimmt der Absatz im Herbst weiter zu.


Es droht zudem kein Angebotsdruck aus dem Ausland. In Frankreich und Großbritannien mag zwar das Angebot etwas größer sein als vor zwölf Monaten. Dafür ist die Vermarktungsperiode aber auch fast zwei Monate länger. 2018 war noch im September alterntige Lagerware im LEH zu finden. Jetzt ist diese längst verschwunden.


Bei Verarbeitungsknollen dürfte auch ein eventuell deutlich größeres Angebot kein Problem sein. Die Nachfrage legt stetig zu, und es gibt keine Überhänge aus dem Vorjahr.


Die meisten Verarbeiter müssen zeitnah neuerntige Knollen kaufen. Dafür spricht auch, dass etliche Firmen Vermarktungsdefizite ausgleichen wollen. Zum Ende des Wirtschaftsjahres 2018/19 mussten sie ihre Kapazitäten drosseln, weil der Rohstoff aufgebraucht war. Dadurch haben sie Marktanteile verloren, die sie zurückgewinnen wollen.


Die Nachfrage nach Kartoffelprodukten wächst zudem stetig. Pommes frites sind der Renner. Bis Mai 2019 verkauften die Marktführer Holland, Belgien und Deutschland insgesamt 2,58 Mio. t in anderen EU-Staaten. Das Vorjahresniveau wurde damit um gut 9% übertroffen. Im Juli könnte der Vorsprung etwas geschrumpft sein, er bleibt aber beachtlich. Gleiches gilt für den Drittlandexport, über den 2018/19 weitere 1,4 Mio. t Pommes frites vermarktet wurden (+4%).


Jetzt droht durch den Brexit ein Dämpfer. Ca. 700000 t Pommes wurden 2018/19 vom Festland nach Großbritannien geliefert. Das kann durch Zölle und Probleme bei der Abfertigung erschwert werden. Trotzdem bleiben Pommes gefragt. Und wenn Verarbeitungsware läuft, stützt das auch den Markt bzw. die Preise für Speiseware.


joerg.mennerich@topagrar.com

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