MeinVermarktungs-Tagebuch
Ende Mai wurden an der Matif für neuerntigen Mahlweizen 140 €/t bezahlt. Das war das Signal für mich, 500 t, also rund ein Drittel, von meinem 2010er Weizen zu vermarkten. Mit dem von meiner Genossenschaft vor Ort angebotenen Prämienkontrakt ging das ganz einfach. Der Abrechnungspreis für meinen B-Weizen ist der Matif-Preis am Tag des Kontraktverkaufs abzüglich eines vertraglich festgelegten Betrags. Dieser Preisabstand zur Börse – Börsenprofis sprechen von der Basis – beträgt bei diesem „Weizenflex“ 10 €/t. Daraus ergibt sich für mich ein Preis von 130 €/t netto ab Hof – eben Matif minus 10 €/t.
Mit meiner Vermarktung bin ich damit voll im Plan. Vorher habe ich nämlich folgende Strategie festgelegt: Ich will ein Drittel meiner für 2010 erwarteten Weizenernte „auf dem Halm“ vorab verkaufen, ein weiteres Drittel in der Ernte und den Rest bis zum Frühjahr 2011.
Bei einem Durchschnittsertrag von 10 t/ha ernte ich auf meinen 150 ha rund 1 500 t Weizen. Mit den jetzt erzielten 130 €/t kann ich gut leben. Vor allem Düngemittel sind deutlich günstiger als in den Vorjahren, so dass die Produktionskosten gedeckt sein dürften. Genau weiß ich das aber erst, wenn die Erträge feststehen.
Eines habe ich aus der Weizenvermarktung der letzten Jahre gelernt: Das Verkaufen nicht zu vergessen. Letztes Jahr hatten wir beim Weizen ebenfalls im Mai das Jahreshoch. Anschließend ging es mit den Notierungen fast nur noch bergab. In den kommenden Wochen rechne ich mit einer Seitwärtsbewegung beim Matif-Weizen, bei ungünstiger Witterung allenfalls mit einer leichten Aufwärtsbewegung.
Nicht nur bei uns steht der Weizen sehr gut da, und schon jetzt ist der globale Weizenmarkt mehr als komfortabel versorgt. Andererseits hilft uns der schwache Euro beim Weizenexport, wovon wir in Norddeutschland besonders profitieren. Und sollten die Kurse wider Erwarten stark steigen: Für zwei Drittel meiner Weizenernte ist der Preis ja noch offen!
Aufgezeichnet von Dr. Uwe Steffin
Heiko Jessen