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Kümmel und Co. statt Kühe

Lesezeit: 4 Minuten

Franz und Irmgard Schneiderbauer haben von Milchvieh komplett auf Gewürzanbau umgestellt.


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Dass man den ganzen Betrieb auf die Gewürzerzeugung spezialisieren und sogar noch weiter ausbauen kann, hätten Franz und Irmgard Schneiderbauer vor einigen Jahren auch nicht gedacht. Aber wo früher Kühe standen und Futter lagerte, duftet es heute intensiv nach Kümmel, Fenchel, Anis und anderen Gewürzen. Im Jahr 2000 starteten sie versuchsweise mit dem Anbau von 2 ha Kümmel, weiteten die Fläche ein Jahr später auf 5 ha aus und säten zusätzlich Leinsamen und Blaumohn.


Das Ehepaar setzt im österreichischen Lambrechten, 40 km von Passau entfernt, seit 2009 vollständig auf den Anbau und die Vermarktung von Kümmel, Fenchel, Anis und weiteren Gewürzen. Auf rund 30 ha eigenen Flächen wachsen die verschiedenen Sorten, zusätzlich haben Schneiderbauers seit 2010 mit mittlerweile 26 Landwirten aus der Region Anbauverträge über insgesamt weitere 150 ha abgeschlossen.


Die geernteten Gewürze werden in einer nahegelegenen Trocknung zentral getrocknet und gereinigt und kommen in 25 kg-Säcken auf Schneiderbauers Hof. Dort hat das Landwirtspaar umfangreich in ein 300 m2-Regallager, in Mahl-, Misch- und Verpackungstechnik sowie in einen Hofladen investiert.


80 t Brotgewürz:

Was macht man mit so viel Kümmel, Koriander und Fenchel? „Den Großteil der Ernte verwenden wir zur Herstellung von Brotgewürz, einer typisch österreichischen Gewürzmischung, die zum Brotbacken verwendet wird“, erklärt Irmgard Schneiderbauer. Die Kräuter aus eigener Erzeugung mischt die Landwirtin mit zugekauften weiteren Zutaten wie Salz, Pfeffer und Paprika. Rund 80 t der Mischung vermarktet sie pro Jahr größtenteils an Bäckereien in ganz Österreich. „Wir punkten mit regionaler Produktion und der Rückverfolgbarkeit unse-rer Gewürze bis aufs einzelne Feld“, erklärt sie. Daher setzt sie trotz jähr-lich steigender Produktionsmenge weiterhin auf die Verpackung in Säcken. Auf jedem Etikett ist die Herkunft vermerkt.


Neben der Nische „Brotgewürz“ vermarkten Schneiderbauers ihre Gewürze in weiteren Mischungen und auch sortenrein. Abnehmer sind die großen österreichischen Lebensmittelketten wie Rewe, Billa und Merkur, aber auch andere Hofläden und Direktvermarkter. Ein eigener Hofladen vervollständigt die Absatzwege der Schneiderbauer-Gewürze. Dort bietet die Gewürzbäuerin sämtliche Mischungen und Reinsorten an, sowie Öle, Tees und weitere Produkte. „Insgesamt haben wir mehr als 60 Artikel“, berichtet sie. Schneiderbauers setzen komplett auf die Gewürze – auch finanziell. Im eigenen Hofladen kosten 100 Gramm Kümmel daher 2,50 €. „Wir sind etwas teurer, dafür betreiben wir mehr Aufwand für die lückenlose Dokumentation. Das Risiko unregelmäßiger Erträge haben wir und unsere Vertragslandwirte ebenfalls“, rechnet Landwirtin Schneiderbauer vor. Letzteren gibt sie aber Sicherheit durch frühzeitig geschlossene Abnahme- und Preisverträge, die jedes Jahr im Januar unterschrieben werden. „Das Vermarktungsjahr beginnt aber erst jeweils acht Monate später und läuft von September bis Ende August.


Gewürzkino geplant.

Das Gewürzgeschäft soll aber kein anonymer Handelsbetrieb sein. Daher setzen Schneiderbauers auch auf Öffentlichkeitsarbeit. So gibt es einen 8 km langen ausgeschilderten Gewürz-Erlebnisweg durch die Felder. Auf großen Schildern erfahren Wanderer so alles über die jeweilige Gewürzsorte, den Anbau und die Verwendung. Irmgard Schneiderbauer führt zudem regelmäßig Besuchergruppen durch den Betrieb und erklärt die Abläufe.


Für die laufende Saison 2016 gibt es eine weitere Innovation: Ein Gewürzkino wird gerade aufgebaut. „Die Besucher sollen darin unsere Gewürze schmecken und riechen können und ihre Sinne trainieren“, erklärt Irmgard Schneiderbauer die Idee. Denn viele Verbraucher würden den Geschmack bzw. den Geruch von echtem Kümmel oder anderen Gewürzen gar nicht mehr kennen. „Das wollen wir ändern!“


Schneiderbauers bereuen den Umstieg von der Milchviehaltung auf den Gewürzanbau bis heute nicht. „Wir sind immer im gesunden Rahmen gewachsen und können davon leben“, erklärt die Gewürzbäuerin. Inzwischen beschäftigen Schneiderbauers eine Voll- und zwei Teilzeit-Mitarbeiter, die drei Kinder sind mit in den Betrieb eingestiegen. Ein Sohn plant, ihn später weiterzuführen. Infos unter:


www.schneiderbauer-gewuerze.at


Christian Brüggemann

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