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Mehr Fleisch, weniger Marge?

Lesezeit: 5 Minuten

Weltweit steigt die Fleischproduktion kräftig. Darunter könnten die Erzeugerpreise in der EU leiden, meint Marktexperte Heribert Breker.


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Nach Jahren der Stagnation erzeugen Rinder-, Schweine- und Geflügelhalter weltweit wieder deutlich mehr Fleisch. Das US-Agrarministerium (USDA) rechnet 2018 mit 2,2% mehr Ware als im Vorjahr. Da die EU vom Drittlandexport abhängt, werden die Entwicklungen in den USA, China, Brasilien und Co. auch die hiesigen Erzeugerpreise maßgeblich beeinflussen.


Dämpfer für Rindfleischpreise?

Das Rindfleischaufkommen soll weltweit um 2,4% auf 63 Mio. t steigen (s. Übersicht 1). Den größten Anteil daran haben die USA, die 2018 etwa 12,6 Mio. t produzieren. Das sind fast 6% mehr als im Vorjahr. An zweiter Stelle rangiert Brasilien mit 9,9 Mio. t, das nach vier Jahren zu alter Stärke gefunden hat. Und Australien baut nach trockenheitsbedingten Rückschlägen die Fleisch-rinderherden wieder auf. Die EU ist mit rund 7,8 Mio. t zwar weiterhin ein Schwergewicht. Wegen der rückläufigen Kuhzahlen bröckelt die Rindfleischproduktion aber mittlerweile. Angebot und Verbrauch liegen in der EU dicht beieinander. Dennoch werden hochwertige Teilstücke aus Südamerika eingeführt, während Lebendvieh und Verarbeitungsware in den Nahen Osten gehen.


Kräftig Bewegung gibt es im internationalen Rindfleischhandel, der um 5% steigen soll. Vor allem Brasilien und Australien bauen ihre Ausfuhren aus. Indien stößt bei den Exporten hingegen mittlerweile an Grenzen, bleibt aber zweitgrößer Verkäufer am Weltmarkt.


Auf der Einfuhrseite macht China auf sich aufmerksam. Das Reich der Mitte hat in vier Jahren die Rindfleischimporte auf 1,2 Mio. t verdreifacht. Wohlhabende Chinesen in den Großstädten schwenken immer öfter vom Schweine- und Geflügel- auf Rindfleisch um. Aktuell liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 5 kg. Der Hebel ist gewaltig: Steigt der Konsum nur um ein kg, braucht China etwa 1,4 Mio. t Rindfleisch mehr. Bisher bekommen die Chinesen das Fleisch überwiegend von benachbarten „Billiganbietern“ (z.B. Indien). Zunehmend boulen aber auch Premiumanbieter um diesen Markt. Kürzlich feierte Irland als erstes EU-Land die Zulassung als Lieferant für China. Für die EU wäre das eine Chance, zumal die Brexit-Folgen den Markt bedrohen (siehe S. 110).


Die Rindfleischpreise driften derzeit auseinander. Sie reichen von rund 4 €/kg SG in der EU bis runter auf unter 2,50 €/kg in Brasilien. Insgesamt zeigt die Preiskurve international wegen des steigenden Angebots jedoch eher nach unten. Ein regelrechter Preisabsturz ist aber nicht zu erwarten.


China-Effekt verblasst.

Abgestürzt sind hingegen die Schweinepreise. In bedeutenden Exportländern schwanken die Preise um einen Euro pro kg SG. Hauptgrund ist das wachsende Angebot, das 2018 um 2,3% auf 113,4 Mio. t zulegen soll (s. Übersicht 2).


Die bangen Blicke der Exporteure richten sich vor allem auf China, das 2018 mit 54,6 Mio. t mal eben 1 Mio. t mehr erzeugt – aber noch nicht ganz das frühere Niveau erreicht. Hintergrund ist der radikale Umbruch der Schweinebranche von kleinbäuerlich und stadtnah hin zu industriell und marktfern. Die neuen Anlagen liefern schlagartig mehr Fleisch. Die Folge: Preise und Importbedarf sinken.


Auch die Entwicklung in den USA ist bemerkenswert. Dort wuchs die Schweineproduktion in nur fünf Jahren um 18%. Bisher ging der inländische Verbrauch dieses Tempo mit, doch seit einigen Monaten sind auch die Amis mit den Mengen überfordert. Der chinesische Strafzoll auf US-Schweinefleischimporte verschärft das Absatzproblem. Auch die Kanadier können ihre Erzeugung ausbauen und erreichen erstmals über 2 Mio. t.


Beeindruckend ist die Entwicklung Russlands. Im letzten Jahrzehnt stieg die Erzeugung um fast 50%. Die Russen sind nun nahezu Selbstversorger, stoßen aber an Grenzen. Schlechte Preise und das ungelöste ASP-Problem bremsen. Mit nennenswerten Exporten ist aus Russland vorerst nicht zu rechnen.


Stagnation herrscht derweil in der EU. Spürbar wachsen kann derzeit nur noch der spanische Schweinebestand. In fast allen übrigen Ländern stagniert die Erzeugung bzw. pendelt zurück. Bei stabilem Inlandsverbrauch bleibt der Selbstversorgungsgrad stabil bei 112%.


Die Abhängigkeit von den Drittlandexport macht sich derzeit in den Preisen bemerkbar. Das spüren alle großen Exportländer. In der EU, den USA, Kanada und Brasilien, die für rund 90% des gehandelten Schweinefleischs am Weltmarkt stehen, herrscht Katerstimmung. Der China-Effekt, der 2016 und 2017 weltweit für Euphorie sorgte, hat stark nachgelassen. Von rund 2,2 Mio. t im Jahr 2016 gehen die Einfuhren 2018 auf geschätzte 1,5 Mio. t Schweinefleisch zurück. Andererseits: Noch vor fünf Jahren lag der Import nur bei 750000 t. Für zusätzliche Unruhe sorgt der US-Handelsstreit. Nach China könnte auch Mexiko Strafzölle auf US-Lieferungen erheben. Mexiko hat sich bereits mit einem Abkommen mit der EU rückversichert. Die Handelsströme verschieben sich und die „heimatlose“ US-Ware belastet auch die EU-Geschäfte. Immerhin ziehen die Einfuhren Japans, Mexikos und Südkoreas etwas an.


Geflügel ist kein Selbstläufer.

Die Wachstumsraten beim Hähnchenfleisch waren schon mal höher. Das USDA rechnet 2018 weltweit mit 92,5 Mio. t. Mit plus 1,9% wächst Hähnchen somit prozentual langsamer als Rind oder Schwein (s. Übersicht 3). Verantwortlich dafür ist, dass die USA und Brasilien als führende Produzenten, mit rund 19 Mio. t bzw. 13,4 Mio. t, diesmal nur moderat wachsen. Niedrige Preise bremsen das Geschäft.


Immerhin ist der Abwärtstrend in China gestoppt. Mit 11,7 Mio. t wird wieder etwas mehr erzeugt als im Vorjahr. Dennoch bleibt die Inlandsnachfrage gut 10% unter früheren Werten. Obwohl Gefügel preiswert ist, sind viele Chinesen wegen der Geflügelgrippe verunsichert und verzichten.


In der EU wächst der Markt hingegen kontinuierlich. Das USDA schätzt, dass die Broilererzeugung und der Verbrauch um jeweils 2,3% zulegen. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der Welthandel eher stagniert. Vor allem die Absätze im Nahen Osten schwächeln.


Das trifft vor allem Brasilien, das mit 3,8 Mio. t Hähnchenfleisch am meisten Ware verschifft. Die Preise sind von 1,25 €/kg SG in 2016 auf zuletzt unter 0,75 € gefallen.


Aber auch die USA und die EU als Nummer zwei und drei im Export tun sich schwer. Preislich bewegen sich die Letztgenannten mit zuletzt etwa 1,80 €/kg SG aber deutlich höher mit zuletzt freundlicher Tendenz. Kontakt:


andreas.beckhove@topagrar.com

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