Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Milchpreise bleiben hoch

Lesezeit: 5 Minuten

Die Milchpreise sind auf Höhenflug. Hauptgrund ist die boomende Nachfrage aus China. Heribert Breker von der Landwirtschafts­kammer NRW glaubt, dass das noch eine Zeit lang so bleibt.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Am Milchmarkt herrscht Hochstimmung. Seit April 2013 steigen die Auszahlungspreise der Molkereien bei uns scheinbar unaufhaltsam. Über alle Molkereien lagen die Auszahlungspreise im vergangenen Jahr bei knapp 38 ct/kg. Am Spotmarkt in den Niederlanden mussten Käufer Anfang Dezember sogar über 50 ct/kg Rohmilch bezahlen. Woher kommt der Höhenflug und wie geht es weiter?


Nachfrage steigt schneller!

Die globale Milcherzeugung ist 2013 nur um 0,8 % gestiegen. Zuerst bremsten hohe Futterkosten sowie ungünstige Witterungsbedingungen die Produktion. Auf der Südhalbkugel fiel im Schnitt zu wenig Regen und in Europa sorgten die kalten Temperaturen für einen Vegetationsrückstand. Später im Jahr stieg die weltweite Erzeugung dann deutlich an. Den Preisen hat das aber nicht geschadet, denn die Nachfrage stieg schneller.


Vor allem die Schwellenländer mit wachsender Bevölkerung sowie kräftigen Einkommenszuwächsen brauchen immer mehr Milchprodukte. Während Indien sich immer noch selbst versorgen kann, reicht es in China vorne und hinten nicht. Die chinesische Milcherzeugung ist in den letzten fünf Jahren zwar um über 30 % gestiegen. Trotzdem haben sich im gleichen Zeitraum die chinesischen Importe an Mager- und Vollmilchpulver verdreifacht bzw. vervierfacht.


Gute Vorzeichen für 2014!

Aufgrund der positiven Marktimpulse dürfte die Produktion deshalb weiter steigen – ­allerdings nur moderat. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) rechnet trotz hoher Erlöse nur mit einer Zunahme der Weltmilcherzeugung von 2,2 %. Das ist nur geringfügig mehr als der Durchschnittszuwachs der Vorjahre. Wichtige Produktionsregionen stoßen nämlich an ihre Grenzen:


  • In Neuseeland steigt die Produktion 2014 im Vergleich zum Vorjahr zwar noch recht deutlich um 5 %. Frühere Wachstumsraten werden aber nicht mehr erreicht. Das Land ist relativ klein und hat immer wieder mit Trockenperioden zu kämpfen.
  • Die US-Amerikaner rechnen im eigenen Land nur mit einem Anstieg um 2 %. Die intensive Milchviehhaltung ­reagiert hier hochsensibel auf teure ­Futterpreise.
  • Die EU bringt es im laufenden Jahr voraussichtlich sogar nur auf ein Plus von 1 %. Die Milchquote bremst insbesondere die exportorientierten EU? Staaten. Andere EU-Länder können die Quote nicht mal erfüllen.


Diese drei Regionen stehen für mehr als die Hälfte der global erzeugten Kuhmilch und, was fast noch wichtiger ist, für rund 90 % des Welthandels mit Milchprodukten. Ihre Erzeugung bestimmt maßgeblich den künftigen Milchpreis.


China hat noch Potenzial.

Wenn Preisdruck aufkommen sollte, dann wohl nur durch eine schwächere Nachfrage. Aber danach sieht es ebenfalls nicht aus.


Der Frischmilchverbrauch wächst laut USDA im laufenden Jahr um 2,7 %. Konsumsteigerungen finden wie in den Vorjahren vorrangig in den weniger entwickelten Schwellen- und Entwicklungsländern statt – vor allem in Indien und China.


Welches Potenzial hier schlummert, macht ein einfacher Vergleich deutlich: Der chinesische Milchverbrauch liegt bei 42 kg Milchäquivalent je Kopf und Jahr. Der durchschnittliche Inder konsumiert bereits 120 kg je Kopf. In Europa und Nordamerika liegt man bei 260 bzw. 285 kg je Kopf Milchäqui­valent. Gleichzeitig leben in China derzeit 1,4 Mrd. Menschen und es werden jährlich 14 Mio. mehr. Indien liegt bei 1,1 Mrd., hat aber größere Bevölkerungszuwächse. Die Einkommen steigen in beiden Ländern zwischen 5 bis 8 % pro Jahr. Die Nachfrage nach höher veredelten Nahrungsmitteln wie Milch und Milchprodukte steigt somit kräftig.


Auch die hohen Preise schrecken die Konsumenten offenbar nicht. Die ­Chinesen sollen 2014 nochmals 20 % mehr Vollmilchpulver und 15 % mehr Ma­germilchpulver importieren. Neuester Schlager in China ist fettarme H-Milch. Und auch beim Käsekonsum sehen Experten in China Absatz­chancen.


Einfuhrbedarf bleibt hoch:

China dürfte Russland als größten Abnehmer für Milchprodukte im laufenden Jahr ablösen. Trotzdem bleibt Russland mit Importen von rund 750 000 t Produktgewicht ein sehr wichtiger Absatzmarkt, insbesondere für Käse. Jedes dritte Kilogramm Käse, das global gehandelt wird, landet hier. Aber auch etwa 40 % des Butter- und 75 % des Magermilchpulverbedarfs muss Russland importieren. Die russische Eigenerzeugung ist nicht wettbewerbsfähig und seit der politischen Wende 1989 um 40 % gefallen. Ohne Importe geht es nicht. Da die EU vor der Tür liegt, sind die Europäer die wichtigsten Lieferanten nach Russland. Zuletzt gab es aber ständig Probleme mit russischen Importrestriktionen.


Gut, dass es Alternativen gibt: Wie Japan, das immerhin jedes vierte Kilogramm Käse am Weltmarkt aufkauft. Die Ware kommt aber vornehmlich aus den USA.


Beim Magermilchpulver sind auch Indonesien und die Philippinen bedeutende Importländer. Zusammen führen sie rund 365 000 t Magermilchpulver bzw. ein Drittel des Welthandels ein. Wegen der geringen Entfernung liefern vor allem Neuseeländer und Australier. Die EU kommt aber gelegentlich auch zum Zuge.


Bessere Chancen haben Europäer in den nordafrikanischen Ländern. Allen voran braucht Algerien einiges an Milchpulver und bezieht dieses oft aus der EU.


Die EU braucht auch diese Abnehmer, denn sie ist nach Neuseeland die Nummer zwei am Weltmarkt und muss jährlich rund 1,8 Mio. t an Käse, Butter und Milchpulver absetzen.


Preise bleiben stabil:

Die gute Nachfrage dürfte die Milchpreise weltweit stützen und auch in der EU für feste Tendenzen sorgen. Für das erste Halbjahr 2014 deuten die Auktionsergebnisse von Global Dairy Trade in Neuseeland, die Chicagoer Börse in den USA und die Eurex in Frankfurt stabile bzw. nur leicht schwächere Preise für Milchprodukte an.


Erst in der zweiten Jahreshälfte können die Milchpreise etwas deutlicher nachgeben. Aber auch nur, wenn das Wetter die Futterkosten weltweit niedrig hält. Sicher ist das nicht.


Vor diesem Hintergrund hat man auch in Brüssel wenig Angst vor dem Quotenausstieg im kommenden Jahr:


Derzeit überliefern nur wenige EU-Ländern, sodass der Zuwachs begrenzt sein dürfte, und der globale Milchmarkt ist so aufnahmefähig, dass das Mehr an Milch ohne größere Probleme abgesetzt werden kann.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.