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Neue Hoffnung für Argentiniens Landwirte

Lesezeit: 4 Minuten

Der neue argentinische Präsident Mauricio Macri hat ein abgewirtschaftetes Land übernommen. Mit harten und schnellen Maßnahmen will er auch die Landwirtschaft wieder nach vorne bringen. Agrarjournalistin Carolina Araoz berichtet aus Buenos Aires.


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Zeitenwende in Argentinien: Die Abwahl von Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner und eine krachende Wahlniederlage ihrer Partei „Front für den Sieg“ beendete vor einem halben Jahr eine zwölfjährige Ära. Kirchners Nachfolger Mauricio Macri trat das Präsidentenamt Anfang Dezember 2015 an: Er leitete unmittelbare Reformen ein, die auch dem gebeutelten Agrarsektor und der Landwirtschaft des Landes wieder auf die Beine helfen sollen. Bis Argentinien wieder ein landwirtschaftlicher „Global Player“ ist, dürfte es aber noch dauern.


Kirchner hinterließ Chaos: Das System „Kirchner“ wirkt nach: Die Ex-Präsidentin übergab nach ihrer langen Amtszeit ein wirtschaftlich am Boden liegendes Land. Details der Erbmasse:


•Es gab Beschränkungen für den Ankauf von Devisen, „Dollarbremsklotz“ genannt, in deren Folge Parallel- und Schwarzmärkte entstanden.


•Die Exportwirtschaft wurde immer stärker behindert, wodurch zahlreiche Märkte verloren gingen, z. B. bei Rindfleisch.


•Exportsteuern wurden erhoben auf Mais, Sonnenblumen und Weizen, aber vor allem auf Sojabohnen.


•Während der letzten Dekade litt Argentinien unter einer hohen Inflationsrate, was Reallöhne verfallen ließ.


•Öffentliche Investitionen in Straßen und andere Infrastruktur wurden massiv zusammengestrichen.


Die meisten dieser Punkte trafen die Landwirtschaft in besonderem Maße. Schlimmer noch: Während der letzten zehn Jahre wurde in Argentinien praktisch keine Agrarpolitik betrieben und wenn, dann zulasten der Landwirte und Viehhalter. Der Rindfleischsektor des Landes hat darunter am stärksten gelitten: Seit 2006 galt unter den Kirchners die Devise: „Rindfleisch muss im Inland günstig verfügbar sein, ungeachtet des Wertes auf den Exportmärkten.“


Das Ergebnis: In den letzten 12 Jahren ging der Fleischexport auf nur noch knapp 200 000 t pro Jahr zurück (s. Übersicht). 


Aufgrund der verfehlten Agrarpolitik reduzierten die Viehzüchter gleichzeitig auch ihre Rinderherden: Der argentinische Rinderbestand schrumpfte deutlich! Deshalb mussten mehr als hundert fleischverarbeitende Betriebe schließen. Tausende Arbeitsplätze gingen verloren. Im Gegensatz zu den politischen Zielen brach auch der inländische Rindfleischverbrauch massiv ein. Viele Argentinier konnten es sich nicht mehr leisten. Entsprechend groß waren die Erwartungen, die in den neuen Präsidenten und seine Regierung gesetzt wurden.


Exportsteuern gekippt: Sehr schnell begann Präsident Macri denn auch mit ersten Maßnahmen zur Schadensbegrenzung: Schon kurz nach Amtsantritt sprach er mit der neuen Opposition und den Gouverneuren der 23 Provinzen Argentiniens, um sich über ihre Lage zu informieren. Derartige Gesten waren während der Regierung von Cristina Kirchner undenkbar.


Der neue Wirtschafts- und Finanzminister, Alfonso Prat-Gay, gab die Wechselkurse frei. Das Verbot, Devisen zu kaufen, fiel ebenfalls. Es hatte massive Störungen in der argentinischen Wirtschaft verursacht. Außerdem kassierte Prat-Gay die Zölle auf die Exporte von Weizen, Mais, Fleisch und Regionalprodukten. Der Exportzoll für Sojabohnen (35 %) wird ab jetzt jährlich um 5 %-Punkte reduziert.


Macri schickte auch ein Konzept zum Abbau der Auslandsschulden an das Parlament und bekam dafür im April 2016 die Zustimmung. Kurz danach wurden zum Start am ersten Tag 9,4 Mrd. US-Dollar zurückgezahlt. Weitere Zahlungen sollen folgen.


Ein halbes Jahr nach Macris Amtsantritt hat sich die Begeisterung für die neue Regierung etwas abgekühlt. Grund sind einige unpopuläre Maßnahmen: Im Januar und Februar wurden viele Staatsangestellte entlassen. Im März wurden Strom- und Gastarife angehoben sowie die Kraftstoffpreise und die Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel. Diese Preise waren über Jahre vom Staat subventioniert und künstlich extrem niedrig gehalten worden. Auch die Preise für Lebensmittel stiegen. Dadurch wurde die zuvor schon hohe Inflation zwar zeitweilig weiter angeheizt. Die Regierung ist aber optimistisch und erwartet für das zweite Halbjahr 2016 mehr neue Arbeitsplätze und eine sinkende Inflation.


Landwirtschaft zuversichtlich: Auch in der Landwirtschaft scheint sich die Situation zu entspannen. Die Abschaffung der Exportzölle war ein erster wichtiger Schritt. Anfang März kamen Präsident Macri und sein Landwirtschaftsminister Ricardo Buryaile zur „Expoagro“, der wichtigsten Agrar-Ausstellung Lateinamerikas, und bekräftigten dort ihren Politikansatz: „Wir sprechen mit dem Berufsstand und werden  gemeinsam Lösungen für die Probleme finden“, so die Regierungsvertreter.


Entsprechend optimistisch ist die Stimmung im gesamten Agrarsektor: So erhoffen sich die Anbauverbände der wichtigsten argentinischen Ackerfrüchte (Sojabohnen, Mais, Weizen und Sonnenblumen), eine Ausdehnung des Anbaus zur Ernte 2016/17. Erste Prognosen erwarten einen sprunghaften Anstieg der Erntemengen. Bei Rindfleisch setzt die Regierung auf ähnliche Wachstumssprünge.

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