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Raps optimal verwertet

Lesezeit: 5 Minuten

Die Teutoburger Ölmühle erzielt aus Raps die größtmögliche Wertschöpfung. Neben hochwertigen Ölen erzeugt sie proteinreiche Presskuchen.


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Rapsöl? Das ist doch ein Standardprodukt, das geschmacksneutral, günstig und in großen Mengen verfügbar ist. Ölmühle und Innovation – widerspricht sich das nicht?


Dass man auch die Rapsverarbeitung quasi neu erfinden kann, beweist Dr. Michael Raß in Ibbenbüren (NRW) mit seiner Teutoburger Ölmühle. Aus konventioneller und Bio-Rapssaat presst und raffiniert der gelernte Verfahrenstechniker hochwertige Ölspezialitäten. Innerhalb von 13 Jahren hat Raß sein Unternehmen aus der Nische (10 t Raps pro Tag, vier Mitarbeiter) zum Marktführer bei kaltgepressten Raps-ölen gemacht. Bundesweit, in mehreren EU-Ländern und sogar in China und den USA findet man die typisch viereckigen Glasflaschen im Ladenregal.


Zuletzt hat Raß die Kapazität auf rund 130 000 t Raps/Jahr bzw. 40 000 t Öl ausgebaut und erzielt mit inzwischen gut 130 Mitarbeitern einen Jahresumsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich.


Der Clou der Ölmühle: Der Raps wird vor dem Pressen geschält – der wesentliche Unterschied zu anderen Ölmühlen. Bitterstoffe aus der Rapsschale gelangen so nicht in das Öl. Raps zu schälen ist allerdings nicht ganz einfach. Raß hat jahrelang vor der Unternehmensgründung an der Technik getüftelt, bis das Ergebnis zufriedenstellend ausfiel. „Bis auf einen minimalen Rest bekommen wir die Schale aber vom Kern ab“, erklärt er.


Geschält und kalt gepresst!

Anschließend werden die Kerne zweimal kalt gepresst und das Öl mechanisch gefiltert. Die Temperatur steigt dabei nicht über 40 °C, was Geschmacksveränderungen verhindert. Bei der ersten Pressung, die nur etwa zwei Drittel des im Raps enthaltenen Öls entzieht, entsteht ein goldgelbes Kernöl, das einen typisch nussig-saatigen Geschmack hat. Das Öl aus der zweiten Pressung ist schon etwas dunkler (s. Foto oben) und kann durch Dämpfung und Raffination noch weiter veredelt werden.


„Mit den verschiedenen Sorten können wir alle Wünsche der Verbraucher und Verarbeiter erfüllen und vom Geschmack über nussig bis neutral alles anbieten“, erklärt Raß. Dazu kommen weitere Raps-Spezialöle, z. B. das Omega Salatöl oder spezielles Kernöl, das sich zum heißen Braten eignet. Insgesamt hat die Ölmühle rund 15 verschiedene Sorten in Gebindegrößen von 20 ml bis zum Tank-Lkw im Angebot.


Mit dem jüngsten Ausbauschritt konzentriert sich die Ölmühle nun verstärkt auf die Lebensmittelindustrie und den Großhandel als Kunden. Übrigens werden auch die Schalen noch gepresst, weil sie auch einige Prozente Öl enthalten. Das Schalenöl wird ebenfalls für die Lebensmittelindustrie raffiniert.


Rapsöl mit viermal „D“!

Als weiteres Qualitätsmerkmal hat „Marketingfuchs“ Raß die „4-D-Qualität“ für sein Rapsöl entwickelt:


  • Der Rohstoff stammt aus Deutschland (1. „D“): „Wir kaufen hauptsächlich in der Nordhälfte beim Landhandel ein.“
  • Die Saat wird in Deutschland kalt-gepresst (2. „D“), das Öl dann veredelt (3. „D“) und abgefüllt (4. „D“).


Darüber hinaus betont Raß, dass in seiner Ölmühle keine Extraktion per Lösungsmittel stattfindet wie in anderen Betrieben.


Rund 10 000 t Ölsaaten aus Bio-Erzeugung verarbeitet die Ölmühle jährlich. Die gesamte Produktpalette gibt es auch in Bioqualität. Im Bio-Segment setzt Raß auch auf Vertrags-Rapsanbau. Die Ölmühle ist dabei sogar in die Züchtung geeigneter Sorten eingestiegen.


Der Standort der Ölmühle in Ibbenbüren erscheint ungünstig: Mitten im Industriegebiet gelegen ist es zwar nicht weit zur Autobahn. Kanal- oder Gleisanschluss, wie bei der Konkurrenz üblich, gibt es aber nicht. Bei uns kommt und geht alles per Lkw“, erklärt Geschäftsführer Raß. Er sieht darin aus folgenden Gründen keinen Nachteil:


  • Der Raps, den er größtenteils in Nord- und Ostdeutschland beim Landhandel einkauft, kann (und muss) Lkw-weise beprobt und rückverfolgt werden.
  • Das Öl verlässt die Mühle Richtung Handel und Verarbeiter ebenfalls per Lkw.
  • Für die Verwertung der Nebenprodukte in der Tierernährung liegt die Ölmühle ideal zwischen den Veredelungsregionen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.


Komplette Rohstoffverwertung!

Vor allem auf die Vermarktung der Rapsreste will sich Raß stärker konzentrieren. Schon rein mengenmäßig bleibt in seiner Ölmühle mehr Presskuchen (rund 70 000 t pro Jahr) übrig als Rapsöl. Der schalenfreie Kernkuchen zeichnet sich durch überraschend hohe Proteingehalte (ca. 38 %) aus. „Es gibt sogar Rapssorten, die in der Saat bis auf 25 % Rohprotein kommen, der Kernkuchen könnte dann rund 48 % Eiweiß, also mehr als Sojaschrot enthalten“, erläutert Raß.


Die Zusammensetzung des Rapsproteins sei zudem sehr gut für Schweine und Geflügel verwertbar. Der Kernkuchen könnte daher Sojaschrot in den Futtermischungen ersetzen: „Das ist insbesondere bei einem steigenden Bedarf von soja- und gentechnikfreien Futtermitteln interessant“, meint Raß.


Die Verwertung im Mischfutter ist für Ölmüller Raß nur ein Absatzweg für das Kernmehl. Auch die Lebensmittelindustrie zeigt sich interessiert: „Der Trend zu fleischarmer oder vegetarischer Ernährung lässt die Nachfrage nach pflanzlichen Eiweißquellen steigen“, berichtet er.


Der innovative Unternehmer hat auch schon reagiert und zeigt eine Probe von so genanntem Rapskern-Protein-Isolat. Dahinter verbirgt sich das auf 90 % konzentrierte Protein aus dem Rapskernmehl: „Solche hochreinen Zutaten sind in der Lebensmittelherstellung äußerst gefragt“, weiß Raß. Er ist sich sicher:„ Raps ist die Proteinpflanze der Zukunft!“ Christian Brüggemann

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