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„Rapsanbau ist ab 2020 in Gefahr“

Lesezeit: 4 Minuten

Dietmar Brauer, Geschäftsführer der Rapool Ring GmbH, analysiert das neue EU-Ziel für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse.


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Nach der neuen Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED II) sollen Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse im Verkehrssektor einen Anteil von 7% haben. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?


Brauer: Ich begrüße das separate und verbindliche Ziel von 14% in 2030 für den Anteil erneuerbarer Energien im Verkehrssektor. Bei der Kappungsgrenze für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse von 7% liegt das Problem aber im Detail. Der Beschluss sieht Beschränkungen und nationale Ermächtigungen vor, die den Mengenbedarf praktisch einfrieren. Das Ergebnis verhindert den Klimaschutz im Verkehr. Nachhaltige Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bleiben auch mittelfristig, trotz des Hypes um die E-Mobilität, die einzige mengenwirksame Alternative zu fossilen Kraftstoffen.


Wie sehen Sie die Absatzchancen für Rapsöl und Biodiesel in der EU unter diesen Voraussetzungen?


Brauer: Im Durchschnitt werden in der EU etwa 21 Mio. t Raps geerntet. Das sind etwa 12 Mio. t Rapsschrot, die mit Abstand bedeutendste gentechnikfreie Eiweißquelle für die Tierernährung, sowie 8,4 Mio. t Rapsöl. Der Anteil Rapsöl an der EU-Biodieselproduktion von etwa 11 Mio. t betrug bisher 6 bis 6,5 Mio. t. Kurzfristig wird sich an den Rahmenbedingungen nichts ändern, betroffen wäre erst die Aussaat 2020. Eine konkrete Einschätzung können wir heute noch nicht geben, weil die EU-Mitgliedstaaten erst bis Ende des Jahres ihre nationalen Energie- und Klimapläne vorlegen müssen.


Welchen Stellenwert hat die Biodieselproduktion für Raps aus Deutschland und der EU?


Brauer: Deutschland ist der führende Standort für die Biodieselproduktion in Europa. Die Produktionskapazität beträgt hierzulande ca. 4 Mio. t, 2017 haben deutsche Werke ca. 3,2 Mio. t hergestellt. Rein rechnerisch kann die heimische Rapsproduktion diesen Rohstoffbedarf nicht bedienen. Für die Auslastung müssen jährlich etwa 4 bis 5 Mio. t Raps importiert werden. Deutschland ist damit in der EU die Drehscheibe für die Verarbeitung von 50% der Rapserntemenge, für ein Viertel der europäischen Biodieselproduktion und für den Export. Die Bilanz ist überaus positiv. 2017 wurden 1,6 Mio. t Biodiesel exportiert und 0,8 Mio. t importiert. Etwa 1,2 Mio. t Rapsöl wurden in die Mitgliedstaaten, im Wesentlichen für die Biodieselproduktion, exportiert.


Welche Auswirkungen hätte eine Einschränkung der Absatzmengen auf den Rapsanbau in der EU und in Deutschland?


Brauer: Einschränkungen schlagen naturgemäß auf Preis und Absatzmengen durch, zumal im Pflanzenölmarkt generell keine Absatzalternativen bestehen. In Südamerika und Asien werden im Gegensatz zur EU wegen des Mengen- und Preisdrucks Biokraftstoffquoten angehoben. Indonesien und insbesondere Argentinien haben überdies eine Subventionspolitik zur Förderung der Biodieselexporte in die EU eingeführt. Wir müssen also auch aktuell den Ausgang des Antisubventionsverfahrens gegen Argentinien im Blick behalten. Ich bin aber hier guter Hoffnung, dass dieses Verfahren – wie bereits 2013 – gegen Argentinien entschieden wird.


Die EU will auch den Palmöleinsatz im Kraftstoffmarkt begrenzen. Könnte das für heimisches Rapsöl und die Biodieselproduktion Entlastung bringen?


Brauer: Ich habe es sehr bedauert, dass sich das Europäische Parlament im Trilog-Verfahren nicht mit der Forderung nach dem Palmölverbot durchsetzen konnte. Denn Palmöl hat dazu beigetragen, dass Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse in Verruf gekommen sind. Daher ist zu begrüßen, dass die EU die Palmölverwendung in 2030 auslaufen lassen will. Dieses „Senkungspotenzial“ kann hoffentlich durch Rapsöl kompensiert werden und dazu beitragen den Rapsanbau zumindest auf dem bestehenden Umfang beizubehalten.


Bei der Rapsölherstellung fällt viel heimisches, GVO-freies Futtermittel an, ebenso bei der Ethanolproduktion. Wird das bei den weiteren Diskussionen eine Rolle spielen?


Brauer: Bei der unsäglichen iLUC-Diskussion ist das Positivargument der Proteinkomponente bei der Rapsölherstellung völlig unzureichend berücksichtigt worden. 12 Mio. t Rapsschrot europäischer Produktion entsprechen etwa 8,5 Mio. t Sojaschrot gemessen an der Proteinqualität. Diese Menge wiederum entspricht einer Anbaufläche von mehr als 3 Mio. ha Soja, die eben nicht importiert werden müssen. Sachgerecht wäre es daher, dass die Verringerung dieses Importbedarfs bei der iLUC-Bewertung berücksichtigt wird, zumal in der EU keine Blattfrucht den Raps als Blühpflanze in getreidereichen Fruchtfolgen ersetzen könnte.


Raps ist eine wichtige Trachtpflanze für Bienen. Ist auch das ein Argument für den weiteren Anbau?


Brauer: Rapsfelder sind ein eigener Mikrokosmos für viele Laufkäfer, Spinnenarten und Bestäuberinsekten. Zusätzlichen Nutzen bietet Raps als tragendes Glied in Fruchtfolgesystemen und als wichtigste Trachtpflanze für den Aufbau der Bienenvölker im Frühjahr und für die Honigproduktion. All das sind wichtige Argumente für den Raps und damit auch für die Beibehaltung der Biodieselproduktion als erforderlichen Absatzmarkt für Rapsöl. Es ist absurd, dass die EU-Kommission einerseits mangelnde Biodiversität im Ackerbau beklagt und andererseits einem Großteil des Rapsanbaus die Perspektive nimmt.Kontakt: hinrich.neumann@topagrar.com

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