Mehr als 200 Imker und Aktivisten der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 haben vergangene Woche den österreichischen Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich aufgefordert, es Italien, Frankreich, Deutschland und Slowenien nachzutun und Pflanzenschutzmittel der Wirkstoffgruppe Neonicotinoide zu verbieten, um so den Schutz der Bienen zu verbessern. Die Imker und Umweltschützer befürchten, dass mit der jetzt einsetzenden Maisblüte durch Gift in den Maispollen wieder Millionen Bienen geschädigt werden.
Nach Angaben von Werner Müller, Bienenexperte von GLOBAL 2000, war 2010 bereits das dritte Jahr in Folge, in dem weit über tausend Bienenvölker in Österreich nachweislich durch Maisbeizmittel vergiftet wurden. Auch in diesem Jahr seien Verluste in dieser Größenordnung zu erwarten. Dennoch setze das Landwirtschaftsministerium lediglich auf gesetzliche Auflagen beim Ausbringen der Beizmittel, deren Wirksamkeit durch das ungeminderte Bienensterben widerlegt sei. Dabei könnte eine Anwendung neonicotinoidhaltiger Beizmittel gänzlich ausgesetzt werden, da die bekämpften Schädlinge - hauptsächlich Drahtwürmer und der Maiswurzelbohrer - durch eine Fruchtfolge kontrollierbar seien, erklärte Müller.
Rückendeckung kam von Dr. Stefan Mandl, Koordinator der Arbeitsgemeinschaft
Bienenforschung an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), der davor warnte, dass Neonicotinoide das Ökosystem durch massenhaftes Töten von Insekten und Bodenlebewesen destabilisierten. Aktuelle Studien belegten, dass diese Pestizide neben den kurzfristigen und akut toxischen Wirkungen auch langfristig schleichend die Gesundheit der Bienen gefährdeten. Dies decke sich mit den Beobachtungen vieler Imker, dass Bienen sogar in der Stadt besser überlebten als auf dem Land. Auch der Verband der österreichischen Biobauern, Bio Austria, schloss sich der Forderung nach einem nationalen Zulassungsverbot der Neonicotinoide zum Schutz der Bienen und aller Blütenbestäuber an.
Die in diesem Jahr vom Landwirtschaftsministerium zum Schutz der Bienen verordneten „risikomindernden Auflagen“ bei der Ausbringung von gebeiztem Saatgut zeigten in der Praxis nicht die erhoffte Wirkung. Auch wenn noch keine abschließenden Zahlen vorlägen, ließen die von Imkern beobachteten Schadensbilder darauf schließen, dass die Auflagen trotz einer leichten Verbesserung der Situation keinen ausreichenden Schutz für Bienen sicherstellten. (AgE)