Stellen Sie sich vor, es ist Energiewende und alle machen mit. Vor diesem Problem stehen Angela Merkel und Peter Altmaier. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima wollte die Bundesregierung den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2020 auf 40 % ausbauen. Jetzt, wo das Ziel greifbar scheint, reichen ihr plötzlich schon 35 %.
Ein zu rascher Ausbau werde zu teuer, fürchtet die Kanzlerin den Zorn der Verbraucher. Erst musste der Solarbereich bluten, jetzt ist Windkraftbranche dran. Wenn alle Bundesländer ihre Windkraftpläne umsetzten, wie angedacht, fließe mehr Ökostrom in die Netze als vorgesehen, begründet Altmaier das Bremsmanöver.
Zu teuer? Wirklich? Keine erneuerbare Energiequelle ist so günstig wie die Windkraft. Wenn die Regierung den Zubau der Solarstromanlagen mit dem Argument drosselt, diese sei zu teuer, ist das noch halbwegs nachvollziehbar. Bei der Windkraft zieht dieses Argument aber nicht. Schon gar nicht, wenn man weiß, dass die Koalition mit aller Macht die Offshore-Windkraft fördert - obwohl Strom aus den Anlagen auf dem Meer fast doppelt so teuer ist, wie der aus Festlandmühlen.
Altmaier fordert mehr Abstimmung zwischen den Bundesländern bei der Energiewende. Vielleicht sollte die Bundesregierung erst einmal ihr eigenes Handeln besser koordinieren. Mit ihrem Hin und Her in der Energiepolitik wird man den Verdacht nicht los, dass Merkel und Co. nun vollends zum Büttel der Energieriesen geworden sind. Schließlich sind es die großen Konzerne, die in die milliardenschweren Offshore-Parks investieren und daran verdienen. "Gegenwind" auf dem Festland ist da unerwünscht. Die Koalition darf sich vom Geschrei der Strommultis nicht beeindrucken lassen. Wenn sie jetzt die Windkraft an Land abwürgt, gefährdet sie die Energiewende.
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