Die Weltbevölkerung wächst rasant und mit ihr der Hunger: Prognosen zufolge könnte der weltweite Nahrungsbedarf in den nächsten 20 Jahren um rund 50% zunehmen. Wie der Spiegel am Montag dieser Woche berichtete, seien im Jahr 2050 rund 9,1 Milliarden Menschen zu ernähren.
Der Hunger führt seit einigen Jahren zu einem Phänomen: Immer mehr Regierungen und Investmentsfonds setzen auf Landkäufe oder -pacht in Afrika und Asien. Laut Spiegel liegen die jährlichen Rendite bei 20 bis 30%. Die armen Länder würden den Verlockungen der Investoren folgen: Hunderttausende Hektar gegen den Bau von Schulen, neue Arbeitsplätze und landwirtschaftliche Entwicklung.
Die Wirklichkeit sehe dann oft anders aus. Massenhaft Kleinbauern würden von ihren Feldern vertrieben, Nahrungsmittel aus Hungerländern in die Investorenländer exportiert, die natürlichen Ressourcen ausgelaugt.
So steht insbesondere Afrika im Zentrum der Aufmerksamkeit, teilweise sehr fruchtbare Flächen warten nur auf Dünger, Bewässerung und maschinelle Bodenbearbeitung. Laut Spiegel liegen die Preise des größten Landfonds im südlichen Afrika für einen Hektar in Samibia bei 350 bis 500 US-Dollar. Mehr als das Zehnfache würde die gleiche Fläche in den USA kosten.
Landkauf ist ein lohnendes Geschäft in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht nur in Afrika. So habe ein russischer Groß-Investor über 100 000 ha in der Ukraine gekauft. Laut Spiegel werde Nahrung zum neuen Öl. Nachdem die weltweiten Getreidebestände im Jahr 2008 auf einen Tiefstand sanken, sei es zu weltweiten Brotrevolten gekommen. Dann kam es zu Wirtschaftkrise und der Kolonialismus der zweiten Generation begann.
Problematisch sei es, dass die armen Länder mit oft instabilen Regierungen, ihr Land allzu schnell verkaufen würden. Die Hoffnung auf Hilfe beim Aufbau der eigenen maroden Landwirtschaft zerschlüge sich dann offenbar schnell. Die Leidtragenden seien dann die eigenen Bauern und die hungernde Bevölkerung in den "Ausverkaufs-Ländern."
Experten schlagen daher das Modell der Vertragslandwirtschaft vor, bei der die Landwirte vor Ort die Bewirtschaftung der Flächen übernehmen und dafür Technik und Kapital gestellt bekommen. Den Investoren sei das aber wohl zu wenig, sie wollen die Kontrolle über die Flächen.
Doch nicht nur Private machen große Geschäfte. Die spektakulärsten Deals schlössen nach dem Spiegel-Bericht die Regierungen ab: So habe der Sudan 1,5 Mio. ha bestes Farmland den Golfstaaten, Ägypten und Südkorea überlassen. Kuwait habe 130 000 ha in Kambodscha gepachtet. Ägypten wolle auf weiteren 840 000 ha in Uganda Weizen und Mais anbauen. 10 Mio. ha habe der Kongo den Südafrikanern zur Pacht angeboten. Pakistan wolle den Golfstaaten 1 Mio. ha Ackerland zur Verfügung stellen. Die pakistanische Regierung habe sogar bereits angekündigt im Notfall die fremden Felder mit 100 000 Sicherheitskräften bewachen zu lassen, sollte die eigene Bevölkerung sich gegen die Fremdbewirtschaftung und den Export von Nahrungsmitteln auflehnen.