Die Wirtschaftskrise bedeutet für die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft neben Herausforderungen auch die Chance, jetzt Marktanteile zu festigen. Das hat ZMP-Geschäftsführer Ralf Goessler auf dem diesejährigen Marktgespräch der Markt- und Preisberichtstelle betont. Wenn andere Anbieter schwächelten, könne Deutschland wegen seiner Kosten- und Qualitätsvorteile Märkte halten oder sogar erobern. Auf dem heimischen Markt sei mit einem weiteren Erstarken der Discounter zu rechnen. Jens Schuchardt von der Deutschen Kreditbank wies angesichts sinkender Zinsen auf günstige Konditionen für Investitionskredite voraussichtlich zur Jahresmitte hin; allerdings sei bei deutlich steigenden Marktrisiken auf die betriebliche Risikobegrenzung zur Kostendeckung des Unternehmens zu achten. Marktrisiken standen im Fokus des Börsenexperten und Marktreferenten Werner Bosse vom Landvolkverband Niedersachsen sowie von ZMP-Referent Martin Schraa. Sie erwarten eine relativ geringe Auswirkung des konjunkturellen Einbruchs im Industriebereich auf die gesamte Agrarwirtschaft. Die Preisentwicklung der Energieträger sei aktuell jedoch sehr einflussreich für die Getreide- und Ölsaatenmärkte; sie könne eine Preisbelebung auslösen, erklärte Bosse. Schraa erkannte gleichfalls erste Anzeichen einer Befestigungsmöglichkeit und Anlass zu vorsichtigem Optimismus: In zahlreichen wichtigen Anbauregionen sei der Weizenanbau zur Ernte 2009 eingeschränkt worden; außerdem könnte eine kostenbedingt niedrigere Bewirtschaftungsintensität zu schwächeren Erträgen führen. Sein Berliner Kollege Dr. Olaf Zinke orientierte Befestigungshoffnungen wegen des derzeit hohen Getreideangebots allerdings auf die längerfristige Perspektive.
Kreditverknappung ausgeschlossen
Die Milcherzeuger investierten im zweiten Halbjahr 2007 verstärkt in Stallbauten und Melktechnik, berichtete Schuchardt von der Deutschen Kreditbank weiter. Zudem hätten die Verbraucher gleichzeitig auf gestiegene Preise mit einem Nachfragerückgang reagiert. Im neuen Jahr dürften die Preise von der Finanzkrise, der Rezession und dem Eurokurs nicht unbeeinflusst bleiben. Die bisherigen Bemühungen, mit Zusammenschlüssen in Erzeugergemeinschaften auf die schwierige Situation zu reagieren, hätten keinen Erfolg gehabt, und ein echter Lösungsansatz sei nicht zu erkennen. Die Marktfruchtbetriebe verfügten derzeit teilweise noch über 80 % der vergangenen Ernte. Dies wirke sich auf ihre Einkommens- sowie Liquiditätssituation aus und dürfte zu einer stärkeren Kontraktabsicherung für die kommende Ernte führen. In der Schweinehaltung sei auf Verluste mit einigen Betriebszweigaufgaben reagiert worden, die durch neue Start-up-Unternehmen weitgehend kompensiert worden seien. Für die kommenden Monate könne eine allgemeine Kreditverknappung ausgeschlossen werden; es sei zur Risikobegrenzung dennoch gegebenenfalls eine Beschränkung der Kreditnachfrage zu empfehlen. Die Risikoanpassung an die Unternehmenssituation werde von den Banken zudem bei Kreditverhandlungen berücksichtigt und spiele für die Konditionen eine wichtige Rolle.
Meldungen zur Finankrise:}DLG: Agrarrohstoffe werden knapp und teuer (15.1.09) "Gegessen wird auch in Krisenzeiten" (14.1.09) Finanzkrise: Discounter erwarten gute Geschäfte (14.1.09)