Die Bauerngewerkschaft in der Westschweiz, Uniterre, schlägt jetzt ein flexibles und solidarisches System zur Regulierung der Milchmengen vor. Die Bauern sollten künftig schneller auf die Entwicklungen am Markt reagieren können. Lieferrechte sollten sich nach der vom Markt benötigten Menge und dem angebotenen Preis richten, so Uniterre.
Ziel sei es, eine Überproduktion und die damit verbundenen Exporte zu Dumpingpreisen zu verhindern. Ein solches System sei der Garant, trotz weniger Menge einen fairen Preis zu erreichen. Damit eine solche Maßnahme in der ganzen Schweiz gerecht umgesetzt werden könne, benötige sie jedoch eine starke politische Unterstützung, erklärte Uniterre.
Der Milchmarkt werde derzeit allein von Käufern und Verarbeitern beherrscht, so Uniterre weiter. Durch verschiedene Verträge, individuelle Abmachungen und unterschiedlichste Milchpreise für gleiche Qualität würden die Bauern bewusst gespalten.
Uniterre monierte auch, dass die Landwirte aufgrund des Zwangs zu einer immer höheren Milchproduktion derzeit gut 30 000 Kühe zuviel hielten. Wegen dieser zu hohen Kuhzahl würden zu viele Kälber geboren. Diese hätten auf dem Markt keinen Platz, weshalb jede Woche Hunderte von Kälbern geschlachtet würden, die erst wenige Tage alt seien.
Die Branchenorganisation Milch (BOM), die in ihr vertretenen Großverteiler sowie die Molkereien und Milchhändler akzeptieren dies, denn sie bekämpften vehement jeden Versuch, die Milchmenge und damit die Kuhzahl zu senken.
In einer direkten Reaktion auf die Kritik von Uniterre stellte der Schweizerische Bauernverband (SBV) jetzt klar, dass er sich im aktuellen schwierigen Umfeld der milchproduzierenden Branche mit einer ganzen Reihe positiver und konstruktiver Aktionen engagiere, um das Einkommen der heimischen Bauern zu verbessern. Dazu sei eine gut funktionierende BOM wichtig.
Laut SBV haben sich dank des Abbaus der Butterlager und der angekündigten Erhöhung des Milch-Richtpreises um 2 Rappen pro Liter (1,6 Cent) die Aussichten verbessert. Allerdings seien noch weitere Anstrengungen nötig. Der SBV widersprach der Behauptung, in der Schweiz würden männliche Kälber bei der Geburt systematisch geschlachtet. Vielmehr würden die männlichen Kälber in die fleischproduzierende Branche integriert, hieß es. Hier gehe es um die Würde der Tiere. In diesem Sinn distanziere man sich von Uniterre, die „aus Gründen des Spektakels und der Provokation“ ein falsches Bild der Schweizer Landwirtschaft zeichne. AgE