Die europäische Landtechnikindustrie sieht sich mit Blick auf den heimischen Markt nach einer Durststrecke jetzt wieder im Aufwind. Laut eigener Barometerbefragung sei gegenwärtig seit 2012 ein neuer Höchststand beim Wachstum zu verzeichnen, erklärte der Generalsekretär des Europäischen Dachverbandes der Landmaschinenindustrie (CEMA), Dr. Ulrich Adam, im Interview mit AGRA-EUROPE.
Ein weiteres Zeichen für die sich abzeichnende Entspannung sei die positive Geschäftsentwicklung im Komponentensegment. Dies sei in der Regel ein verlässlicher Frühindikator, dass die gesamte Landmaschinenindustrie anziehen werde. Bezogen auf das erste Jahresquartal seien die Schlepperverkäufe zum Beispiel in Großbritannien um 26 % und in Spanien um 22 % gestiegen. Zudem erweise sich Deutschland als „wahrerWachstumsmotor“, da etwa die Verkäufe deutscher Landtechnikhersteller auf ihrem Heimatmarkt im ersten Halbjahr um 8 % zugenommen hätten, berichtete Adam.
Insgesamt sei die Lage 2016 und zum Teil noch im ersten Quartal dieses Jahres problematisch gewesen, da der Absatz insbesondere auf dem französischen Markt mit einem Minus von 25 % problematisch gewesen sei. Zudem hätten die Russlandsanktionen der EU die Lage der Landtechnikindustrie erschwert. Während in Frankreich mittlerweile Zeichen der Entspannung wahrgenommen würden, sei auch die Lage in Russland sowie der Ukraine wieder deutlich positiver zu bewerten.
Präzisionslandwirtschaft brigt großes Potential
Großes Potential für die Branche sieht der CEMA-Generalsekretär in der digitalen sowie der Präzisionslandwirtschaft. Hier könne zur Erreichung von Nachhaltigkeits- und Umweltschutzzielen, etwa durch effizientere Düngungstechniken, noch viel vorangebracht werden. Diesbezüglich wünscht sich Adam auch im Rahmen der kommenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) mehr Unterstützung für die Landwirte, damit solche Techniken stärker eingesetzt werden können.
Der Trend der vergangenen Jahrzehnte nach immer größeren Maschinen mit wachsender Arbeitsbreite werde zunehmend abflachen, da neben Begrenzungen in der Verkehrszulassung vor allem physikalische Grenze erreicht seien. Jedoch werde die Landtechnikindustrie zunehmend mit innovativen Lösungen, wie etwa Tracksystemen, aufwarten. Die Entwicklung werde sich also mehr auf die Intelligenz statt auf die Größe verlagern. Allerdings würden große Maschinen und Arbeitsbreiten auch weiterhin unerlässlich bleiben, erklärte der CEMA-Generalsekretär.
Auf das Engagement der Landtechnikindustrie für den Klimaschutz angesprochen, hob Adam hervor, dass heutzutage ein Mähdrescher weniger als die Hälfte des Diesels für eine Tonne Weizen verbrauche als in den 1950er Jahren. Zudem konzentriere man sich verstärkt auf Kohlendioxideinsparungen in der Prozesskette. So arbeite der Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau (VDMA) an einer konkreten Studie zu Einsparpotentialen in der Kette.