Kann man mit einem flacher eingestellten Pflug genauso schlagkräftig ackern wie mit dem Grubber? Und wie sieht es mit dem Verbrauch aus? Wir haben beide Verfahren bei der Grundbodenbearbeitung 2015 verglichen, hier noch einmal unser Systemvergleich von damals.
Problemunkräuter und Pilzinfektionen
Einige Ackerbauern wollen wieder mehr pflügen. Kostet es automatisch Schlagkraft und Diesel, wenn man zur Grundbodenbearbeitung pflügt anstatt zu grubbern?
Je tiefer die Pflugfurche, desto günstiger schneidet der Grubber ab. Doch häufig reicht eine flachere Furche völlig aus, um den Boden „schwarz zu machen“. Vor allem Fusarien hätten es dann deutlich schwerer, die Folgekultur zu infizieren als bei der Mulchsaat.
In unserem Systemvergleich haben wir im März 2015 zusammen mit den beiden Studenten Henrik Wulferding und Ralf Loermann sowie Professor Wolfgang Kath-Petersen vom Institut für Landmaschinentechnik der FH Köln auf derselben Fläche gepflügt und auf gleicher Tiefe intensiv gegrubbert. Dazu standen uns diese Geräte zur Verfügung:
- Schlepper: Fendt 720 Vario mit 820 Stunden und 200 PS Maximalleistung. Der Schlepper war mit einem 1,8 t-Frontgewicht und 2 x 285 kg Felgengewichten ausgestattet. Bereifung 650/65 R 42 hinten sowie 600/65 R 28 vorne. Nach Reifentabelle haben wir alle Pneus einheitlich auf 1,2 bar eingestellt. Solo wog der Schlepper inklusive Ballast 10,4 t (5 840 kg vorne, 4 560 kg hinten).
- Grubber: Kverneland CLC classic, 3 m Arbeitsbreite mit zehn Zinken, 8 cm breiten Scharen (Knock-on-System) und gewendelten Leitblechen. Dahinter folgen Nivellierzinken und die Actipack-Walze (die Messerkufen zwischen den Walzenringen waren für eine grobe Bodenoberfläche ausgeschwenkt). Der Grubber wog in Testausstattung 1 750 kg (die Achslasten des Gespanns: 3 850 kg vorne und 8 410 kg hinten).
- Pflug: Kverneland LO 100/300 Variomat mit der Option zum hydraulischen Umstellen auf on-land-Pflügen (ohne diese Ausstattung heißt der Pflug LB). Der sechsscharige Anbaupflug hat den Körper 28 und 80 cm Rahmenhöhe. Die Arbeitsbreite pro Körper liegt zwischen 35 und 55 cm, also bezogen auf den gesamten Pflug zwischen 2,10 und 3,30 m. (Achslasten des Gespanns: 2 330 kg vorne und 10 880 kg hinten). Wegen der zulässigen Hinterachslast des Schleppers von max. 8 t nutzt der Plug auf der Straße seine beiden Räder als Fahrwerk.
Zum Test stand uns ein unbearbeiteter Silomaisacker zur Verfügung (mittelschwerer Boden). Die Fläche war Ende März bereits oberflächig abgetrocknet, darunter aber noch recht feucht. Arbeitsziel war die Grundbodenbearbeitung zu Silomais. Grubber und Pflug wurden auf möglichst einheitlicher Tiefe von 23 bis 25 cm gefahren. Beim Pflügen ging es darum, trotz der relativ geringen Tiefe die Stoppeln vollständig mit Erde zu bedecken, also einen „reinen Tisch“ zu hinterlassen.
- Pflugvariante: Wir haben den Pflug in drei Durchgängen mit 40, 45 und 50 cm Körperarbeitsbreite bzw. 2,40, 2,70 und 3,00 m Gesamtbreite) eingesetzt. Die Tempomatgeschwindigkeit betrug einheitlich 8 km/h bei 14 % Grenzlast, abzüglich Schlupf blieben davon im Schnitt 7,5 km/h Arbeitsgeschwindigkeit übrig. Damit war der 200er ausgelastet und der Pflug erreichte bei dieser Geschwindigkeit ein ordentliches Arbeitsergebnis. Außerdem haben wir eine Variante mit 3 m Arbeitsbreite on-land gepflügt.
- Grubbervariante: Bei den ersten Messfahrten haben wir den Grubber mit derselben Geschwindigkeit wie beim Pflügen eingesetzt. Bei den letzten Durchgängen ging es um die maximal mit den 200 PS mögliche Geschwindigkeit bzw. Flächenleistung.
Mit einem einfachen Zylinder lässt sich der Pflug auf den on-land-Einsatz umstellen. Dabei fielen der etwas höhere Schlupf und Verbrauch auf. Das Fahren außerhalb der Furche bringt unter unseren Testbedingungen also nur ackerbauliche Vorteile, falls der Boden auf der Pflugsohle verdichtungsgefährdet ist.
Beim Grubbern mit „Pfluggeschwindigkeit“ haben wir einen etwas höheren Schlupf im Vergleich zur 3 m-Pflugvariante gemessen. Ähnlich wie beim on-land-Pflügen hatte der Schlepper weniger Gripp als in der Furche, was sich aber nur wenig auswirkte: Fährt man den Schlepper beim Grubbern nicht komplett an der Leistungsgrenze, waren die Varianten flach pflügen und grubbern in puncto Flächenleistung (2,2 ha/h) und Verbrauch (13 l/ha) nahezu gleich. Eventuell fällt aber die Saatbettbereitung nach dem Pflug etwas aufwendiger aus als beim Grubber mit seinen Nivellierzinken und der Packerwalze.
Weil man beim Grubbern meist auf Flächenleistung fährt, haben wir den Fendt zum Schluss auch mit diesem Gerät voll ausgelastet: Der 200er zog den Grubber dann im Schnitt mit 8,7 km/h. Das brachte immerhin 0,4 ha mehr Fläche pro Stunde. Der Schlupf erhöhte sich um rund 1,5 % und der Verbrauch pro ha stieg um ca. 1,4 l (+ 11 %) – wie immer kostet Geschwindigkeit Diesel.
Noch Luft nach oben
Bei der Hektar-Leistung des Grubbers und des Pfluges wäre mit einem stärkeren Schlepper noch Luft nach oben (allerdings liegt das Limit des Grubbers laut Hersteller bei 200 PS). Die Arbeitsqualität eines Grubbers wird mit steigender Geschwindigkeit besser. Beim Pflug wären noch 5 cm pro Körper (30 cm) mehr möglich gewesen. Doch die Geschwindigkeit ließe sich hier nur in Grenzen steigern. Fährt man deutlich schneller, werfen die Körper den Boden zu weit und drehen ihn nicht mehr sauber um, was ja in unserem Fall das wichtigste Arbeitsziel war.
Unsere Messwerte gelten ohne Wendezeiten. Diese sind beim Grubber etwas kürzer, denn der Pflug muss erst drehen. Außerdem ist der Schlepper mit dem angebauten Sechsschar am Vorgewende sicher grenzwertig belastet. Und natürlich fällt bei schwerem Boden die Saatbettbereitung nach dem Pflug eventuell etwas aufwendiger aus. Dafür ermöglicht das Pflügen teils deutliche Einsparungen beim Pflanzenschutz.
Trotzdem: Wenn man nicht auf Geschwindigkeitsrekorde aus ist und auch den Verbrauch im Auge behält, unterscheiden sich die Varianten unter unseren Bedingungen weniger als erwartet. Bei Problemen mit Fusarien und Unkräutern ist der flacher eingestellte Pflug eine sinnvolle Alternative zum Grubber.
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