Das selektive Trockenstellen ist eine gute Alternative zum pauschalen antibiotischen Trockenstellen aller Tiere. Der Verbrauch an antibiotischen Präparaten lässt sich so deutlich senken.
Allerdings birgt die Umstellung auf selektives Trockenstellen immer ein Risiko für die Eutergesundheit. Deshalb müssen Sie sinnvolle Selek-tionskriterien nutzen, um möglichst sicher Tiere mit Euterinfektionen zu erkennen. Hier gilt: Je mehr Aufwand Sie betreiben, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass Sie infizierte Tiere erkennen.
Deshalb sollen Sie sich genau überlegen, wie viel Zeit Sie inves-tieren und wie viel zusätzlichen Arbeitsaufwand Sie leisten können. Zudem sollten Sie Ihre Betriebsabläufe noch einmal genau überprüfen und gegebenenfalls optimieren. Dazu zählen z.B. eine gute Pflege der Liegeboxen und des Abkalbestalls, ein hohes Maß an Hygiene bei der Anwendung von Eutertuben sowie eine regelmäßige Analyse der MLP-Daten.
Äußerst wichtig ist zudem eine gute Datenlage zu den vorkommenden Mastitiserregern. Dazu sollten Sie regelmäßig Milchproben euterkranker Tiere mikrobiologisch untersuchen lassen und den Leitkeim bestimmen. Denn das selektive Trockenstellen eignet sich nicht für S. aureus-Sanierungsbetriebe. Auch Betriebe mit Sc. agalactiae (Galt) oder Sc. canis im Bestand sollten dieses Problem zunächst lösen und sich erst dann mit dem selektiven Trockenstellen beschäftigen.
Künftig ist eine Beschränkung des Einsatzes von antibiotischen Trockenstellern, wie in anderen EU-Ländern, auch in Deutschland wahrscheinlich. Allerdings darf die Einsparung antibiotischer Präparate nicht auf Kosten der Tiergesundheit gehen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich mit dieser Thematik rechtzeitig auseinandersetzen und sichere Selektionskriterien entwickeln.
Tierarzt Dr. Martin tho Seeth, Eutergesundheitsdienst der LWK Niedersachsen