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Blutsauger heilen Rinder

Lesezeit: 3 Minuten

Der Biss eines Blutegels kann bei Rindern die Heilung von Strichverletzungen, Ekzemen oder dicken Gelenken fördern. Wie funktioniert die Blutegel-Therapie in der Praxis?


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Ein dunkler Blutegel kriecht aus einer umgebauten Spritze auf das Euter einer Kuh. Mit seinen Kiefern beißt er sich an der Haut fest und saugt Blut. Innerhalb weniger Minuten verzehnfacht sich sein Körpergewicht. Die Kuh bleibt ruhig. Nach 30 Minuten fällt der Egel ab. Die Wunde blutet noch einige Stunden nach, denn der Speichel des Egels hemmt die Blutgerinnung.


Während die Blutegel-Therapie in der Humanmedizin seit Jahrhunderten zur Behandlung verschiedener Krankheiten genutzt wird, ist sie in der Rinderhaltung noch weitgehend unbekannt. Oftmals wird die Heilkraft der kleinen Schlangen unterschätzt. Anja Hauswald und Anne Verhoeven setzen die Blut­egel schon seit mehreren Jahren im ökologischen Kuhstall auf Haus Riswick ein. Vor allem bei Strichverletzungen, Ekzemen, Gelenkentzündungen oder eiternden Narben haben sie eine heilungsfördernde Wirkung festgestellt.


Strichverletzungen heilen auf natürlichem Wege nur sehr langsam. Denn die Wunden werden beim Melken ständig beansprucht und verursachen Schmerzen. Dadurch verschlechtert sich die Melkbarkeit oftmals erheblich, sodass Euterviertel nicht vollständig leer werden und eine Mastitis droht.


Der Biss eines Blutegels schafft Abhilfe: Der Speichel enthält mehr als 20 verschiedene Heilsubstanzen. Er wirkt schmerzstillend, abschwellend, reinigend und natürlich antibiotisch. Während der Egel Blut saugt, bildet sich ein schleimiger, wässriger Film auf seiner Haut. Denn er sondert Blutplasma ab. So bleiben nur die festen Blutbestandteile in seinem Magentrakt und er kann mehr Blut aufnehmen.


Die Blutegel-Therapie beschleunigt die Wundheilung der Zitze und die Melkbarkeit verbessert sich. „Wird der Egel rechtzeitig angewendet, wirkt er besser als jedes Antibiotikum – und zwar ohne Wartezeit“, weiß Anja Hauswald aus Erfahrung. Bei Strichverletzungen setzt sie im Abstand von einigen Tagen zwei bis drei Blutegel an.


Blutegel sind Arzneimittel.

Auch bei eitrigen Entzündungen können Blutegel die Heilung positiv beeinflussen. Nachdem der Eiter ausgedrückt wird, kann der Blutegel den Sekretfluss und die Lymphaktivität fördern. Mit Blutegeln lassen sich auch Blutergüsse, Prellungen und Quetschungen therapieren. Ebenfalls haben sich die Egel bei Operationsnarben bewährt. Sie beschleunigen die Zellgeneration und beugen Wundinfektionen vor.


Allerdings hat auch die Blutegel-Therapie ihre Grenzen. Durch die gerinnungshemmende Wirkung dürfen Kühe mit starken Blutungen nicht mit Blut­egeln therapiert werden. Es besteht die Gefahr, dass die Kuh verblutet. Auch bei schweren Mastitis-Infektionen kann ein Blutegel nicht weiterhelfen. Für ein optimales Ergebnis ist es ratsam, vor Therapie-Beginn ein Fortbildungsseminar zu besuchen.


Blutegel sind Fertigarzneimittel. Rinderhalter dürfen ihre Kühe deshalb offiziell erst nach Rücksprache mit dem Tierarzt mit den Egeln behandeln. Die kleinen Tierchen werden in Blutegelzuchtstationen gezüchtet oder in Osteuropa gefangen und nach einer Quarantäne importiert. Ein Egel kostet je nach Größe zwischen 5 und 12 €. Der Tierarzt kann die Egel bestellen.


Gesättigte Blutegel dürfen nicht wiederverwendet werden, damit sie keine Infektionen übertragen. Deshalb müssen die Egel nach dem Blutsaugen getötet werden. Die schonendste Methode ist der Kälteschock im Gefrierschrank. Denn Blutegel sind kälteempfindlich.


Für Anja Hauswald besitzt der Blut­egel insgesamt sehr viel Potenzial. Sie will mit den negativen Vorurteilen aufräumen und wünscht sich, dass der Blutegel-Therapie mehr Beachtung geschenkt wird.Sandra Lefting

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