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Coli: Erst Infusion, dann Antibiotika!

Lesezeit: 4 Minuten

Behandlungstipps aus ihrer Praxiserfahrung geben die Tierärzte Dr. Yared Hailu und Dr. Katrin Bock.


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Infusion: „Bei Kühen mit Endotoxin-Schock haben Infusionen mit Kochsalzlösungen oberste Priorität“, sagt Dr. Hailu. Sie sind in der Regel dehydriert und haben eine Alkalose (Überschreitung des normalen Blut-pH-Wertes).


„In so einem Fall infundiere ich innerhalb von acht bis zehn Minuten zwei Liter einer hypertonen Kochsalzlösung (7,5%)“, erklärt er. In den ersten zwei Minuten kann es dabei zum Muskelzittern kommen, was keine weiteren Konsequenzen für das Tier hat.


Die Infusion hat zum einen eine schnelle Kreislauf stabilisierende Wirkung. Zum anderen erzeugt das bei der Kuh kurzfristig einen hohen Durst, sodass sie zwangsläufig anfängt zu saufen. Sie sollten deswegen einige Eimer Wasser parat stehen haben. Meist säuft das Tier 20 bis 40 Liter innerhalb von zehn Minuten. Sofern die Kuh innerhalb von fünf Minuten nicht freiwillig Wasser säuft, muss das Tier mit mehr als 20 Liter Wasser gedrencht werden.


„Wenn nötig, kann man diese Behandlung innerhalb von 24 Stunden wiederholen“, sagt Dr. Hailu. Eine dritte Infusion dieser Art in Folge dürfe man jedoch nicht ohne vorherige Bestimmung der Natrium-Konzentration im Blutserum durchführen.


Eine andere Möglichkeit wäre, die Flüssigkeit über einen Dauertropf zu verabreichen, erklärt Dr. Hailu. Dabei werden drei 10 l-Kanister einer isotonischen Kochsalzlösung (0,9%) innerhalb von vier bis sechs Stunden über die Ohrvene infundiert. Der Dauertropf eignet sich sowohl für Kühe, deren Allgemeinbefinden gering- als auch hochgradig gestört ist. Die Vorteile gegenüber einer „Sturzinfusion“ sind, dass man damit auf direktem Wege eine Kreislauf stabilisierende Wirkung erzielen kann und durch den Venenzugang des Tropfs alle notwendigen Medikamente relativ einfach verabreichen kann. Außerdem kann man dank der geringen NaCl-Konzentration beliebig lange weiterbehandeln, ohne die Blutwerte überprüfen zu müssen.


Der Dauertropf zieht jedoch eine Menge Arbeitsaufwand nach sich. „Man muss dort, wo die Kuh zum Erliegen gekommen ist, Kanister und Infusionsschlauch befestigen können“, merkt Dr. Hailu an. Laufen auch noch andere Tiere im selben Abteil herum, muss man das Tier und die Dauertropf-Konstruktion einzäunen, da diese sie sonst „auseinander nehmen“. Außerdem muss der Landwirt regelmäßig kontrollieren, ob die Infusion einwandfrei läuft und die Kanister zwischendrin wechseln.


Ausmelken mit Oxytocin: „Das Viertel sollten Sie außerdem gründlich ausmelken und dazu bei jeder Melkzeit 3 ml Oxytocin in die Vene oder in den Muskel spritzen“, empfiehlt Dr. Hailu. Damit befördert man tote, als auch lebende Bakterien aus dem Euter und kann zumindest teilweise verhindern, dass noch mehr Toxine freigesetzt werden.


Entzündungshemmer: Darüber hinaus ist ein Schmerz-, Fieber- und Entzündungshemmer unerlässlich. Um keine wertvolle Behandlungszeit zu verlieren, sollten sie in die Vene gespritzt werden. Daneben stehen auch Cortisonpräparate zur Verfügung, merkt Dr. Hailu an.


Antiobiotika: Außerdem sollte nach Dr. Bocks Erfahrung sowohl ein systemisches (i.v.) als auch ein lokales Antibiotikum zum Einsatz kommen.


Bei den lokalen Antibiotika könne man zum Beispiel auf die neuen Kombipräparate aus Antibiotikum und Entzündungshemmer zurückgreifen, meint Dr. Hailu. Das unterstütze die Abschwellung und Schmerzlinderung im betroffenen Euterviertel. Auch bei chronischen Verlaufsformen sind Antibiotika besonders wichtig, fügt Dr. Hailu hinzu.


Dr. Bock rät in jedem Fall vor Verabreichung der Antibiotika eine Milchprobe zu entnehmen und die zur Untersuchung und zur Anfertigung eines Antibiogramms an ein Labor zu schicken. „Auch, wenn man auf das Ergebnis nicht warten kann und sofort behandeln muss, liefert es dennoch wichtige Aussagen über die Resistenzlage der Herde.“ Außerdem rufen andere coliforme Keime wie Klebsiellen, Enterokokken oder eine akute Infektion mit Staphylokokken ähnliche Symptome hervor.


Kühlende Salben: Zusätzlich wendet Dr. Bock kühlende Salben auf dem geschwollenen Viertel an. Auch das lindert den Schmerz.


Calcium-Präparate: „Viele Kühe mit Endotoxin-Schock haben einen geringgradigen Calcium-Mangel“, erklärt Dr. Hailu. Er empfiehlt 500 ml eines Calciumborgluconates streng unter die Haut zu spritzen.


Keiner der beiden Tierärzte geht jedes Mal strikt nach demselben Konzept vor. Die Behandlung ist vom Zustand der Kuh und Sekundärerkrankungen abhängig. -pei-

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