Wer pünktlich Feierabend machen will, muss die Stallarbeit planen und Vereinbarungen mit der Familie konsequent umsetzen.
Wer als Milchviehhalter regelmäßig Feierabend machen will, sollte neben dem Nein sagen, noch ein weiteres Zeitmanagement-Instrument beherrschen: Er muss seine Stallzeiten konsequent einhalten.
Ein Sprichwort sagt: „Wenn du rechtzeitig ankommen willst, darfst du nicht schnell reisen, sondern du musst rechtzeitig aufbrechen.“ Das bedeutet für einen Milchviehhalter, wer rechtzeitig Feierabend machen will, muss am Nachmittag früh genug mit der Stallarbeit beginnen und nicht versuchen, schneller zu melken – das funktioniert nicht!
Eine banale Wahrheit zwar, aber im Alltag immer wieder vergessen und umgeworfen. Schade, da es vor allem auch den Kindern unausgesprochen etwas über die Arbeitsbedingungen in der Milchviehhaltung vermittelt, nämlich: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Das stimmt zwar nicht, dass Milchviehhaltung immer nur Arbeit bedeutet, aber trotzdem setzt sich dieser Eindruck bei der jungen Generation fest.
Worauf kommt es in der Praxis an? Auch hier ist es entscheidend, dass geplant wird: Wann beginne ich, mit der abendlichen Stallarbeit? Wenn Sie erst um 18.30 Uhr beginnen, wird das nichts mit dem frühen Feierabend. Natürlich gibt es in der Landwirtschaft Stoßzeiten und Arbeitsspitzen, aber hier reden wir nicht von den „normalen“ Tagen.
Regelmäßiger Feierabend setzt eine gemeinsame Vereinbarung der ganzen Familie voraus. Diese könnte z. B. so aussehen: Wir werden in der Regel um 18.30 Uhr Feierabend machen und dafür ist es notwendig, spätestens um 16.30 Uhr mit der Stallarbeit zu beginnen. Danach wird keine neue Arbeit mehr angefangen.
Im Alltag entwickeln sich jedoch Gewohnheiten, die Sie um Ihren Feierabend bringen:
Sie fangen nachmittags „schnell“ noch eine andere Arbeit an, die in der Realität mehr Zeit erfordert als geplant und die Sie auch noch durchziehen.
Es gibt keine Übereinkunft in der Familie, wann die abendliche Stallarbeit beginnt, und dieser Beginn verschiebt sich im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten.
Sie bearbeiten abends nach der Stallzeit noch eine andere „Baustelle“, die nicht dringend notwendig wäre.
Sie schaffen es nicht, „Nein“ zu sagen.
In unserem Beispiel Herbert Hektik lag das Problem darin, dass er um halb vier noch „schnell“ in die Werkstatt fuhr und dadurch sehr spät erst mit der Stallarbeit begann. Natürlich musste der Bolzen besorgt werden, aber er hätte es früher machen oder jemand anderes schicken können.
Klug arbeiten
Jeder hat es selbst in der Hand, wann er „Nein“ sagt und wann er Feierabend macht. Wer diese Entscheidungen aus der Hand gibt und andere oder die Umstände entscheiden lässt, wird mehr und mehr zum Getriebenen.
Es ist kein Zeichen von Professionalität, wenn ein Betriebsleiter regelmäßig einen 15-Stunden-Tag hat und jeden Abend nach zehn Minuten vor dem Fernseher einschläft.
Nicht „Nein“ zu sagen und keinen regelmäßigen Feierabend zu machen, hat einen Preis, und den zahlen die Familie und das Privatleben. Aber auch der Betrieb selbst leidet unter einem Betriebsleiter, der vor lauter Arbeit nicht mehr zum Nachdenken und zum Erholen kommt. Die wirtschaftlich erfolgreichsten Milchviehhalter zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie mehr arbeiten. Noch mehr Stunden zu arbeiten, ist nicht der entscheidende Trick.
Erfolgreiche Milchviehhaltung bedeutet vor allem, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Oder wie die Amerikaner sagen: „Don’t work hard – work smart.“ Zu deutsch: „Arbeite nicht schwer, sondern klug.“