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Festpreise auf der Insel

Lesezeit: 3 Minuten

In Großbritannien bietet Müller Milch seinen Lieferanten feste Milchpreise für ein Jahr an. Wie funktioniert das Modell? Ist es auf Deutschland übertragbar?


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Seit September 2017 können die englischen Lieferanten des Molkereikonzerns Theo Müller ihren Milchpreis bis zu zwölf Monate im Voraus fixieren. Die Nachfrage ist enorm. Das Kontingent von 35 Mio. Liter Milch war rasch ausgeschöpft. Deshalb soll es 2018 zwei weitere Angebote mit über 100 Mio. Liter Milch geben. Müller erfasst in Großbritannien ca. 2,3 Mrd. l Milch von über 2300 Erzeugern.


Der sogenannte „Müller Direct Futures Contract“ ist ein börsenbasiertes Festpreismodell. Grundlage sind die Notierungen an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig. Das Modell ist einfach und übersichtlich aufgebaut.


Einfaches Modell:

Landwirte können für maximal 25% ihrer Jahresmenge einen Festpreis fixieren. Die Mindestmenge beträgt 10000 l pro Monat. Der Festpreis gilt höchstens zwölf Monate.


Jeden zweiten Mittwoch im Monat bietet die Molkerei ihren Lieferanten verschiedene Festpreise für die Zukunft an. Hat ein Landwirt Interesse, legt er die monatliche Milchmenge zum Festpreis fest und sendet das gewünschte Preisniveau an die Molkerei. Die Molkerei bündelt die Wünsche und versucht, die Milchmengen und Milchpreise an der Börse abzusichern. Freitags teilt sie den Lieferanten mit, ob die Absicherung geklappt hat oder nicht. Die Details zur technischen Abwicklung und eine Beispielrechnung finden Sie im Kasten „Börse übernimmt das Preisrisiko“.


Gut für Bauern und Molkerei:

Das Festpreis-Modell hat für Milcherzeuger mehrere Vorteile. Es ist einfach gehalten. Der Betrieb benötigt kein eigenes Börsenkonto, da der Landwirt nicht eigenständig an der Börse agiert. Damit entfällt die nötige Bereitstellung des Kapitals. Das schont die Liquidität des Betriebes.


Zudem muss der Betriebsleiter keine Bankbürgschaft hinterlegen. Die Molkerei übernimmt zunächst alle anfallenden Zahlungen für das Börsengeschäft, stellt diese dann aber bereits bei der Kalkulation des Festpreises dem Landwirt in Rechnung. Als Faustzahl gilt, dass ein Festpreis für 10000 l Milch für ein Jahr etwa 2,5 bis 3,5 ct/l kostet.


Weil die Molkerei fortlaufend Festpreise anbietet, muss der Milcherzeuger nicht ständig die Börsenkurse studieren. Sofern er seine betrieblichen Kosten kennt, kann er sich über den Festpreiskontrakt eine Marge sichern.


Auch die Molkerei profitiert. Sie kann durch das Angebot bei den Erzeugern punkten und eine zusätzliche Dienstleistung bieten. So berichten Molkereien mit Festpreisen aus den USA, dass sie seitdem erheblichen Zulauf an Milcherzeugern haben.


Die Molkerei tritt nicht als Finanzdienstleister auf, somit drohen keine (steuerlichen) Hürden. Zudem handelt die Molkerei nur in eigenem Namen und auf eigene Rechnung. Da es sich um ein klassisches Hedge-Geschäft handelt, entfällt eine langwierige Prüfung durch Aufsichtsbehörden.


Auch in Deutschland?

Börsenbasierte Festpreis-Modelle lassen sich auch in Deutschland umsetzen. Einige Molkereien prüfen das derzeit intensiv. Sie arbeiten dabei z.B. mit dem Kieler Börsenmilchwert und wollen den Erzeugern ebenfalls börsenbasierte Festpreise bieten. Je nach eigener Kosten- und Marktsituation können diese dann eine bestimmte Menge zum Festpreis fixieren. Benötigen sie keine Absicherung oder ist ihnen der Festpreis zu gering, beteiligen sie sich nicht. -pl-

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