Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

„Kälber brauchen viel Energie“

Lesezeit: 4 Minuten

Der Familienbetrieb der kanadischen Tierärztin Jodi Wallace legt besonderen Wert auf die Haltung und Fütterung der Nachzucht. Mit Erfolg: Seit Jahren haben die Kälber hohe Zunahmen und es gibt geringste Verluste in der Aufzucht.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

In den letzten zwei Jahren haben Sie auf Ihrem Betrieb kein Kalb behandelt und hatten geringste Verluste nach der Geburt. Worauf führen Sie das zurück?


Wallace: Vor fünf Jahren haben wir einen neuen Kälberstall gebaut. Vorher waren die Kälber in Iglus untergebracht. Im Frühjahr und Herbst hatten immer ein paar Kälber Lungenprobleme. Aus einem solchen Kalb wird keine gute Kuh. Ich denke das wichtigste ist, dass die Kälber ständig frische Luft aber keine Zugluft haben.


Wie haben Sie das umgesetzt?


Wallace: Im neuen Stall haben wir hinter der Reihe mit Kälberboxen eine Schlauchlüftung installiert, die frische Außenluft in den Stall bringt. Einer der Schläuche läuft das ganze Jahr und sorgt im Winter für vier bis fünf Luftwechsel pro Stunde. Im Sommer bringen zwei weitere Schläuche zusätzlich Luft in den Stall, damit wir eine Austauschrate von 20 bis 40 Luftwechsel pro Stunde erreichen. Die Abluft verlässt den Kälberstall über zwei Kamine am höchsten Punkt des Stalles. An diesen Kaminen kontrollieren wir Temperatur und Feuchtigkeit der Abluft. Um Lungenentzündungen zu vermeiden, muss die Luftfeuchtigkeit unter 60% liegen. Die trockene Luft erreichen wir auch, indem wir den Boden des Stalles beheizen. Allerdings heizen wir nur den Mittel- und Außengang des Stalles und nicht unter den Kälberboxen, um zu verhindern, dass die Ammoniakkonzentration dadurch steigt.


Was können Landwirte tun, die keinen neuen Kälberstall bauen, um Lungenentzündungen zu vermeiden?


Wallace: Genauso wichtig wie die Frischluft ist eine trockene und saubere Einstreu im Kälberstall. Wir misten die Kälberboxen zweimal pro Woche aus und reinigen sie. So halten wir die Ammoniakbelastung so gering wie möglich und die Keimbelastung sinkt. Gleichzeitig unterbricht das den Lebenszyklus von Stallfliegen, die Kälber stören und Krankheiten übertragen.


Aber die wichtigste Grundvoraussetzung für gesunde Kälber ist ihr passiver Schutz. Das heißt die frühe und ausreichende Versorgung mit gutem und hygienischem Kolostrum. Hierbei muss die Kombination aus Menge und Qualität stimmen.


Ihre Kälber erhalten nur Kolostrum mit sehr guter Qualität. Wie erreichen Sie das?


Wallace: In der Regel hat das Kolostrum unserer Kühe einen Brixwert zwischen 26 und 32% (Anm. d. Redaktion: 22% Brix entspricht etwa 50 g IgG/ml). Das ist nur mit einem sehr guten Management der Trockensteher möglich. Ihre Ration muss ausgeglichen sein, um Krankheiten wie Milchfieber, Ketose und Nachgeburtsverhalten zu vermeiden.


Was ist außerdem wichtig für hochwertiges Kolostrum?


Wallace: Die Kühe dürfen in der Transitphase keinen Stress haben. Das heißt Überbelegung und Hitzestress sind tabu. Um Euterprobleme zu vermeiden, müssen sie außerdem trocken und sauber liegen.


Damit gutes Kolostrum auch gut bleibt, füttern wir die Kälber nur aus extrem sauberen Flaschen.


Sie setzen die Kälber nach 56 Tagen von der Milch ab, das ist sehr früh.


Wallace: Eigentlich entwöhnen unsere Kälber sich eher selbst. Wichtig dafür ist, dass sie in der Tränkephase genug Energie aufnehmen. Sie sollten eine gute Körperkondition haben, also nicht dünn oder dick sein, dann sind sie auch gut gegen Erreger geschützt.


Wie gelingt Ihnen die hohe Energieaufnahme?


Wallace: Die Kälber erhalten vom ersten Tag an soviel Milch wie sie wollen. Auch Kraftfutter und Wasser bieten wir ab dem ersten Tag zur freien Verfügung an. Und das fressen sie auch schon sehr früh, meist direkt nach der Milchaufnahme. Kleine Mengen Heu legen wir ab dem 30. Tag vor.


So verdoppeln die Kälber in den ersten sechs bis sieben Wochen bereits ihr Geburtsgewicht. Beim Absetzen wiegen sie 100 bis 110 kg und fressen 2 kg Kraftfutter am Tag.


Welchen Einfluss hat die Gruppenhaltung der Kälber auf die Milch- und Futteraufnahme?


Wallace: Wir halten die Kälber ab dem ersten Lebenstag in Gruppen von zwei bis drei Tieren. Wir beobachten, dass das nicht nur einen großen Einfluss auf  das Sozialverhalten der Tiere hat. Auch das Trinken und Fressen lernen die Kälber durch Nachahmung. Und sie tun dies häufiger, da der Boxennachbar sie dazu animiert. So kommen alle Kälber im Laufe der Tränkeperiode mindestens auf eine Milchaufnahme von 13 l pro Tag.


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


Mehr über die Kälberaufzucht auf dem Betrieb von Jodi Wallace sowie zum Management der Transitphase erfahren Sie beim top agrar-Dairy Event 2019 (Programm siehe rechte Seite).

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.