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Melkstände: Mit Schaum schneller sauber?

Lesezeit: 3 Minuten

Lassen sich Melkstände und Vorwartehöfe effektiv mit Schaum desinfizieren? Ein Praxisversuch gibt Antwort.


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Die Reinigung und Desinfektion des Melkstandes und des Wartebereichs ist eine zeitraubende Arbeit. Da kommt vielen Milcherzeugern das Versprechen von Fa. Kärcher gerade Recht: Die Kombination eines Hochdruckreinigers mit dem 2-Komponenten-Injektorsystem soll die Reinigung vereinfachen, die Desinfektion effektiver machen und dabei noch wirtschaftlich sein.


Ermöglichen soll das die neu entwickelte Dualinjektor-Düse. Daneben besteht das System aus zwei 18 l fassenden Desinfektionsmittel-Kanistern. Es wird mit einem Schlauch direkt an den Hochdruckreiniger angeschlossen. Wenn desinfiziert werden soll, wird einfach eine Schaumdüse an die Hochdrucklanze angeschlossen. Die beiden Komponenten werden dann automatisch angesaugt. Dabei handelt es sich um eine Schaumkomponente (Tenside mit Pufferwirkung) und eine Desinfektionslösung. Diese ist eine stabil eingestellte Mischung aus Acetyl-hydroperoxid, Essigsäure und Wasserstoffperoxid.


Herzstück des Desinfektionssystems ist ein Dualinjektor. Dieser führt die beiden Komponenten im Wasserstrom zusammen. Dadurch bildet sich Schaum. Das Mischungsverhältnis ist fest auf 0,5 % eingestellt, beide Komponenten werden im Verhältnis 1 : 1 zugemischt.


Doch was taugt das System? Dieser Frage sind wir auf einem Praxisbetrieb in Thüringen nachgegangen. Dabei haben wir den Melkstand gereinigt, desinfiziert und die Wirksamkeit überprüft.


Nach der routinemäßigen Hochdruckreinigung mit warmem Wasser erfolgte die Schaumdesinfektion. Folgende Flächen wurden dabei desinfiziert und beprobt:


Melkstand (2 x 13 FGM): Boden Melkflur, Standfläche Kühe, hinteres Gatter Melkplatz, Brustrohr am Standplatz.


Vorwartebereich, melkstandnaher Bereich Vorwartehof mit Spaltenboden (mit Gummiauflage), Wand, Absperrgatter zum Abtrieb.


Abtrieb vom Melkstand: Planbefestigter Betonboden, Wand, Spaltenboden (mit Gummimatte), Absperrgatter.


Die Beprobung mit sterilen Tupfern wurde immer an den gleichen Stellen vorgenommen (vor der Reinigung, Bodenbereiche nach Nassreinigung, nach Desinfektion von abgetrockneten Stellen ohne Schaum 30 Min. nach der Desinfektion).


Ergebnisse auf einen Blick


In der Übersicht sind die Ergebnisse der Beprobung und Untersuchung auf differenzierte Keimarten dargestellt.


Auf anfangs stark verunreinigten Flächen und Ausrüstungsteilen reduzierte die Standard-Hochdruckreinigung die Erregerdichte nur gering. Die Anwendung der 2-K-Desinfektion führte hingegen zu größtenteils keimfreien Flächen oder Restbesatz mit nur bis 30 KbE (Kolonie bildende Einheiten). Lediglich bei Sporenbildnern traten noch bis 100 KbE auf, wenn diese nicht im Reinigungsprozess abgespült wurden.


Das Desinfektionssystem eignet sich somit zum Abtöten der Keime. Dazu trägt vor allem der sichtbare Schaumauftrag bei. Schaum hat eine hervorragende Oberflächenhaftung. Zudem wirkt durch das ständige Aufplatzen der Schaumbläschen immer wieder frisches Desinfektionsmittel. Positive Nebeneffekte: Die kaum wahrnehmbaren Gerüche bei der Desinfektion, die nachgewiesene pH-Wert-Neutralität in der Schaumphase und der umweltschonende Abbau der Wirkstoffe.


Weiterer Vorteil: Die Rüstzeiten sind für die Desinfektion gering, da lediglich eine andere Düse montiert werden muss. Insgesamt wurde dadurch bei der Prüfung für die Schaumdesinfektion nur die Hälfte der Arbeitszeit wie bei der Hochdruckreinigung benötigt. Die ca. 400 m2 waren in 15 bis 20 Minuten desinfiziert.


Das System kostet mit ca. 2 500 € etwas mehr als vergleichbare Geräte. Die Einsatzkosten an Desinfektions- und Schaummittel lagen in unserem Test zwischen 3,78 und 6,12 €/100 m2 je nach Schaumauftrag und der Struktur der zu desinfizierenden Fläche.


Fazit


Das 2-K-Desinfektionssystem ist vielseitig einsetzbar und hat gute Wirkeigenschaften. Der Schaum lässt sich effizient und schnell auftragen und ist sicher in der Anwendung. Die Kosten sind vergleichbar mit anderen Verfahren. Das System ist besonders für die routinemäßige Desinfektion geeignet (z. B. Melkstand alle zwei Wochen). Sinnvoll ist das Desinfizieren beim Umstallen von Tieren im Rein-Raus-Prinzip (z. B. Kälberstall) oder für Transportfahrzeuge.


Dr. Günter Beyersdorfer, Hans-Dieter Zacher, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft

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