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Raps wirft die Laktierenden aus der Bahn

Lesezeit: 5 Minuten

Raps ersetzt Soja in der GVO-freien Fütterung. Doch Raps wirkt sauer. Deshalb sollten Landwirte auch bei laktierenden Kühen die Kationen-Anionen-Bilanz erstellen.


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In einigen Regionen von Bayern erhalten Milchviehherden schon seit Jahren GVO-freies Futter. Der Anteil wächst stetig. Seit einiger Zeit treten betriebsindividuell aber Probleme mit subakuten Azidosen auf. Die Ursache ist dabei nicht ein Fasermangel oder ein Überschreiten der Stärke- und Zuckergehalte in der Ration. Vielmehr sorgt die falsche Einstellung der Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) für Probleme.


Diese ist jedem Milchkuhhalter im Zusammenhang mit der Trockensteher-Fütterung ein Begriff. In der Mischration für die laktierenden Kühe wird dieser Bilanz bis jetzt wenig Beachtung geschenkt. Meist ist sie nicht einmal bekannt.


Anna-Maria Miller, Produktions- und Managementberaterin bei der VFR GmbH Neustadt a. d. Aisch, beschäftigt das auf ihren Betrieben. Sie hat fünf wichtige Fragen für uns beantwortet.


Wie hoch muss die DCAB in der Laktierenden-Ration sein?


Im Gegensatz zur Trockenstehzeit sollte die DCAB in der Laktation positiv sein. Ein Wert zwischen 150 und 350 meq/kg TM wird in der Literatur als optimal angegeben. In diesem Bereich sind auch Futteraufnahme und Milchleistung am höchsten.


Eine saure Stoffwechsellage wiederum, wie sie in der Anfütterungsphase je nach Rationstyp erwünscht ist, ruft metabolische Azidosen hervor. Und das auch, wenn gleichzeitig die Faser- und Strukturversorgung der Kuh ausreichend ist und auch die Grenzwerte von Stärke und Zucker eingehalten werden.


Wie kommt es zu einer niedrigen DCAB in der Ration?


Sowohl Grundfutter- als auch Kraftfuttermittel unterscheiden sich stark in ihrer DCAB (siehe Übersicht, Seite R26). Je nach Schnitt schwanken die Werte innerhalb eines Betriebes teilweise erheblich. Die DCAB der gleichen Laktierenden-Ration kann dadurch bei 50 oder bei 200 meq pro kg TM liegen. Wenn zum Beispiel Maissilage, Grassilage und Rapsschrot unterdurchschnittliche DCAB-Werte aufweisen, liegt die Gesamt-DCAB im viel zu niedrigen ​Bereich für Laktierende. Rechnet man hingegen mit Durchschnittswerten, liegt sie im Zielbereich. Daher ist die Untersuchung des DCAB-Wertes in der Milchvieh-Ration unumgänglich.


Welche Rolle spielt Schwefel?


Neben dem DCAB-Wert der Ration, muss der Gehalt an Schwefel (S) je kg TS einzeln betrachtet werden. Denn ein zu hoher Gehalt an S wirkt hemmend auf die Verfügbarkeit von Spurenelementen wie Selen, Kupfer und Molybdän. Für den richtigen Gehalt an S in der Ration gibt es nur ein sehr enges Fenster. Verschiedene Studien empfehlen S-Gehalte von 2 bis 4 g/kg TM. Vielfach kommt es aber schon ab einem S-Gehalt von 3 g/kg TM zu negativen Effekten. Hohe S-Gehalte in der Ration können zu Pansen-Fermentationsstörungen und einem Rückgang der Futteraufnahme führen.


Im Pflanzenbau ist S jedoch zunehmend im Mangel, da die Schwefeldioxid-Emissionen aus der Industrie seit 1990 um rund 90% zurückgingen. Dem Mangel wirken die Landwirte mit S-Düngung entgegen. Wie viel Schwefeldüngung nötig ist, hängt einerseits vom Bedarf der jeweiligen Pflanzenart ab. Andererseits variiert die Verfügbarkeit von S im Boden abhängig von Bodenart und Niederschlägen.


Genauso variabel ist dementsprechend der S-Gehalt in den Futtermitteln. Bei Gras wirkt sich außerdem die Aufwuchsintensität und bei Getreide die Abreifegeschwindigkeit auf den S-Gehalt in der Pflanze aus. Auch Nebenprodukte aus der Getreideverarbeitung wie Schlempen haben hohe S-Gehalte, da diesen Produkten bei der Verarbeitung Sulfat als Lösungsmittel zugesetzt wird.


Was ändert sich mit GVO-freier Fütterung?


Wird im Zuge der GVO-freien Fütterung Sojaschrot durch Rapsschrot ersetzt, sinkt der DCAB-Wert der Ration. Raps enthält nur etwa halb so viel K und deutlich mehr S als Soja. Dadurch verschiebt sich die Bilanz. Rapsschrot hat im Mittel eine DCAB von - 50, während Sojaschrot bei rund 230 meq pro kg TM liegt. Insbesondere in der Ration für laktierende Kühe erschwert dies die Einstellung der Kationen-Anionen-Bilanz, die nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen bei 150 meq/kg TM und höher liegen sollte.


Die GVO-freie Fütterung verändert auch den Phosphor (P)-Gehalt der Ration maßgeblich. Rapsschrot enthält rund 13 g P/kg TM. Sojaschrot dagegen nur etwa 8 g. Der P-Bedarf einer 40 kg-Kuh beträgt 90 g P pro Tag. Alles, was sie darüber hi-naus aufnimmt, scheidet sie auch wieder aus. Die neue Düngeverordnung reduziert den zulässigen Phosphorüberschuss jedoch um die Hälfte (siehe top agrar 7/2017, Seite R14). Das macht es künftig schwieriger, Soja vollständig durch Raps zu ersetzen.


Welche Maßnahmen sollte der Landwirt verfolgen?


An erster Stelle steht die Kontrolle. Alle genannten Gründe sprechen dafür, dass Milchkuhhalter zukünftig den DCAB-Gehalt und den S-Gehalt ihrer Futtermittel untersuchen lassen sollten. Die S-Gehalte in den Futtermitteln werden durch GVO-freie Fütterung und unterschiedlich intensive Düngung auch weiterhin stark schwanken.


Wenn der pH-Wert des Blutes zu gering ist und die Calcium (Ca)-Absorption dadurch gehemmt ist, regelt die Kuh gegen, indem sie Ca aus dem Organismus nimmt. Darauf muss der Landwirt reagieren: Eine Laktierenden-Ration mit niedrigem DCAB muss mehr Ca enthalten. Haben die Kühe Anzeichen einer metabolischen Azidose, sollte die DCAB durch Änderung der Ration erhöht werden. Das funktioniert beispielsweise mit dem Einsatz von Melasse oder dem Ersatz von Raps- durch Sojaschrot. Auch mit Natriumbicarbonat kann die DCAB angehoben werden.


Wichtig bei allen Anpassungen ist aber, die Ration zu bilanzieren und den Fokus nicht nur auf eine alleinige Maßnahme zu richten. -klh-

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