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Trächtigkeit: Besser dreimal testen

Lesezeit: 7 Minuten

Mit drei Untersuchungen auf Trächtigkeit lässt sich die Fruchtbarkeit effizienter managen und die Nutzungsdauer steigern. Zudem sinkt die Gefahr, dass trächtige Rinder auf dem Schlachthof landen.


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Mogli aus dem Stall von Familie Hofstetter aus dem Landkreis Freising ist ein Ausnahmetier. Die 2004 geborene Fleckviehkuh erwartet ihr neuntes Kalb. Sie kommt auf eine durchschnittliche Zwischenkalbezeit von 383 Tagen bei einer Leistung von über 9000 kg und einer bisherigen Lebensleistung von über 67000 kg Milch.


Damit erreicht sie schon jetzt eine Nutzungsdauer von über zehn Jahren. Vielleicht auch länger, „denn sie ist bei bester Gesundheit“, sagt Julia Hofstetter.


Viele Kühe gehen zu früh ab.

Die durchschnittliche Nutzungsdauer aller 4,2 Mio. Milchkühe in Deutschland ist davon weit entfernt. Sie liegt bei gerade einmal 2,9 Jahren. Das gilt für die Rassen Deutsche Holsteins und Fleckvieh. Nur die Rasse Braunvieh weicht mit 3,3 Jahren etwas nach oben ab.


Bei einem Erstkalbealter von durchschnittlich 29 bis 30 Monaten verlassen deutsche Milchkühe ihre Ställe demnach mit rund fünf Jahren. Viel zu früh! Vor allem, weil über die Hälfte aller Milchkühe bereits in der ersten oder zweiten Laktation abgeht.


Dreimal untersuchen:

Der wichtigste Abgangsgrund bei Holsteins ist mit 18,5% Unfruchtbarkeit. Bei Fleckvieh liegt der Anteil sogar bei 24,2%.


Viele Betriebe haben somit beim Management der Herdenfruchtbarkeit noch Luft nach oben. Ein einfaches, aber oft nicht bedachtes Hilfsmittel ist die dreimalige Trächtigkeitsuntersuchung. Julia Hofstetter nutzt sie.


Ziel ist dabei, mit frühzeitigen, sicheren und regelmäßigen Untersuchungen nichttragende Tiere herauszufiltern. So können Landwirte Problemtiere erkennen und nichttragende Tiere in bestimmten Zeitfenstern schneller wieder besamen.


Die Kombination von Zeitpunkt der Untersuchung, Genauigkeit der Methode und Terminorientierung ist dabei entscheidend. Denn nur so können Tierärzte und Tierhalter mit schnellen Nachbesamungen die Zwischenkalbeintervalle verkürzen. Damit erhöhen sie letztendlich die Nutzungsdauer.


Sinnvoll ist die dreimalige Untersuchung auf Trächtigkeit zu definierten Zeitpunkten (Übersicht 1).


Sinnvoll ist die dreimalige Untersuchung auf Trächtigkeit zu definierten Zeitpunkten (Übersicht 1).


Schon 28 Tage nach der ersten Besamung lässt sich feststellen, ob das Tier tragend ist. Als mögliche Untersuchungsmethoden kommen ein Ultraschall oder die Analyse vom trächtigkeitsabhängigen Protein PAG im Blut oder der Milch infrage. Die Untersuchung per Ultraschall sollte ein Hoftierarzt machen. Die Kosten liegen zwischen 7 und 38 € (Betreuungsvertrag oder Einzeluntersuchung, Übersicht 2).


Mit dem Ultraschall lässt sich eine Genauigkeit von 89% am 28. Tag nach der Besamung erreichen. Die Überprüfung, ob PAG-Proteine in Blut oder Milch sind, ergibt eine Genauigkeit von 92% am 28. Tag. Dazu müssen die Landwirte Blut- oder Milchproben in Speziallabore senden. Die Kosten liegen zwischen 5 und 6 €. Viele Landeskontrollverbände bieten inzwischen ebenfalls die PAG-Analysen an. Und zwar sowohl als Einzeluntersuchung als auch bei der Milchleistungsprüfung. Die Kosten schwanken zwischen 5,70 und 6,50 € für Mitglieder.


Aufgrund von Testgenauigkeit, Kosten und Arbeitsaufwand ist bei der frühen Trächtigkeitsuntersucherung der PAG-Test das Mittel der Wahl. Je nachdem, wie lange die letzte Milchkontrolle schon vorüber ist, sollte jedoch eine Einzeluntersuchung erfolgen. Sonst müssen Landwirte fast einen Monat auf das Ergebnis warten. Nur so lassen sich mögliche nichttragende Kühe im 21-Tage-Rhythmus wieder besamen.


Julia Hofstetter schränkt für die frühe PAG-Untersuchung aber ein: „PAG funktioniert nur, wenn die letzte Kalbung 60 Tage und die letzte Besamung mindestens 28 Tage zurückliegt. Ansonsten ist der Test verfälscht.“


Kühe, die am 28. Tag bei der PAG-Untersuchung als nicht tragend herausgefiltert wurden, lassen sich am 42. Tag nach der Erstbesamung erneut besamen, sofern sie im Zyklus sind.


Kühe, die am 28. Tag bei der PAG-Untersuchung als nicht tragend herausgefiltert wurden, lassen sich am 42. Tag nach der Erstbesamung erneut besamen, sofern sie im Zyklus sind.


Bei Hochleistungstieren und Mehrkalbskühen stirbt der Embryo oft in den ersten beiden Trächtigkeitsmonaten ab. Die Häufigkeit beträgt bis zu 25%, ist aber stark vom Wetter, dem Stress und der Fütterung abhängig. Daher ist rund um den 60. Tag nach der Besamung ein zweiter Trächtigkeitstest sinnvoll. „Genau diese Stufe im Trächtigkeitsmanagement fehlt in der Praxis“, sagt die Großtierärztin Dr. Pia Rehbein aus dem nordhessischen Kammerbach.


Zu diesem Zeitpunkt befinden sich viele Kühe energetisch gesehen wieder in einem neutralen Bereich. Die Follikelqualität ist gut und vor allem ist der Milchleistungshöhepunkt noch nicht lange überschritten. Stellen Sie bei diesem zweiten Trächtigkeitstest fest, dass das Tier nicht tragend ist, lohnt es sich wirtschaftlich auf alle Fälle, diese Kuh noch einmal zu besamen. Die Zwischenkalbezeit erhöht sich zwar, es kommt aber nicht zu einem Totalausfall wegen Unfruchtbarkeit.


Untersuchungsmethode der Wahl ist zu diesem Zeitpunkt der Ultraschall. Die Genauigkeit liegt bei 100%. Weiterer Vorteil ist, dass gleichzeitig eine gynäkologische Untersuchung erfolgen kann, falls das Tier nicht trächtig ist: Ist die Gebärmutter sauber? Hat die Kuh Zysten? Stimmt die Eierstockaktivität? „In einigen Fälle kann ich dann die Kühe sofort für die nächste Besamung anspritzen“, so Dr. Pia Rehbein.


Untersuchungsmethode der Wahl ist zu diesem Zeitpunkt der Ultraschall. Die Genauigkeit liegt bei 100%. Weiterer Vorteil ist, dass gleichzeitig eine gynäkologische Untersuchung erfolgen kann, falls das Tier nicht trächtig ist: Ist die Gebärmutter sauber? Hat die Kuh Zysten? Stimmt die Eierstockaktivität? „In einigen Fälle kann ich dann die Kühe sofort für die nächste Besamung anspritzen“, so Dr. Pia Rehbein.


Zwischen dem dritten und achten Monat einer Trächtigkeit verlieren nochmals 5% der Kühe ihr Kalb. Eine dritte Untersuchung bringt kurz vor dem Trockenstellen Klarheit: trockenstellen, schlachten oder nochmals besamen. Eine Besamung macht dann aber nur bei züchterisch wertvollen Fällen Sinn.


So wie bei der Ausnahmekuh Mogli, die im siebten Monat der Trächtigkeit plötzlich wieder zu „stieren“ begann. „In solchen Fällen lasse ich noch einmal eine Trächtigkeitsuntersuchung machen. Sicher ist sicher!“, sagt Züchterin Julia Hofstetter. Sie will ihre Ausnahmekuh nicht auf diese Art verlieren.


Die beste Methode für die Trächtigkeitsuntersuchung um den 210. bis 220. Tag nach der Besamung ist die rektale Palpation. Sie bietet die optimale Kombination aus guter Testgenauigkeit und den niedrigsten Kosten „In diesem Stadium gehe ich bei der rektalen Untersuchung nach den drei Kriterien vor: Ist Fruchtwasser in entsprechender Menge und Konsistenz vorhanden? Stimmt die Größe der Plazentome? Und fühle ich ein Schwirren der Arteria Uterina?“, sagt Tierärztin Dr. Pia Rehbein.


In dieser Phase besteht bei einer Rektalpalpation keine Gefahr mehr, dass der Embryo ungewollt durch das Betasten geschädigt oder abgedrückt wird. Bei gut organisierten Routineuntersuchungen in größeren Beständen lassen sich so etwa 30 Kühe pro Stunde kontrollieren. Mit einem Betreuungsvertrag kostet das ca. 3 € pro Untersuchung.


Gegen eine PAG-Untersuchung am Ende der Trächtigkeit spricht, dass PAG noch Tage und Wochen nach einem Trächtigkeitsabbruch in Milch und Blut vorhanden sind. Kühe, die also keine lebensfähige Frucht mehr in sich tragen oder gar schon abgestoßen haben, können dadurch fälschlicherweise als tragend eingestuft werden.


Die dritte Trächtigkeitsuntersuchung hat einen weiteren Vorteil: Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will das Schlachten hochträchtiger Säugetiere per Gesetz verhindern. Bundestag und Bundesrat haben diesem zugestimmt. Landwirte, die dagegen verstoßen, müssen mit saftigen Bußgeldern rechnen. Mit dem Test kurz vor dem Trockenstellen ist jeder Landwirt auf der sicheren Seite.


Zudem berichten einige Betriebsleiter, dass trockengestellte Kühe nicht kalben. Der Grund: ein unbemerkter Abort. Die späte Trächtigkeitsuntersuchung spart also Geld. Es entstehen keine unnötigen Kosten für das Trockenstellen und die Zeit des Trockenstehens. Dr. Friederike Stahmann, -pl-

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