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Vom Anbindestall zum Melkroboter

Lesezeit: 5 Minuten

Familie Heiner hat ihren Anbindestall zum Laufstall mit Melkroboter umgebaut. Was das gebracht hat, erklären Lars Heiner und Prof. Steffen Hoy, Uni Gießen.


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Sie wollten das Tierwohl verbessern und die Arbeitswirtschaft erleichtern, ohne einen komplett neuen Kuhstall zu bauen. Deshalb hat die Heiner GbR aus Burgwald-Wiesenfeld (Hessen) ihren Anbindestall zum Laufstall mit Melkroboter umgebaut – und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.


Der Anbindestall aus dem Jahr 1988 war nicht mehr zeitgemäß: Der Warmstall mit Ziegelsteinwänden und Styrodurisolierung war 23 m lang und 12 m breit. Das Spitzdach bestand aus Faserzementplatten und Isolierung. Ein befahrbarer Futtertisch teilte das Altgebäude: Auf der einen Seite waren 18 Anbindeplätze als Kurzstände mit Gummimatten und Strohhäcksel, auf der anderen Seite Laufboxen für das Jungvieh und die Mastbullen.


Anbindestall zu Laufstall:

Beim Umbau hat die Familie auf der Seite der Anbindeplätze einen zweireihigen Boxenlaufstall mit perforiertem Boden und 33 Tiefboxen angebaut. Das Dach ist ein freitragendes Pultdach mit isoliertem Wellblech. Auf der einen Seite gibt es eine Lüftungsöffnung von 2,50 m Höhe, auf der gegenüberliegenden Seite entsteht durch die Traufhöhe von 3 m ebenfalls eine Öffnung über die gesamte Stalllänge. So kommt ausreichend Licht und Luft in den Stall. Die beiden Giebelseiten sind dagegen geschlossen.


Der ehemalige Futtertisch lässt sich weiter nutzen. Die Kühe erreichen ihn über zwei planbefestigte Zugänge. Die Anbindeplätze am Futtertisch hat die Familie zum Fressbereich umgebaut.


Sie hat sich für einen gebrauchten Melkroboter (Lely A3) entschieden. Vor dem Aufbau haben sie alle Verschleißteile und milchführenden Schläuche, Gummi und Silikonteile getauscht. Der Roboter steht in der angrenzenden Scheune. Heiners wirtschaften im freien Kuhverkehr, die Kühe können jederzeit vom Laufstall zum Roboter. Dieser ist auch über eine Stufe vom Tiefstreustall zu erreichen. In dem „Special Needs“-Bereich sind die Hochtragenden und Frischabkalber untergebracht.


Die Arbeit erfolgte fast ausschließlich in Eigenleistung. Daher sind keine vergleichbaren Kostenangaben möglich.


Noch während des Umbaus stockte Familie Heiner die Herde auf 36 Kühe auf. Die Milchleistung (MLP 2015/2016) lag bei 7127 kg mit 4,56% Fett, 3,23% Eiweiß und 149000 Zellen/ml.


Was änderte sich?

Die Umstellung vom Anbindestall mit Rohrmelkanlage auf Laufstall mit Melkroboter erfolgte im Dezember 2016. Die Familie ist dabei in einer festgelegten Reihenfolge vorgegangen (Kasten „Der Weg zum Roboter“). Folgende Erfahrungen hat sie nach der Umstellung gesammelt:


  • Färsen gewöhnen sich schnell: An den ersten drei Tagen nach der Umstellung fanden viele Rangkämpfe statt. Färsen nach der Kalbung bewegten sich zügig mit großen Schritten im Laufstall und gewöhnten sich am schnellsten an die Tiefboxen. Nach einer halben Woche lagen aber fast alle Tiere in den Boxen. Um die Gewöhnung an die Liegebo-xen zu erleichtern, haben Heiners den Nackenriegel weit nach vorne verschoben. Die Kühe konnten bequem die Boxen betreten und hatten viel Platz beim Ablegen.


Allerdings verschmutzten Boxen und Kühe stark. Deshalb hat die Familie den Nackenriegel schrittweise wieder zurückgesetzt. Die Kühe nahmen die Tiefboxen weiter gut an, diese verschmutzten aber nicht mehr so stark. Im Sommer 2016 hatte bei allen Tieren die Klauenpflege stattgefunden. Im Laufstall traten daher keine Klauenprobleme auf.


  • Tiere mögen Robotermelken: Nach etwa eineinhalb Wochen am Melkroboter gingen Dreiviertel der Kühe freiwillig zum Melken. Danach sank die Frequenz, da die Kraftfuttermenge von anfangs 2 kg/Kuh und Tag auf leistungsbezogene Zuteilung umgestellt wurde. Nachdem sich die Kühe daran gewöhnt hatten, stieg die Quote freiwilliger Melkungen bis zum Ende der dritten Woche wieder auf 75%. Dieser im Vergleich zu anderen Betrieben niedrigere Werte dürfte daran liegen, dass die Umstellung von Anbindehaltung größere Veränderungen mit sich bringt als die Umgewöhnung von Laufstall mit Melkstand auf Melkroboter. Kühe mit hoher Milchleistung besuchten häufiger freiwillig den Roboter als Tiere mit niedrigerer Leistung.


Nach einem Vierteljahr am Melkroboter gingen etwa 95% der Kühe freiwillig zum Melken. Von den 36 Kühen musste im ersten Jahr nur ein Tier die Herde verlassen, da die Euterform das automatische Ansetzen der Melkbecher im Roboter verhinderte.


  • Erst weniger, dann mehr Milch: Die energiekorrigierte Milchmenge (ECM) ging im Mittel der Kühe nach der Umstellung um 1,7 kg von 23,1 auf 21,4 kg je Kuh und Tag zurück (Übersicht). Allerdings gab es Unterschiede zwischen Jung- und Altkühen: Die Kühe in der ersten Laktation legten um 1,4 kg zu, bei den Altkühen ging die Milchleistung um 4,9 kg sehr deutlich zurück.


Das lässt sich mit der erheblichen Abnahme des Fettgehaltes erklären. Dieser sank im Durchschnitt von Jung- und Altkühen um 0,5%, lag mit 4,84% aber auf einem hohen Niveau. Der Eiweißgehalt blieb nahezu unverändert.


Der Rückgang des Fettgehaltes lässt sich mit der Änderung der Futterration erklären: Die Familie stellte von einer Voll-TMR (Totale-Misch-Ration) auf eine Teil-TMR mit individuellen Kraftfuttergaben im Roboter um. Der Fett-Eiweiß-Quotient verringerte sich von 1,34 auf 1,20 und liegt damit im Sollbereich. Der Harnstoffgehalt sank von 256 auf 186 ppm nach der Umstellung, was wiederum an der neuen Futterration liegen dürfte. Der Laktosegehalt veränderte sich nicht.


Nach einem halben Jahr im Laufstall mit Robotermelken lag die Milchleistung der Herde mit 23 kg/Kuh/Tag wieder auf dem Niveau wie vor der Umstellung. Danach stieg sie bis Januar 2018 kontinuierlich auf 30 kg/Kuh/Tag an.


  • Zellzahlen etwas gesunken: Die durchschnittliche Zellzahl der Kühe schwankte im Anbindestall stark um bis zu 200000 Zellen von Monat zu Monat. Der Jahresschnitt vor der Umstellung lag bei 149000 Zellen. Im Jahr nach der Umstellung sanken die Zellzahlen um 22000 auf 127000.


Bei der letzten Kontrolle im Anbindestall lag die Zellzahl mit 242000 auf hohem Niveau. Das dürfte an der etwas schlechteren Betreuung durch den Umbau liegen. Auffällig: Die Altkühe verbesserten sich, die Erstkalbinnen verschlechterten sich. Aufgrund der Eutergesundheit musste keine Kuh gehen.


Kontakt: patrick.liste@topagrar.com

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