Seit 2015 driften die Milchpreise in Europa, den USA und Neuseeland wieder auseinander (Übersicht). Warum?
Wohlfarth: Der Weltmarkt ist seit Mitte 2014 eingebrochen. Das ist umso bedeutender, je höher der Exportanteil einer Region ist. Binnenmärkte reagieren langsamer. In Neuseeland ist der Binnenmarkt mit weniger als 5% der Milchmenge vernachlässigbar. Daher haben die niedrigen Weltmarkterlöse dort unmittelbar auf die Milchpreise durchgeschlagen. In der EU entfallen auf den Binnenmarkt 88% der Milch, in den USA mehr als 90%. Hier wirken schwache Weltmarktpreise verzögert.
Warum liegt der Milchpreis in den USA noch bei über 30 €-Cent/kg?
Wohlfarth: Vergleiche von Milchpreisen bergen immer ein Risiko. So gehen in den USA noch die Transportkosten zur Molkerei ab. Der hohe US-Milchpreis ist aber auch auf die Abwertung des Euro zurückzuführen. In US-Dollar betrachtet sind die Milchpreise in den USA 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 28,7% gesunken – in Euro betrachtet „nur“ um 14,7%. Die Euro-Zahlen bringen den US-Erzeugern aber nichts. Zudem bilden sich in den USA die Milchpreise über ein kompliziertes Vier-Klassen-System, je nach Verarbeitung. Das verzögert Preisanpassungen.
Welche Folgen hat die größer werdende Milchpreis-Spanne?
Wohlfarth: In Neuseeland, wo die Preise seit Längerem besonders niedrig sind, schrumpft die Milchmenge etwas. Der Effekt ist allerdings begrenzt. Die höheren Milchpreise in den USA sowie der starke Dollar haben dazu geführt, dass die USA mehr Butter und Käse importiert hat und der Export sank. Nun sind aber die Bestände von Milchprodukten gestiegen. Deshalb könnte der Import mittelfristig zurückgehen.
Was passiert in den nächsten Monaten?
Wohlfarth: Die Milchpreis-Kurven werden sich annähern. Neuseeland dürfte den Boden erreicht haben und erwartet für das neue Wirtschaftsjahr ab dem 1. Juni 2016 wieder eine leichte Preissteigerung. In der EU und den USA sinken die Preise dagegen noch.