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Was leisten Akku-Schermaschinen?

Lesezeit: 9 Minuten

Neuere Akku-Schermaschinen versprechen mehr Leistung und längere Laufzeiten. Zum Beginn der Scher- und Schausaison hat top agrar vier Akku-Geräte für Rinder getestet.


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Schluss mit Kabelsalat und der verzweifelten Suche nach der nächsten Steckdose: Einfach auf der Stallgasse mal schnell die Schermaschine rausholen, Akku einsetzen und schon geht es los. Das versprechen moderne Akku-Schermaschinen, die inzwischen fast alle namhaften Hersteller im Angebot haben.


Vier Fabrikate im Test:

Mittlerweile arbeiten die Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus. Sie sind kleiner und leichter, aber auch leistungsfähiger als die früheren Nickel-Cadmium- und Nickel-Metallhydrid-Akkus.


Außerdem haben sie keinen Memory-Effekt mehr, d.h. sie verlieren trotz häufiger Teilentladung auf Dauer nicht an Kapazität. top agrar hat vier Akku-Schermaschinen von einem Profi testen lassen.


Eingesetzt wurden fabrikneue Geräte und Messer, die wir über die Franz Gattinger KG in Obersöchering im handelsüblichen Lieferumfang bezogen haben (www.schermesser-schleifen.de).


Die Testkandidaten sind:


  • Econom CL von Aesculap;
  • Xplorer von Heiniger;
  • FarmClipper Akku von Kerbl;
  • Akku Li-Ion von Lister.


Die detaillierten Leistungsparameter der Geräte finden Sie in Übersicht 2 auf Seite R36. Alle wurden mit einem Ersatzakku geliefert.


Für den Test wählten wir grobe Schermesser, die in der Praxis am häufigsten eingesetzt werden und sich auch für Rinder mit dichterem, verschmutztem Fell eignen. Das Scherbild ließ sich dadurch allerdings nicht beurteilen. Am Vorabend wurden alle Akkus vollständig aufgeladen. Die Messer bzw. der Scherkopf wurden während des Tests mit handelsüblichem Schermaschinenöl etwa alle zehn Minuten geschmiert. Für die Bewertung wurde pro Gerät mindestens eine Akkulaufzeit lang geschert.


Im Test stellten wir einige Unterschiede fest (Übersicht 1), die im Stallalltag Zeit und Nerven kosten können.


Scherleistung:

Die Schnittfrequenz, d.h. die Zahl der Messerhübe, entscheidet letztlich über die Scherqualität. Aesculap gibt hier mit 2750 Hüben pro Minute von den Testkandidaten die höchste Frequenz an. Das liefert die Maschine auch in der Praxis ab. Sie arbeitet erkennbar schneller als die anderen und zeigt selbst bei dichterem Fell, d.h. bei höherem Widerstand, dank Nachregler eine konstante Leistung.


Heiniger und Kerbl rangieren in diesem Punkt an zweiter Stelle. Nur kurz vor Ende ihrer Akkulaufzeit lassen sie in der Schnittfrequenz etwas nach.


Das Lister-Gerät kann bei diesen Hubzahlen nicht mithalten. Es schert deutlich langsamer und lässt bei dichterem Fell stärker in der Leistung nach.


Akkulaufzeit:

Auf Anhieb erreichen nur Aesculap und Heiniger die angegebenen Laufzeiten. Beide Maschinen überzeugen mit einer Scherdauer von jeweils über 100 Minuten.


Im ersten Anlauf bleiben Lister und Kerbl deutlich zurück: Der „Akku Li-Ion“ von Lister macht bereits nach 26 Minuten schlapp. Nach Austausch von Akku und Platine – was nach Aussage des Herstellers sehr selten vorkomme – hält das Gerät dagegen 74 Minuten lang durch. Bei der Schermaschine von Kerbl können wir die maximal mögliche Laufzeit zunächst nicht abrufen, weil Gerät und Messer nach 24 Minuten richtiggehend „heißlaufen“. Die Ursache dafür ist unklar, da wir einen Bedienfehler ausschließen und laut Hersteller offenbar auch kein technischer Defekt vorliegt.


Im zweiten Testlauf erzielt die gleiche Maschine eine Laufzeit von 142 Minuten! Das ist erstaunlich, zumal im Prospekt von 90 Minuten die Rede ist und wir selbst im Leerlauf nur 85 Minuten erreichen (siehe Kasten: Mögliche Fehlerquellen).


Akkuwechsel:

Bei Heiniger und Lister drückt man dazu einfach mit zwei Fingern auf die seitliche Perforation und zieht den Akku heraus.


Bei Aesculap ist das aufwändiger, da vor dem Herausziehen eine Klappe zu lösen ist. Bei Kerbel bekommt man den Akku nur mit beiden Händen und viel Druck auf die beidseitige Perforation aus dem Gerät heraus. Bei den beiden letztgenannten Fabrikaten verkanten sich die Akkus beim Einführen in das Gerät leicht.


Ladezeit:

Optimal ist, wenn Lauf- und Ladezeiten der Akkus so aufeinander abgestimmt sind, dass die Arbeit nur für den Akkuwechsel kurz unterbrochen werden muss. Diese Anforderung erfüllen nach dem Nachtest alle Akkus, d.h. ihre Ladezeit ist kürzer als ihre Laufzeit. Besonders deutlich ist das bei Kerbl und Lister der Fall.


Aufladen:

Am besten gefallen hat uns das Ladegerät von Aesculap – obwohl der Akku darin etwas wackelig sitzt. Der Ladekontakt ist dadurch allerdings nicht beeinträchtigt. Der Clou ist, dass die fünfstufige Ladeanzeige von 0 bis 100% bereits am Akku selbst angebracht ist. Lädt er, blinkt jeweils die dem aktuellen Ladezustand entsprechende Leuchte. Sobald er voll ist, leuchten alle fünf LED dauerhaft und der Überladeschutz schaltet sich an. Weiteren Komfort bietet Aesculap mit einem Entladeschutz. Er aktiviert sich selbst, sobald das Gerät eine Stunde stillsteht. Für den Neustart muss anschließend an der Ladestandsanzeige die zentrale Starttaste gedrückt werden.


Während sich bei Heiniger die Ladestandsanzeige mittels der drei LED-Leuchten nicht von selbst erklärt, sind die Ladestationen von Kerbl und Lister denkbar einfach aufgebaut. Ist der Akku voll, leuchtet die LED grün, ist er leer, rot. Allerdings gefallen uns die Stationen der beiden Hersteller aufgrund der seitlichen Lüftungsschlitze nicht. Hier dringt schnell Schmutz ein, der die Leistung beeinträchtigt. Beim Akku von Kerbl muss man zum Einrasten in die Station zudem etwas stärker drücken.


Start-/Aus-Schalter:

Die Schiebeschalter zum Start lassen sich bei Kerbl und Heiniger besonders einfach mit einer Hand betätigen.


Der Kippschalter auf der Unterseite des Lister-Gerätes ist deutlich umständlicher zu bedienen als bei den anderen Schaltern. Zudem greift man beim Scheren ständig direkt darauf, was auf Dauer stört.


Ähnlich bei Aesculap: Durch den mittigen Hauptschalter rückt der Daumen auf die Kante des Gerätes. Das ist auf Dauer unangenehm. Umständlich ist auch, dass man den Schalter vor dem Start erst ca. fünf Sekunden drücken muss. Damit soll versehentliches Ein- und Ausschalten vermieden werden. Der Schalter deaktiviert sich zudem von selbst, wenn die Maschine zu lange inaktiv ist.


Handhabung:

In puncto Ergonomie ist die Maschine von Heiniger spitze. Sie ist relativ leicht und liegt gut in der Hand, was sich an langen Schertagen auszahlt. Mit ihrer kompakten Bauweise ist sie wendiger als die anderen.


Aesculap liegt trotz des hohen Gewichtes von 1378 g gut in der Hand und lässt sich sehr gut im Fell führen. Für eine gewisse Wendigkeit muss man die Maschine allerdings lockerer halten. Damit sie dann nicht aus der Hand rutscht, hätten wir uns eine Halteschlaufe wie bei Lister und Heiniger gewünscht. Auf Dauer macht sich das hohe Gewicht natürlich schon bemerkbar. Grundsätzlich gilt das auch für die Kerbl-Maschine. Allerdings fällt sie auch in der Handlichkeit ab.


Das Lister-Gerät ist zwar wendig und leicht, liegt aber nicht besonders gut in der Hand und könnte im Fell besser gleiten. Der Kunststoffring und die seitlichen Perforationen, die für mehr Halt sorgen sollen, bringen leider nicht viel.


Erwärmung:

Alle Geräte erwärmen sich bis zu einer gewissen Betriebstemperatur und halten diese bis kurz vor Ende der Akkulaufzeit bei. Ihre Handhabung wird dadurch nicht beeinflusst. Zur gezielten Luftführung ist ein Luftfilter wie bei Aesculap von Vorteil. Er sollte allerdings regelmäßig gereinigt werden.


Lautstärke:

Die Lautstärke der Geräte haben wir 30 Sekunden lang per App am Ohr des Scherers gemessen. Nebengeräusche wurden einbezogen. Lister und Heiniger erwiesen sich dabei als die leisesten Maschinen. Mit ihrer höheren Schnittfrequenz machen Aesculap und Kerbl deutlich mehr Lärm.


Scherkopfform und Messer:

Gewölbte Messer sorgen für einen optimalen Scherwinkel und damit für ein gutes Scherbild. Außerdem gelangen durch die Wölbung weniger Haare ins Innere des Gerätes, sodass es länger leistungsfähig bleibt. Bei einer flachen Scherkopffront, die schräg nach hinten ansteigt, werden die Haare beim Durchfahren besser abgestreift, statt sich auf den Messern zu stauen.


Heiniger und Aesculap erzielen hier Pluspunkte. Beide Firmen arbeiten sowohl mit gewölbten Ober- als auch Untermessern. Zudem sind beide Scherköpfe vorne über den Messern gut verschlossen. Der schmale Kopf bei Heiniger schiebt die Haare besonders effizient zur Seite. Bei Lister ist lediglich das Obermesser gewölbt. Kerbl liefert nur gerade Messer mit. Das führt auch dazu, dass die beiden Unterkammschrauben direkt auf der Haut des Tieres aufliegen. Durch die hohen kantigen Scherköpfe kann sich das Fell bei beiden Fabrikaten stauen, zudem sind sie oberhalb der Messer relativ weit geöffnet.


Scherspannung einstellen:

Die Scherspannung lässt sich bei allen vier Fabrikaten einfach über eine Stellschraube einstellen. Während des Schervorgangs musste bei keiner Maschine nachjustiert werden. Bei Heiniger ist diese Schraube durch den Kunststoffüberzug besonders komfortabel und auch ergonomischer gestaltet. Aesculap verfügt zur Fixierung der Einstellung über eine zusätzliche Gegenmutter.


Messerwechsel:

Bei Lister sind die beiden Unterkammschrauben per Inbusschlüssel zu lösen. Das erfordert mehr Kraft und birgt zudem die Gefahr, dass die Perforation mit der Zeit durch Abnutzung verloren geht. Bei den Schlitzschrauben der anderen drei Hersteller rutscht man dagegen leichter ab.


Aufbewahrung:

Am stabilsten und saubersten verpackt sind die Geräte von Aesculap und Lister. Sie werden im Kunststoffkoffer in einer stabilen perforierten Plastikeinlage mit Schaumstoffauflage geliefert. Bei Heiniger reißt die dünne Plastikeinlage relativ schnell ein. Kerbl bettet Maschine mit Zubehör komplett in Schaumstoff ein. Das hält zwar länger als ein Plastikinnenleben, lässt sich aber schlechter reinigen.


Preis-Leistungsverhältnis:

Das beste Preis-Leistungsverhältnis liefert das Importgerät von Kerbl. Wer viel schert und auf Komfort Wert legt, ist dagegen mit der Xplorer von Heiniger gut beraten. Sie schnitt fast in allen Kriterien sehr gut ab und ist nicht die teuerste.


Aesculap bietet zwar auch top Qualität, kostet allerdings 270 € mehr. Dafür, dass Lister nicht an die Wettbewerber herankommt, ist der Preis gewagt. Wie lange die einzelnen Maschinen aber tatsächlich halten, steht auf einem anderen Blatt.Silvia Lehnert

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